Deutscher Heizungsbauer in der Krise: Wärmepumpen-Hersteller rutscht tiefer in die Misere

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Vor einem neu gebauten Wohngebäude ist im Garten eine Wärmepumpe zum Heizen des Gebäudes in Betrieb. © Bernd Weißbrod/dpa

Stiebel Eltron scheint mit erheblichen Problemen aufgrund des zähen Verkaufs zu kämpfen. Drastische Maßnahmen könnten beim Wärmepumpenhersteller anstehen.

Holzminden – Das Ziel der Ampel-Koalition hieß 500.000 Wärmepumpe pro Jahr. Ein Ziel, welches derzeit schlichtweg unerreichbar scheint. Statt einer florierenden Wärmepumpen-Branche befinden sich diverse Heizungsbauer in Deutschland in der Krise. Neben Viessmann und Vaillant trifft es vor allem einen Wärmepumpenhersteller hart: Stiebel Eltron.

Die anhaltende Schwäche in den europäischen Heizungsmärkten führe auch bei Stiebel Eltron zu einem deutlichen Umsatzrückgang. „Vor diesem Hintergrund waren und sind Kostensenkungsmaßnahmen unumgänglich und auch bereits umgesetzt worden“, erklärte ein Unternehmenssprecher gegenüber dem Handelsblatt.

Wärmepumpen-Absatz bricht ein: Heizungsbauer in Deutschland verzeichnen massiven Rückgang

Dafür verantwortlich ist der stockende Absatz von Wärmepumpen. Während die Hersteller im Jahr 2023 mit 356.000 verkauften Geräten einen Rekord einfuhren, hat sich das Bild in diesem Jahr deutlich gewandelt. Denn im ersten Halbjahr kamen die Hersteller bisher nur auf 90.000 verkaufte Wärmepumpen in Deutschland. Ein eklatanter Absatz-Einbruch bei Wärmepumpen von 54 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr.

Die Gründe hierfür bleiben vielfältig. Zum einen sorgte der Streit um das Heizungsgesetz im vergangenen Jahr für viel Verunsicherung in der Bevölkerung. Zum anderen ist eine Umrüstung auf eine Wärmepumpe weiterhin mit hohen Kosten verbunden, die sich schlichtweg nicht alle Bürgerinnen und Bürger in Deutschland leisten können oder wollen. Hinzu kommt, dass Krisen wie die Corona-Pandemie oder der Ukraine-Krieg mit verbundener Energiekrise entweder im Rückspiegel liegen oder nicht mehr so imminent erscheinen, was zu einer deutlichen Zurückhaltung bei der Umrüstung auf eine Wärmepumpe geführt hat.

Wärmepumpen-Hersteller in der Krise: Nächste Heizungsbauer in Deutschland befindet sich in der Schieflage

Eine Entwicklung, auf die die Wärmepumpen-Hersteller Viessmann und Vaillant bereits reagiert haben, indem sie ihre Angestellten in Kurzarbeit geschickt haben. Wie die hna berichtete, ist der Heizungsbauer den Schritt mit der Kurzarbeit aufgrund des schwächelnden Wärmepumpen-Absatzes unlängst gegangen. Nun könnte Stiebel Eltron aber weitere Konsequenzen in Betracht ziehen, um auf die derzeitige Marktsituation zu reagieren. Und diese könnten offenbar drastisch ausfallen. Denn nach Informationen des Handelsblatts sieht sich der deutsche Heizungsbauer Stiebel Eltron enormen wirtschaftlichem Druck ausgesetzt.

Demnach soll es unternehmensweit zu deutlichen Einsparungen kommen. Allen voran soll es laut einem Insider zu deutlichen Kürzungen bei den Personalkosten von 25 Prozent kommen, heißt es im Handelsblatt weiter. Dabei soll er nach dem Ende der Kurzarbeit im September bereits im Oktober zum Stellenabbau kommen. Um die Vorgaben zu erreichen, könnten von den etwa 5000 Angestellten rund 1000 Jobs betroffen sein. Die Spekulationen über einen möglichen Stellenabbau kommentierte das Unternehmen auf Anfrage des Handelsblatts allerdings nicht.

Boom der Wärmepumpe bereits verpufft? Experten haben keine guten Nachrichten für Heizungsbauer

Eine Besserung der wirtschaftlichen Lage ist offenbar auch nicht in Sicht. Tatsächlich befürchten einige Experten, dass der Boom bei den Wärmepumpen vorbei sein könnte und sich nach dem Rekordabsatz im vergangenen Jahr eine regelrechter „Preiskampf“ bei den Wärmepumpen einstellen könnte. Darüber hinaus sehen derzeit auch Zwischenhändler in Deutschland von weiteren Käufen von Wärmepumpen ab, da nach Kenntnissen von Brancheninsidern noch etwa 70.000 Geräte in ihren Lagern auf den Abverkauf warten.

Hinzu kommt, dass die Baukrise in Deutschland ebenfalls auf die Heizungsbauer einwirkt. Doch besonders trifft diese Entwicklung den Wärmepumpen-Spezialisten Stiebel Eltron. Denn ihre Geräte sind weniger für Altbauten, sondern vielmehr für gut isolierte Neubauten ausgelegt. Da der Wohnungsbau in Deutschland aber massiv ins Stocken geraten ist und die Baugenehmigungen für neue Gebäude seit Monaten rückläufig sind, kann der Wärmepumpenhersteller wohl nicht auf eine neue Auftragsflut bauen.

Wärmepumpen-Hersteller in der Krise: Geräte von Stiebel Eltron haben gegenüber der Konkurrenz einen weiteren Nachteil

Das liegt aber auch daran, dass die Wärmepumpen des spezialisierten Heizungsbauers, der keine Öl- oder Gasheizungen anbietet, nicht auf das natürliche Kältemittel Propan setzt, was durch eine neue EU-Verordnung für das Jahr 2027 ganz neue Probleme schaffen könnte. Und genau diese Wärmepumpen erhalten in Deutschland eine Förderung. Fünf Prozent gibt es, was die Geräte der Konkurrenz bei einem Kauf nochmals attraktiver macht.

Es sind diese kleinen Puzzleteile, die zur Schieflage des Wärmepumpen-Herstellers aus Holzminden in Niedersachsen führen. Und genau diese Probleme muss das Unternehmen schnellstens angehen, um im Angesicht der schwierigen wirtschaftlichen Lage wieder in die Spur zu kommen. Die Hoffnung liegt dabei auf der Zukunft. Denn auch Stiebel Eltron verlässt sich ebenso wie der Deutschland-Chef von Vaillant, Tillmann von Schroeter, darauf, dass das Heizungsgesetz nicht fallen wird und „die Wärmepumpe alternativlos“ bleibt.

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