Was glückliche Menschen bereits in jungen Jahren richtig machen

Robert Waldinger ist Professor für Psychiatrie an der Harvard Medical School. Seit mehr als 20 Jahren leitet er die Glücksstudie der renommierten Fakultät. Sie geht der Frage nach, was langfristig für Glück und Zufriedenheit im Leben sorgt.

Insgesamt läuft die Studie bereits seit fast 90 Jahren und begleitet 724 Menschen seit dem Jahr 1938. Von den Studienteilnehmern liegen mittlerweile Daten aus ihren Teenager-Jahren vor, aus ihrem Erwachsenenalter sowie im hohen Alter.

Im US-Podcast „A Bit of Optimism“ (auf Deutsch: „Ein Stück Optimismus“) erzählt Waldinger von seinen Anfängen als Studienleiter dieses enormen Projekts: Im Büro eines Kollegen habe er sich die Unterlagen eines der Probanden durchgelesen.

„Das Dokument umfasste bestimmt 1000 Seiten. Ich begann zu lesen. Und ich erfuhr von diesem 19-jährigen jungen Mann, was er sich vom Leben erhoffte, was ihm besonders wichtig war, wie sein Dating-Leben lief. Dann las ich von seinen Träumen als 40-Jähriger. Und dann blätterte ich weiter zu seinem 60-jährigen Ich, enttäuscht von seiner Ehe. Ich konnte sein gesamtes Leben lesen.“

Einen Unterschied in der Welt machen, um glücklich zu sein

Im Gespräch mit Podcast-Host Simon Sinek erklärt Waldinger, dass insbesondere junge Erwachsene, die in ihrer Jugend ein starkes Bedürfnis verspüren, die Welt positiv zu beeinflussen, langfristig zu den glücklicheren Menschen zählen. „Es ist ihnen ein Anliegen, einen Unterschied in der Welt zu machen, und ihnen liegt die Welt am Herzen“, betont Waldinger.

Obwohl sich persönliche Lebensziele mit der Zeit wandeln können, bleibe eines konstant: Wer sich aktiv mit seinen Zielen auseinandersetze und sich engagiere, fühle sich lebendiger . „Und ich denke, das ist es, was sie richtig machen“, fügt er hinzu.

Sinn im Leben finden

Diese Erkenntnisse stimmen mit weiteren wissenschaftlichen Studien über Wohlbefinden und Langlebigkeit überein. Waldinger verweist auf das Konzept der „Generativität“ des Psychoanalytikers Erik Erikson. 

Es beschreibt, dass Menschen Sinn in ihrem Leben finden, wenn sie sich für etwas Größeres engagieren – sei es durch Erziehung oder gemeinnützige Tätigkeiten. Konkret könne das bedeuten: Ich möchte Kindern helfen. Ich möchte Menschen betreuen. Ich möchte etwas tun, bei dem es nicht nur um mich geht.

Im Gegensatz zur „Generativität“ stehe die „Stagnation“, also das Gefühl, festzustecken und keinen Sinn im Leben zu sehen. Menschen, die sich bewusst für Generativität entscheiden, verspüren laut Waldinger im hohen Alter eine größere Zufriedenheit.

„Sie werden zu den Menschen, die mit weniger Bedauern auf ihr Leben zurückblicken und mehr das Gefühl haben, dass ihr Leben gut genug war.“