Nach plötzlichem Tod von Mitarbeiter: Firma startet Spendenaktion
Der plötzliche Todesfall eines Mitarbeiters hat Firmenchef Franz Mayr und seine Tochter dazu veranlasst, ein Spendenkonto einzurichten. Sie wollen der hinterbliebenen Familie helfen.
Böbing - Die leicht abgedunkelte Nische im Eingangsbereich der Firma Mayr Edelstahl- & Metallkonstruktionen GmbH zieht den Blick des Besuchers sofort auf sich. Das Porträtfoto eines jungen Mannes im Bilderrahmen steht im Mittelpunkt, daneben eine weiße flackernde Kerze. Diese wirft ihr Licht auf das Deckblatt eines Bildbandes über die Dolomiten. Die erste Ahnung wird durch die farbig gedruckte Anzeige bestätigt, die unterhalb des Bildes liegt: Es ist die traurige Nachricht, die den Verlust eines Mitarbeiters der Firma bestätigt.
Die Nachricht über den plötzlichen und völlig unerwarteten Tod von Jürgen Treude hat nicht nur seine Kolleginnen und Kollegen tief betroffen gemacht, auch andere Firmen, mit denen die Firma Mayr Kontakt hatte und für die Jürgen Treude zuständig war, zeigen dieser Tage ihre Anteilnahme.
„Sein Tod ist für uns ein Riesen-Verlust“
„Jürgen war menschlich ein super Kerl. Er war in allen Firmenangelegenheiten überaus korrekt und sehr engagiert“, beschreibt ihn Geschäftsführer Franz Mayr. „Sein Tod ist für uns ein Riesen-Verlust, und das ist wirklich nicht nur so dahergeredet“, ergänzt der Firmenchef. Seine Tochter Maresa Mayr, die aus Berlin per Video zugeschaltet ist, bestätigt die Aussagen ihres Vaters. Ihr fällt es sichtlich schwer, die richtigen Worte zu finden. Zu tief ist die Trauer über den sympathischen Mitarbeiter verwurzelt, der nur 40 Jahre alt werden durfte.
„Jürgen hatte einfach den richtigen Draht zu allen Kunden“, versucht es Maresa zu erklären. Jürgen Treude hat sich 2012 nach einer Stellenausschreibung bei der Firma beworben und das Rennen gemacht. Treude, der eigentlich in Bad Berleburg im Sauerland beheimatet war, hat es schon immer in die Berge gezogen. „Er war sehr sportlich, voll durchtrainiert und hat sich dem klassischen Ski-Langlauf verschrieben“, sagt Franz Mayr. Selbst am legendären Wasa-Lauf in Schweden habe Treude sehr erfolgreich teilgenommen. Nicht zu vergessen die vielen Starts am König-Ludwig Lauf in Oberammergau. „Seine beste Platzierung war dort ein 13. Platz“, weiß Mayr.
Treude organisierte Arbeit vom Sauerland aus
Vier Jahre hatte Jürgen Treude in den Anfangsjahren in Wildsteig alleine gewohnt, dann hat der Metallbaumeister seine Ehefrau Kerstin mit nach Bayern geholt. Die Liebe zu seiner Frau und die zu den Bergen hat er hier vereint. Sohn Ferdinand machte das Glück vollkommen.
Mit Kerstin und Ferdinand wohnte Jürgen dann zwei Jahre in Rottenbuch, bis die Familie wieder ins Sauerland zurückkehrte. Von dort aus hat Treude seine Arbeit für die Firma organisiert. „Jeden Monat war er für drei bis vier Trage in Pischlach, um an den großen Besprechungen und Planungen teilzunehmen“, sagt Mayr. Danach hat er immer die Kunden persönlich besucht oder die Abwicklungen von Zuhause aus perfekt gestemmt.
Ehefrau überbrachte schlimme Botschaft
Den Telefonanruf kürzlich an einem Sonntagvormittag wird Franz Mayr nicht vergessen. „Um Schlag 10 Uhr klingelte das Handy“, erinnert sich Mayr noch, als wäre es gestern gewesen. „Wenn Jürgen am Sonntag anruft, muss es etwas Wichtiges sein“, hat er sich gedacht. Es ist Jürgens Ehefrau Kerstin, die die schlimme Nachricht in wenigen Worten überbringt. Der Schock bei Franz Mayr sitzt tief. Unfassbar. „Dieser sportliche und durchtrainierte junge Mann mit 40 Jahren ist nicht mehr unter uns“, so die traurige Wahrheit.
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Gleichzeitig muss Franz auch an die drei Kinder von Jürgen und Kerstin denken. Ferdinand wurde ja noch in Bayern geboren, danach kamen Josefina und Frieda in Bad Berleburg zur Welt. Da hat das Schicksal auch schwer zugeschlagen. Bei den eineiigen Zwilligsmädchen kommt eines mit einer schweren Behinderung zur Welt.
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All diese Umstände und die vielen Anfragen der Firmen, für die Treude zuständig war, haben jetzt Franz Mayr und seine Tochter Maresa bewogen, ein Spendenkonto für die Familie einzurichten. „Kein Geld der Welt kann den Verlust von Jürgen ersetzen, aber wir wollen wenigstens so helfen, dass die Ehefrau finanziell nicht alleine gelassen wird“, beschreibt es der Firmenchef. Die Firma ist mit gutem Beispiel vorangegangen und hat 4000 Euro eingezahlt. Mayr hofft, dass sich andere Firmen beteiligen.
„Auch Sportkameraden, die ihm nahe standen, können so seiner Familie wenigstens ein klein wenig unter die Arme greifen“, hofft Franz Mayr. Seine Tochter Maresa auf dem zugeschalteten Bildschirm kann seine Äußerungen und Hoffnungen nur mit einem Kopfnicken bestätigen. In diesem Moment versagt ihre Stimme, nur ihre feuchten Augen verraten ihre Gefühlslage über den unerwarteten Verlust eines überaus beliebten Mitarbeiters und Freundes.