Eisverlust und Meeresspiegel-Anstieg - Vier Grafiken zeigen, wie das Klima auf der ganzen Welt gerade verrückt spielt

Rekorde gehören schon zum Standard: Auch nach dem diesjährigen Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) zum Stand des Weltklimas setzt sich die Erwärmung der Erde in alarmierender Weise fort. Der Klimawandel schreitet ungebremst voran, mit Rekordwerten bei Temperaturen, der CO2-Konzentrationen – und vor allem Rekorden bei der Gletscherschmelze und dem Meeresspiegel-Anstieg. 

Der am Mittwoch in Genf veröffentlichte Bericht, der Beiträge von nationalen Wetterdiensten, regionalen Zentren der WMO, UN-Partnern und zahlreichen Experten zusammenfasst, soll Politikern als Entscheidungshilfe dienen. Nicht zuletzt deshalb verweist er auf massive wirtschaftliche und soziale Folgen wie Versicherungsschäden, Klimaflüchtlinge und Instabilität durch Ernährungskrisen.

Zwar ist es nach Auffassung der Wissenschaftler noch immer möglich, den längerfristigen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen. Aber die Herausforderungen wachsen. Vier Grafiken zeigen, wie das Klima auf der ganzen Welt derzeit verrückt spielt.

1. Die 1,5-Grad-Grenze ist geknackt

2024 war wahrscheinlich das erste Jahr, in dem die globale Durchschnittstemperatur mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau von 1850-1900 lag. Die vergangenen zehn Jahre gehören zu den wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Der längerfristige Temperaturanstieg liegt derzeit zwischen 1,34 und 1,41 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau. Die starke Erwärmung in den Jahren 2023 und 2024 wurde durch natürliche Faktoren wie das Wetterphänomen El Niño verstärkt, ist jedoch primär auf den menschengemachten Klimawandel zurückzuführen.

Ebenfalls besorgniserregend: Die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre liegt heute 150 Prozent über dem Niveau der vorindustriellen Zeit. CO2, Methan und Distickstoffmonoxid haben die höchsten Werte seit mindestens 800.000 Jahren erreicht. Diese Treibhausgase sind die Hauptverursacher der anhaltenden globalen Erwärmung.

Die folgende Grafik der WMO zeigt den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur von 1850 (dem Anbeginn der Industrialisierung) bis heute:

2. Der Meeresspiegelanstieg nimmt ein ungeahntes Tempo an

Der Meeresspiegel steigt mit einer Rekordgeschwindigkeit von 4,7 mm pro Jahr – doppelt so schnell wie noch vor 30 Jahren. Selbst bei einer drastischen Reduktion von CO2-Emissionen wird der Meeresspiegel weiter steigen, weil das Abschmelzen der Eismassen bereits unumkehrbare Prozesse in Gang gesetzt hat. Küstenregionen weltweit sind zunehmend von Überschwemmungen und Erosion betroffen.

Diese Grafik der WMO zeigt den Anstieg des Meeresspiegels in den letzten 30 Jahren:

Meeresspiegel-Anstieg
Der globale Meeresspiegel-Anstieg WMO

3. Gletscher schmelzen, Wasserknappheit droht

Die Gletscher der Erde haben in den vergangenen drei Jahren so viel Masse verloren wie nie zuvor in einer vergleichbaren Zeitspanne. Die drei vergangenen Jahre erreichten bei der saisonal geringsten Eisausdehnung in der Antarktis mit weniger als zwei Millionen Quadratkilometern alle neue Tiefpunkte. Die Messungen begannen 1979. Ohne drastische Maßnahmen könnte der Wasserverlust aus Gebirgsgletschern langfristig zu Trinkwasserknappheit in vielen Regionen der Welt führen.

6. Naturkatastrophen werden häufiger – und teurer

2024 war eines der Jahre mit der höchsten Anzahl an dokumentierten Extremwetter-Ereignissen. Tropische Wirbelstürme, Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen trieben so viele Menschen zur Flucht wie seit 16 Jahren nicht mehr. Die wirtschaftlichen Schäden durch klimabedingte Naturkatastrophen wurden auf über 500 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Extremwetter-Ereignisse 2024
Weltweite Extremwetter-Ereignisse 2024 WMO

Die WMO warnt, dass die Erwärmung wird auch dann noch Jahrzehnte anhalten, wenn der CO2-Ausstoß sofort gestoppt würde. Während einige der Auswirkungen – wie der Meeresspiegelanstieg und der Gletscherrückgang – bereits unumkehrbar sind, gibt es noch eine Chance, die Erderwärmung auf ein kontrollierbares Maß zu begrenzen. Deshalb fordern führende Wissenschaftler dringende Maßnahmen, um die CO2-Emissionen drastisch zu senken.

UN-Generalsekretär António Guterres mahnt, dass die Erde „immer mehr Notsignale“ aussende. Jetzt müsse die Staatengemeinschaft vor allem zwei Dinge tun: Noch mehr auf Erneuerbare Energien zu setzen – und die jeweiligen nationalen Klimapläne zu verschärfen.