„Historischer Beschluss“: Bauausschuss winkt Bauantrag für drei Windräder nahe der Wieskirche durch

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An diesen drei Standorten auf den Bergwiesen sollen die Windräder entstehen. © Ingenieurbüro Sing

Auf diesen Moment hatte man in Peiting lange gewartet: Mit großer Mehrheit hat der Bauausschuss am Dienstag grünes Licht gegeben für den Bau von drei Windkraftanlagen auf den Bergwiesen. Bürgermeister Peter Ostenrieder sprach von einem „historischen Beschluss“. Nun sind die Genehmigungsbehörden am Zug.

Peiting – So manch einer dürfte nicht mehr daran geglaubt haben, dass es mit dem Windkraft-Projekt der Bürgerwind Pfaffenwinkel irgendwann noch einmal etwas werden würde. „Respekt an die Leute, dass sie so lange durchgehalten haben“, zog Alfred Jocher (Unabhängige Peitinger) am Dienstag denn auch seinen Hut im Peitinger Bauausschuss vor so viel Hartnäckigkeit und lobte in gleichem Atemzug auch Bürgermeister Peter Ostenrieder für dessen Einsatz für das Projekt in den vergangenen Monaten.

Die waren bekanntlich durchaus turbulent gewesen. Wieder einmal hatte das Vorhaben, welches nach 13 Jahren Planung endlich auf der Zielgeraden angekommen schien, im Frühjahr vor dem Aus gestanden, als der Naturschutz die vorgesehenen Standorte für die drei Windräder auf den Köpfinger Wiesen bei Kurzenried zunichtemachte.

Als letzten Strohhalm für das Projekt rückten daraufhin die Bergwiesen wieder in den Fokus, wo einst die Planungen begonnen hatten. Kein leichtes Unterfangen, liegt das Areal doch deutlich näher am Welterbe Wieskirche. Doch alle hätten an einem Strang gezogen, um die Alternative möglich zu machen, blickte der Rathauschef zurück.

Rechtzeitig vor dem 30. Juni und dem Auslaufen der EU-Notfallverordnung, die in Vorranggebieten für die Windenergie Ausnahmen von der Artenschutz- und Umweltverträglichkeitsprüfung vorsieht, konnte die Bürgerwind Pfaffenwinkel den Genehmigungsantrag stellen.

Vorausgegangen seien durchaus „abenteuerliche Diskussionen“, so Ostenrieder, unter anderem wegen eines durch das Gebiet verlaufenden Pilgerwegs mussten die Windräder teils von den Hochpunkten abrücken. „Jeder Meter bedeutet Ertragsverlust“, machte er deutlich. Alle drei gefundenen Plätze seien nicht optimal, aber „sehr gut funktionabel“.

Eine Kröte in Sachen Wieskirche muss allerdings die Unesco schlucken. Anders als bei den Köpfinger Wiesen, lässt sich beim neuen Standort nicht vermeiden, dass die Spitze eines Windrads vom Welterbe aus zu sehen sein wird. Dass die kleine „optische Belästigung“ das Genehmigungsverfahren zu Fall bringt, glaubt der Bürgermeister jedoch nicht. „Nach meinem Verständnis stört das keinen Menschen. Das kann die Behörde guten Gewissens abwägen.“

Blick auf die Wieskirche: Nur die Spitze einer der drei Windkraftanlagen wird zu sehen sein.
Blick auf die Wieskirche: Nur die Spitze einer der drei Windkraftanlagen wird zu sehen sein. © Ingenieurbüro Sing

Mit einer Gesamthöhe von rund 263 Metern sollen die Anlagen jeweils rund sieben Megawatt Leistung liefern. „Sie leisten damit einen wertvollen Dienst für die Energiewende“, zeigte sich Ostenrieder überzeugt. Zumal der Wind in der Gegend mehr nachts als tagsüber wehe. „Das ergänzt sich gut mit den PV-Anlagen.“

Kein Batteriespeicher geplant

Nicht nur der Bürgermeister zeigte sich erfreut, dass man „das Ding jetzt auf den Weg bringen“ könne. Claudia Steindorf (SPD) sprach von einer „guten Geschichte“. Man habe alles dafür getan und müsse jetzt hoffen, dass nichts mehr dazwischenkomme. Dem schloss sich auch Norbert Merk (CSU) mit Blick auf das Genehmigungsverfahren und der Beteiligung von Behörden und benachbarten Kommunen an. „Unser Vorteil ist, dass wir bereits ausgewiesene Flächen für die Windkraft haben“, sah hier der Bürgermeister einen Pluspunkt durch den bestehenden Teilflächennutzungsplan für das Areal.

Jocher wollte wissen, ob auch ein Batteriespeicher geplant sei, doch das musste Ostenrieder verneinen. Im Gegensatz zu PV-Anlagen ließen sich Windräder leicht abregeln. Dass in dem Gebiet noch weitere Windkraftanlagen errichtet werden zu einem späteren Zeitpunkt, schloss er auf Nachfrage von Thomas Elste (Grüne) aus. „Das geht wegen der Topografie und der Größe der Anlagen nicht.“

Als einziger skeptisch zeigte sich Andreas Barnsteiner (BVP). Der Landwirt sorgte sich um die bäuerliche Kulturlandschaft und sah die benötigte Zuwegung kritisch. Schließlich würden die vorhandenen Feldwege dafür nicht ausreichen. Im Fuchstal habe man bis zu 15 Meter breite Trassen in den Wald zu den Windrädern geschlagen, sagte Barnsteiner. „Werden die nachher zurückgebaut?“

Tatsächlich müssten die benötigten Wege im Rahmen der Baumaßnahme erstellt werden, antwortete Ostenrieder. Wegen des Aufwands sei das Vorhaben mit weniger als den drei geplanten Anlagen nicht rentabel. Die Wege würden anschließend so weit zurückgebaut, dass eine spätere Wartung gesichert sei. „Das ist mit den Grundstückseigentümern abgestimmt.“ Franz Seidel (BVP) gab in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass Windkraft im Vergleich zu anderen Formen der Energiegewinnung am wenigsten Fläche beanspruche.

Doch Barnsteiner blieb skeptisch. Als einziger stimmte er am Ende gegen den Bauantrag. Am „historischen Beschluss“ (Ostenrieder) änderte das nichts.

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