Nach über 13 Jahren Planung: Genehmigungsantrag für Windkraftprojekt nahe der Wieskirche gestellt

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Schongau
  4. Peiting

Kommentare

Drei Windräder sollen auf Peitinger Flur entstehen. © IMAGO/Juancho Torres

Nach jahrelanger Planung und zahlreichen Rückschlägen ist das Ziel für die Bürgerwind Pfaffenwinkel Planungs-GmbH endlich in greifbarer Nähe. Die Gesellschaft hat den Genehmigungsantrag für drei Windräder auf den Bergwiesen auf Peitinger Flur eingereicht.

Peiting – Dass man in Bayern einen langen Atem braucht, wenn es um den Bau von Windkraftanlagen geht, ist ein offenes Geheimnis. Kaum einer dürfte das aus leidvoller Erfahrung besser wissen als Franz Schwaiger und seine rund 60 Mitstreiter von der Bürgerwind Pfaffenwinkel Planungs-GmbH. Seit 2012 kämpfen sie darum, ihr Vorhaben eines Bürgerwindkraft-Projekts zu verwirklichen – bislang ohne Erfolg.

Denn was mit viel Optimismus startete, entpuppte sich schnell als schwieriges Unterfangen. Besonders die Nähe der in Betracht gezogenen Standorte zur Wieskirche erwies sich als schier unüberwindbares Hindernis. Nachdem die Unesco 2015 ihr Veto eingelegt und mit dem Verlust des Welterbestatus gedroht hatte, wurde es still um das Projekt.

Im vergangenen Jahr jedoch schöpften die Beteiligten neue Hoffnung, als das von der Gemeinde Peiting und dem Landkreis initiierte Denkmalkonzept zur Wieskirche und ein durchgeführtes „Heritage Impact Assessment“ für den Standort auf den Köpfinger Wiesen bei Kurzenried allenfalls geringe Auswirkungen der Windkraftanlagen auf das Welterbe attestierten.

Doch nur wenig später stand man vor einem neuen Problem. Für alle überraschend pochte die Höhere Naturschutzbehörde plötzlich auf die Einhaltung einer 1000-Meter-Pufferzone um das europäische Vogelschutzgebiet am Lech – ein K.o.-Schlag für die drei geplanten Windräder auf den Köpfinger Wiesen.

Umplanung wegen Pilgerweg

Statt die Flinte endgültig ins Korn zu werfen, griff man bei der Bürgerwind Pfaffenwinkel im März zum letzten Strohhalm und richtete allen Fokus auf die weiter südlich und damit näher an der Wieskirche liegenden Bergwiesen. Erneut nahmen Fachleute in den vergangenen Monaten den Standort unter die Lupe um herauszufinden, ob sich Windräder auf dem Areal mit dem an dieser Stelle nur rund sechs Kilometer entfernten Welterbe vertragen würden.

Beide Interessen unter einen Hut zu bringen, sei kein leichtes Unterfangen gewesen, lässt Robert Sing im Gespräch mit der Heimatzeitung durchblicken, dessen Ingenieurbüro für die Planungen der Windkraftanlagen verantwortlich zeichnet. Am Ende ging es nicht ohne Kompromisse. Aus Rücksicht auf einen Pilgerweg können die geplanten drei Anlagen nicht auf den Hochpunkten platziert werden, was sich auf die Wirtschaftlichkeit auswirkt. Diese sei aber noch gegeben, sagt Sing.

An diesen drei Standorten sollen die drei Windräder auf den Bergwiesen entstehen. Dabei musste bei der Festlegung Rücksicht auf einen vorbeiführenden Pilgerweg genommen werden.
An diesen drei Standorten sollen die drei Windräder auf den Bergwiesen entstehen. Dabei musste bei der Festlegung Rücksicht auf einen vorbeiführenden Pilgerweg genommen werden. © Ingenieurbüro Sing

Nicht vermeiden lässt sich jedoch, dass die Rotorspitze einer der 262 Meter hohen Anlagen von der Wieskirche aus zu erkennen sein wird. Allerdings sei der Rotor in der Breite nur bei Süd- oder Nordwind zu sehen, was nur sehr selten vorkomme. „Die meiste Zeit wird die Spitze nur minimal zu sehen sein.“ Zudem könnte diese auf längere Sicht hinter dem Wald verschwinden, der an der Stelle noch nicht ausgewachsen sei, so der Planer. „Wir gehen deshalb davon aus, dass die Anlagen an der Stelle verträglich sind.“

Auch Bürgermeister Peter Ostenrieder sieht mit dem Ergebnis der Untersuchung „im Moment alle Ampeln auf grün“. Auch die Regierung von Oberbayern habe bereits signalisiert, dass sie den Standort mittrage. Das Landesamt für Denkmalpflege stehe ihm mit Blick auf die Wieskirche ebenfalls positiv gegenüber, berichtet der Rathauschef. Für seinen Einsatz für das Projekt gibt es viel Lob von Sing. „Es ist toll, wie sich der Rathauschef hier für das Bürgerwindprojekt reinhängt. Das ist beispiellos.“

Noch muss sich freilich zeigen, ob sich die Mühe am Ende lohnen wird. Am Mittwochabend gab die Gesellschafterversammlung grünes Licht für die Einreichung des Genehmigungsantrags. Damit ist man noch rechtzeitig dran, bevor Ende Juni die EU-Notfallverordnung ausläuft, die in Vorranggebieten für die Windenergie Ausnahmen von der Artenschutz- und Umweltverträglichkeitsprüfung vorsieht.

Baubeginn nicht vor 2027

Ein Jahr rechnet Sing für das Genehmigungsverfahren, für das die Gesellschaft laut Schwaiger einen weiteren Betrag in sechsstelliger Höhe aufwenden muss. Läuft alles glatt, könnte anschließend die EEG-Ausschreibung durchgeführt, die Finanzierung gesichert und die Bestellung der Windkraftanlagen erfolgen. Ein Baubeginn wäre dann frühestens 2027 möglich.

Soweit will Schwaiger allerdings noch gar nicht vorausdenken. Auch wenn man auf einem guten Weg sei, das Ziel nach der langen Zeit endlich zu erreichen: „Wir werden sehen, was noch kommt, wir haben ja schon einige böse Überraschungen erlebt.“ Den langen Atem werden sie bei der Bürgerwind Pfaffenwinkel noch eine Weile brauchen.

Auch interessant

Kommentare