Wohnungsbau in der Krise: Trendwende nicht absehbar – Baugenehmigungen brechen weiter ein
Der Wohnungsbau in Deutschland schwächelt. Eine Trendwende ist noch nicht absehbar. Trotz Gegenmaßnahmen brechen die Baugenehmigungen ein.
Berlin – Im schwächelnden Wohnungsbau ist noch keine Trendwende in Sicht, im Gegenteil: Die Zahl der Baugenehmigungen sank im April um 17,0 Prozent oder 3.600 im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 17.600, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Von Januar bis April wurden damit 71.100 Wohnungen genehmigt. Das waren 21,0 Prozent oder 18.900 weniger als ein Jahr zuvor. Teure Materialien und gestiegene Finanzierungskosten schrecken nach wie vor viele potenzielle Häuslebauer und Investoren ab.
Damit sei mittlerweile wieder das Genehmigungsniveau vom Jahresbeginn 2013 erreicht worden, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim Oliver Müller. Seither sei allerdings die Bevölkerungszahl in Deutschland um 3,7 Millionen Menschen gewachsen. „Wenn wir also nicht schnellstens die Trendwende einläuten, wird die Wohnungsnot das beherrschende Thema im Bundestagswahljahr 2025“, sagte Müller.

Im vergangenen Jahr wurden 295.300 Wohnungen gebaut. Das waren zwar 0,6 Prozent oder 1.900 mehr als 2022. Das Ziel der Ampel-Koalition von jährlich 400.000 neuen Wohnungen wurde allerdings erneut klar verfehlt.
Verzweiflung bei den Betrieben: Mit Preissenkungen gegen den Auftragsmangel
Bei Einfamilienhäusern fiel der Rückgang der Baugenehmigungen in den ersten vier Monaten des Jahres mit 32,5 Prozent auf 12.300 am stärksten aus. Bei Zweifamilienhäusern wurde ein Minus von 18,3 Prozent auf 4.400 gemeldet. Auch bei den Mehrfamilienhäusern – der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart – verringerte sich die Zahl der Genehmigungen deutlich: Hier ging es um 20,2 Prozent auf 38.500 nach unten.
In der Wohnungsbaubranche hat sich das Geschäftsklima im Mai trotz des anhaltenden Auftragsmangels aufgehellt. Das entsprechende Barometer stieg von minus 52,3 im April auf minus 46,4 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner Unternehmensumfrage herausfand. Sowohl die Erwartungen für die kommenden Monate als auch die Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage verbesserten sich, wenn auch auf einem sehr niedrigen Niveau. „Die Wohnungsbauer hoffen, die Talsohle hinter sich gelassen zu haben“, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. „Der Weg zur Erholung ist aber noch lang.“
Ein zentrales Problem bleibt der weit verbreitete Auftragsmangel: Im Mai berichteten noch 51,7 Prozent der Unternehmen davon, nach 55 Prozent im April. Auch bei den Stornierungen gibt es trotz eines Rückgangs noch keine Entwarnung: Im Mai meldeten 15,1 Prozent der Betriebe stornierte Projekte, nach 17,6 Prozent im Monat zuvor. „Viele Unternehmen versuchen, mit Preissenkungen dem Auftragsmangel entgegenzuwirken“, sagte Wohlrabe. (reuters, lf)