Nachfrage nach Wärmepumpen bricht deutlich ein – Experte moniert „Unklarheit“ bei Bürgern

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Die Wärmewende in Deutschland läuft nicht wie erhofft. Auch die Nachfrage nach Wärmepumpen geht zurück. Ein Experte sieht die Politik in der Pflicht.

Berlin – 2024 sollte ein entscheidendes Jahr werden. Das Jahr des Umschwungs. Mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) – vom Boulevard auch Heizungsgesetz genannt – wurde die Hoffnung verbunden, nun aber wirklich Schwung aufzunehmen bei der sogenannten Wärmewende. Klara Geywitz (SPD) als für das Wohnen und das Bauwesen zuständige Ministerin in der Ampel-Regierung sprach vom „Einstieg in den Flottenwechsel beim Heizen“.

Doch so wirklich scheinen die Bürger den aufgezeigten Sprung auf das neue Schiff nicht zu wagen. Das verdeutlichen die vom Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) veröffentlichten Zahlen. Die vor allem von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) schmackhaft gemachte Wärmepumpe kommt vielen Deutschen demnach ganz offensichtlich so schnell nicht ins oder vor das Haus.

Derzeit nicht so nachgefragt wie von der Politik erhofft: Der Absatz von Wärmepumpen geht in Deutschland deutlich zurück. © IMAGO / Christian Ohde

Wärmepumpen in Deutschland: 2024 bislang 54 Prozent weniger Verkäufe als im Vorjahresvergleich

Im ersten Halbjahr 2024 zählte der BDH zwar 90.000 Verkäufe solcher Einheiten. Dies bedeutet jedoch ein Minus von 54 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damals war noch von langen Wartezeiten für Interessenten ausgegangen worden, weil es an Fachkräften mangelte, die den Einbau von Wärmepumpen übernehmen könnten. Nun ist diese auf immer mehr Köpfe verteilte Expertise also weniger gefragt.

Der bislang stärkste Wärmepumpen-Monat im Jahr 2024 war der Januar mit 17.000 abgesetzten Einheiten – bei insgesamt 81.500 Wärmeerzeugern, was ebenfalls den Topwert bedeutet. Am wenigsten waren es im April mit 13.000 Wärmepumpen von insgesamt 55.000 Wärmeerzeugern. Der Juni schaffte es mit 16.000 verkauften Wärmepumpen immerhin auf Platz zwei, obwohl insgesamt nur 53.000 Wärmeerzeuger abgesetzt wurden. Der Anteil stieg also immerhin.

Bis Jahresende rechnet der Verband damit, dass maximal 200.000 Wärmepumpen abgesetzt werden. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2023 waren es 356.000. Zwei Jahre in Folge war der Absatz um mehr als 50 Prozent angewachsen.

Wärmewende in Deutschland: Experte fordert „Signal des Vertrauens der Regierung an die Bürger“

Nun moniert BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt: „Die Menschen brauchen bei der Heizungsmodernisierung Planungssicherheit. Vor allem mit Blick auf den Klima- und Transformationsfonds 2025 ist es daher von zentraler Bedeutung, dass hier ein Signal des Vertrauens seitens der Bundesregierung an die Bürgerinnen und Bürger gesendet wird.“ Er plädiert dafür, die staatliche Unterstützung für die Heizungsmodernisierung fortzuführen.

Aber nicht nur bei der Wärmepumpe brach der Absatz deutlich ein. Insgesamt setzten Hersteller laut BDH 43 Prozent weniger Wärmeerzeuger ab als im gleichen Zeitraum des Rekordjahrs 2023. Dabei wird die gesamte Breite heiztechnischer Lösungen und Systemkomponenten berücksichtigt, also auch Brennwertheizungen oder Pelletheizungen. Im Mai hatte der Gesamtabsatz noch bei einem Minus von 35 Prozent gelegen. Insgesamt bewege sich der Markt nach vier Jahren Wachstum auf dem langjährigen Absatzniveau vor dem Jahr 2020. Also vor der Corona-Pandemie.

Vor einem Neubau steht eine Wärmepumpe
Wärmewende in Deutschland: Neubauten haben hinsichtlich des Wärmeerzeugers bestimmte Vorgaben zu beachten. © IMAGO / Rainer Weisflog

Deutschland will klimafreundlicher werden: „Geweckte Erwartungen lassen sich von Realität kaum halten“

Staudt erwähnt den „Umstand, dass bei den Bürgerinnen und Bürgern Unklarheit darüber herrscht, was die kommunale Wärmeplanung mit sich bringt. Hier wurden Erwartungen geweckt, die sich in der Realität kaum halten lassen.“ Weiter spricht der Experte von einer „unübersichtlichen Gemengelage“ und verweist auf die komplizierten „Zusammenhänge zwischen Gebäudeenergiegesetz, kommunaler Wärmeplanung und stellenweise der Förderung“.

Dazu passt das Ergebnis einer Konjunkturumfrage, die der BDH für den Zeitraum bis einschließlich September 2024 durchführte. Demnach schätzen die Hersteller die Marktentwicklung der verschiedenen Produktgruppen überwiegend pessimistisch ein.

Deutschland und das Heizungsgesetz: Verbraucher vor Sprüngen bei Öl- und Gaspreisen schützen

Umso wichtiger seien positive Impulse, genannt wird die Ausweitung der Förderung. In diese werden ab August auch die Wohnungswirtschaft und Eigentümer von Nichtwohngebäuden einbezogen. Über allem stehe aber, „das Vertrauen der Verbraucher in die Heizungsmodernisierung zu stärken“. Staudt sieht an sich „gut Bedingungen“ für eine Investition.

Letztlich ist der Hintergrund des GEG vor allem, Deutschland auf lange Sicht klimafreundlicher zu gestalten. Ebenso sollen die Verbraucher aber auch vor Preissprüngen bei Öl und Gas geschützt werden, die mehr denn je drohen, da die günstig aus Russland eingekauften Rohstoffe infolge des Ukraine-Kriegs keine Option mehr zu sein scheinen. (mg)

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