Gestresst, gereizt, gerötet: Wie Emotionen unsere Haut krank machen
Wie eng sind Haut und Psyche tatsächlich miteinander verbunden?
Sehr eng – das ist nicht nur ein geflügeltes Sprichwort, sondern auch wissenschaftlich belegt. Unsere Haut ist nicht nur das größte Organ, sondern auch ein sensibler Spiegel innerer Prozesse.
Emotionale Belastungen, Stress und Schlafmangel wirken sich unmittelbar auf die Hautgesundheit aus. In meiner Praxis sehe ich regelmäßig Patientinnen und Patienten, deren Hautprobleme sich verschlechtern, wenn sie unter Dauerstress stehen – von Rötungen über unreine Haut bis hin zu Neurodermitis-Schüben. Das liegt unter anderem daran, dass psychischer Stress Entzündungsprozesse im Körper begünstigt und die natürliche Hautbarriere schwächt.
Über Afschin Fatemi
Dr. Afschin Fatemi ist Facharzt für Dermatologie und Leiter der S-thetic Klinikgruppe. Seit über 25 Jahren ist er im Bereich der ästhetischen Medizin tätig und ein national wie international gefragter Experte für Schönheitschirurgie. Er ist geschieden und lebt in Düsseldorf.
Welche Hautprobleme treten besonders häufig im Zusammenhang mit psychischer Belastung auf?
Vor allem sogenannte stressinduzierte Hauterkrankungen. Akne, Rosazea, Neurodermitis oder Schuppenflechte können sich durch anhaltenden Stress deutlich verschlimmern. Auch diffuse Rötungen, trockene, juckende Haut oder sogar plötzlicher Haarausfall treten vermehrt auf. Häufig zeigen sich Symptome bei Menschen, die beruflich oder privat stark unter Druck stehen – etwa bei Prüfungsphasen, Schlafmangel oder innerer Unruhe.
Ein interessantes Phänomen ist auch die sogenannte „stressed skin“ – eine fahle, blass-graue Haut mit erweiterten Poren und unregelmäßigem Teint, die wir oft bei Patienten mit chronischem Schlafdefizit sehen. Wer schlecht schläft, schadet nicht nur seiner Regeneration, sondern auch der nächtlichen Hauterneuerung.
Was raten Sie Menschen, die merken, dass sich psychische Belastungen auf ihre Haut auswirken?
Zunächst ist es wichtig, sich selbst ernst zu nehmen – und der Haut ein Stück Aufmerksamkeit zurückzugeben. Viele unterschätzen, wie stark sich psychischer Druck auf der Haut „ablagert“. Um eine gestresste Haut zu heilen, empfehle ich einen ganzheitlichen Ansatz: Neben der medizinisch-kosmetischen Behandlung geht es auch darum, auslösende Faktoren zu identifizieren und die Haut gezielt zu stärken. Das kann über entzündungshemmende Cremes, hautberuhigende Wirkstoffe wie Panthenol oder Niacinamid geschehen – aber auch über den gezielten Aufbau der Hautbarriere durch ceramidreiche Pflegeprodukte.
Zudem empfehlen wir bei stark gestresster Haut unterstützende Maßnahmen wie Mikronährstoffinfusionen oder regenerative Verfahren, die die Zellaktivität ankurbeln – beispielsweise mit fraktionierten Lasern oder PRP-Therapie. Damit behandeln wir nicht nur Symptome, sondern fördern die Hautgesundheit langfristig von innen heraus.
Gibt es Möglichkeiten, Haut und Psyche gemeinsam zu stärken – also Hautpflege, die auch emotional wirkt?
Absolut. Selbstfürsorge beginnt bei vielen Menschen mit einem bewussten Umgang mit dem eigenen Körper – und dabei spielt die Hautpflege eine zentrale Rolle. Eine kurze Pflegeroutine am Morgen oder Abend kann nicht nur das Hautbild verbessern, sondern auch emotional stabilisierend wirken. Studien zeigen: Rituale wie das Einmassieren einer Creme oder das Auftragen eines Serums setzen positive Reize im Gehirn frei – ähnlich wie Achtsamkeitsübungen. Auch beruhigende Duftstoffe wie Lavendel oder Rosenextrakte können hier unterstützen.
Darüber hinaus empfehle ich, regelmäßig Pausen einzubauen, ausreichend zu schlafen und sich ausgewogen zu ernähren – denn auch die Darmgesundheit steht in engem Zusammenhang mit dem Hautbild. Wer nachhaltig etwas verändern will, sollte Hautpflege nicht als Pflicht, sondern als Ressource begreifen.
Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.