Leerstand in der Altstadt nimmt zu

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Direkt nebeneinander auf dem Marienplatz liegen zwei der prominentesten von insgesamt 17 Leerständen in Weilheims Altstadt. © Susanne Böllert

Seit 2018 hat jedes vierte Geschäft in der Weilheimer Innenstadt geschlossen. Um den Trend zu stoppen, empfehlen Experten einen stärkeren Nutzungsmix.

Auch an der Weilheimer Einkaufslandschaft ist der Strukturwandel, den der zunehmende Onlinehandel sowie mannigfaltige Krisen von Corona bis Ukrainekrieg in den vergangenen Jahren ausgelöst haben, nicht spurlos vorbeigezogen. So hat laut einer aktuellen Strukturanalyse des CIMA Instituts München die Verkaufsfläche in der Innenstadt in den letzten sieben Jahren um 25 Prozent abgenommen und ist damit unter 20 000 Quadratmeter Gesamtfläche gesunken.

Mit anderen Worten: Seit Erstellung des umfassenden Einzelhandelskonzepts durch die CIMA im Jahr 2018 hat jedes vierte Geschäft in Erdgeschosslage im Bereich Altstadt, Obere Stadt, Rathausplatz zugemacht – und ist andernorts auch nicht wieder eröffnet worden. Von den insgesamt 200 Weilheimer Einzelhandelsbetrieben sind derzeit aber noch 91 Betriebe in der Innenstadt angesiedelt, während sich die Zahl der Leerstände auf derzeit 17 beläuft.

Anstieg von 23 Prozent bei Komplementärnutzungen

„Im Vergleich zu anderen Städten steht Weilheim aber noch gut da. In anderen Städten verliert der stationäre Einzelhandel noch viel stärker an Bedeutung“, ordnete Stefan Frenzl, städtischer Standortförderer, in der jüngsten Bauausschusssitzung ein. Immerhin sei zeitgleich ein Anstieg von 23 Prozent bei den sogenannten Komplementärnutzungen zu verzeichnen gewesen. Darunter zu verstehen ist „alles außer Einzelhandel und Gastronomie“, also Dienstleister wie Ärzte, Physiotherapeuten, Maklerbüros oder Kanzleien.

Zwar sind laut Strukturanalyse Gastronomie und Einzelhandel immer noch der Hauptgrund, die (Weilheimer) Innenstadt zu besuchen, die Bedeutung der Freiberufler sei aber im Kampf gegen die abnehmende Besucherfrequenz nicht zu unterschätzen. „Denn wer zum Arzt muss oder zur Massage, der trifft sich danach eben doch noch mal auf einen Kaffee oder kauft sich eine Bluse“, erklärte Frenzl.

Unterschiede in A- und B-Lagen

Hilfreich erschien dem Bauausschuss, der die CIMA-Studie insgesamt positiv aufnahm, besonders die Unterteilung in unterschiedlich zu bewertende Zonen. Zur A-Lage zählen danach der Marienplatz und die Schmiedstraße, zur B-Lage die Admiral-Hipper-Straße, die Pöltnerstraße, Rathaus- und Kirchplatz, Kreuz- und Apothekergasse. Die weiteren Innenstadtstraßen werden als Nebenlagen geführt.

So fiel auch die Empfehlung der Standortanalysten hinsichtlich der Ausarbeitung weiterer innenstädtischer Bebauungspläne unterschiedlich aus – eben je nach Lage. Während sich der Strukturwandel in der A-Lage bislang nur punktuell zeige, sollten hier auch in Zukunft nur Geschäfte und Restaurants und nur ausnahmsweise andere Dienstleister oder Wohnungen zugelassen werden.

Keine Tankstellen, Wettbüros oder Erotikläden

In der B-Lage sowie den Nebenlagen aber solle der wachsende Branchenmix in den Erdgeschossflächen gefördert und Freiberufler nicht pauschal ausgeschlossen werden, um so den Geschäfts- und Flaniercharakter in den Haupteinkaufslagen auch in Zukunft zu erhalten. Zumal die Nachfrage aus dem klassischen Einzelhandel nach Verkaufsflächen begrenzt sei, wie Frenzl erklärte.

Während nach Ansicht der CIMA-Analysten in diesen Innenstadtbereichen auch Anlagen für sportliche Zwecke sowie Wohnnutzung prinzipiell erlaubt sein sollten, schlossen sie „imagebelastende, minderwertige“ Nutzungen etwa durch Tankstellen, Wettbüros oder Erotikläden für die gesamte City aus. Woraufhin SPD-Stadtrat Horst Martin die halb ernst, halb scherzhaft gemeinte Frage stellte: „Sollen wir den Erotik-Einzelhandel wirklich ganz ausschließen? Wie man in anderen Städten sieht, ist in den Beate-Uhse-Läden doch immer gut was los.“ Weiter sinkende Besucherzahlen ließen sich so eventuell verhindern.

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