„Bumsvoll und bekannt wie ein karierter Hund“ - warum die Krankenhaus GmbH trotzdem Verluste macht
Im Kreistag wurde der Bericht der Krankenhaus-Geschäftsführung vorgestellt. Tenor: Medizinisch und organisatorisch ist man auf gutem Weg. In finanziellen Erfolg – und das bedeutet keine fetten Gewinne, sondern lediglich sinkenden Zuschussbedarf – lässt sich das aber nach wie vor nicht ummünzen.
Da Geschäftsführer Thomas Lippmann zeitgleich in Budgetverhandlungen mit den Krankenkassen steckt, war es sein Stellvertreter Claus Rauschmeier, der den Kreistag über die aktuelle Lage in der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH informierte. Dabei ging er auf beide Standorte ein.
Schongau: „Bumsvoll und bekannt wie ein karierter Hund“
Das „SOGesund“ sei mittlerweile deutschlandweit „bekannt wie ein karierter Hund“, meinte Rauschmeier. Man bekomme dauernd Besucher, die sich über die Transformation vom Krankenhaus hin zum Gesundheitszentrum informieren wollen. Das Haus sei mittlerweile wieder gefüllt, Leerstände gebe es nicht, so der stellvertretende Geschäftsführer. In den kommenden Monaten werde sich am Standort Schongau noch einiges tun. So soll die Geriatrische Reha von derzeit 29 auf 50 Betten erweitert werden, indem man die frühere Station 5 nutzt. Mit den Fördermitttelgebern sei die Umnutzung abgesprochen, es müssten keine Zuschüsse zurückgezahlt werden.
Auch wenn „das Facharztzentrum mittlerweile bumsvoll“ sei, wie es Rauschmeier ausdrückte, soll im kommenden Jahr noch ein Orthopädenpaar eine weitere Praxis eröffnen. Zudem werde ein Unternehmen aus dem Raum Schongau kommendes Jahr eine öffentlich zugängliche Apothekenfiliale im „SOGesund“ eröffnen. Im ersten Halbjahr 2025 habe man 20 000 „Bürgerkontakte“ im Gesundheitszentrum gezählt, 3000 Patienten seien in der Notfallambulanz behandelt worden – „das sind genauso viele wie zuvor in der Schongauer Notaufnahme, die täglich rund um die Uhr geöffnet war“, so Rauschmeier. Im Aufbau befinde sich weiter das ambulante OP-Zentrum.
Es gibt also viele Erfolge zu vermelden im „SOGesund“, unterm Strich steht aber dennoch ein dickes Minus von rund 5,9 Millionen Euro, das der Landkreis ausgleichen muss. Das liege daran, dass der Bund zwar mittlerweile „Sektorenübergreifende Versorger“ wie das „SOGesund“ gesetzlich verankert habe, die Finanzierung dafür aber noch nicht geklärt sei, so Rauschmeier.
Weilheim: Patientenansturm wird von den Kassen abgestraft
Das „Blaulichtzentrum“ in Weilheim droht derweil, ein Opfer seines eigenen Erfolgs zu werden. Das liegt laut Rauschmeier daran, dass man auch hier seiner Zeit voraus ist. Es war klar, dass durch die Schließung des Schongauer Krankenhauses in Weilheim mehr Patienten betreut werden müssen. Deshalb unterscheidet Rauschmeier zwischen den Betten, die im Krankenhausplan verankert sind, und „aufgestellten Betten“. Laut Plan hat das Weilheimer Krankenhaus 169 Betten, tatsächlich betrieben werden aber 230.
„Durch die Transformation haben wir deutlich mehr stationäre Patienten in Weilheim als vorher“, so Rauschmeier. Das sei in der Krankenhausreform auch genauso gewollt. Allerdings sei das Entgeltgesetz nicht an die neue Lage angepasst worden. Nun habe man vor der Transformation mit den Krankenkassen bestimmte Ziele vereinbart, wie viele Behandlungen verschiedener Erkrankungen durchgeführt werden sollen. Dadurch, dass nun deutlich mehr Patienten behandelt werden, werden die ursprünglich vereinbarten Fallzahlen deutlich überschritten. Und die Krankenkassen strafen das mit hohen Abzügen ab.
Für das Weilheimer Krankenhaus bedeutet das ganz konkret, dass man eigentlich erfolgreich arbeitet – mehr Patienten kommen, um sich behandeln zu lassen –, aber am Ende noch draufzahlt. „Das nehmen wir nicht hin, da kämpfen wir“, kündigte Rauschmeier an. Denn die höheren Fallzahlen würden schließlich daher rühren, dass man die neuen gesetzlichen Vorgaben umsetze.
Ähnlich sei auch die Lage bei der Notaufnahme in Weilheim. Die allein macht 2,5 Millionen Euro Verlust pro Jahr. Warum das so ist? „Wir hatten 12 000 Notfallpatienten in Weilheim, für deren Behandlung wir durchschnittlich 60 Euro pro Fall erstattet bekommen“, so Rauschmeier. Die Kosten würden bei rund dem Doppelten liegen. Und wenn man pro Patient Verluste macht, dann steigen die Verluste, wenn mehr Patienten kommen.
„Das sind Fehler im System, mit denen wir uns herumschlagen müssen“, so Rauschmeier. Die Mitarbeiter und die Patienten wolle man mit diesen Kostendiskussionen nicht belasten, „dafür sind wir als Geschäftsführer da“. Das alles führt zur absurden Situation, dass das Weilheimer Krankenhaus bestens ausgelastet ist, aber dennoch rund sechs Millionen Euro Verluste zu erwarten sind.
MRI-Kooperation von den Münchnern aufgekündigt
Es gab noch mehr schlechte Nachrichten aus Weilheim. So räumte Rauschmeier auf Nachfrage ein, dass die vor wenigen Jahren mit großem Tamtam verkündete Kooperation mit dem Klinikum „Rechts der Isar“ in München bei der Behandlung von Schlaganfallpatienten beendet wurde. „Das MRI hat den Vertrag gekündigt, obwohl wir gut zusammengearbeitet haben, gutes Personal und hohes Engagement einbrachten“, so der stellvertretende Geschäftsführer. Warum die Zusammenarbeit beendet wurde? „Da müssen Sie das MRI fragen.“ Die Betreuung von Schlaganfallpatienten – vergangene Woche wurden an einem einzigen Tag fünf Betroffene eingeliefert – werde ab 1. Oktober in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk „Nevas“ erfolgen.
Derweil haben die Starnberger Kliniken verkündet, wie es mit dem Krankenhaus in Penzberg weitergehen soll.