Gesunde Augen jeden Tag dank fünf Ratschlägen vom Facharzt

Die Augen sind das Fenster zur Welt, sie erfüllen unser Leben mit Bildern. Als „hochleistungsfähiges Wunderwerk“ bezeichnet sie Norbert Pfeiffer, Direktor der Universitäts-Augenklinik Mainz und Vorstandsmitglied der Stiftung Auge, im Gespräch mit FOCUS online. „Das menschliche Auge sieht unglaublich gut und variabler als jede Kamera, die es auf der Welt gibt", so Pfeiffer.

Dabei sei das Organ relativ klaglos und anspruchslos und funktioniere selbst unter widrigsten Bedingungen wie starker Hitze oder Kälte. Und das ein Leben lang – „allerdings nur ein Steinzeitleben lang“, sagt Pfeiffer, sprich rund 40 Jahre. Ab dann beginnt der Alterungsprozess der Augen und das Sehen im Nahbereich verschlechtert sich. Doch was können wir tun, damit unsere Augen gesund und fit bleiben? Der Klinikdirektor verrät fünf Tipps, die er selbst täglich beherzigt.

1. Augen schützen

Wenn es heiß ist und die Sonne erbarmungslos scheint oder es kalt ist, schützen wir unseren Körper mit Kleidung. Um unsere Augen kümmern wir uns hingegen weniger, obwohl sie fast immer offen sind. Ein guter Schutz sei für die Augengesundheit jedoch essentiell. „Ich habe meine Brille immer auf, weil sie meine Augen schützt. Vor allem, wenn ich etwas mache, wo was ins Auge hineinfliegen kann“, sagt der Professor für Ophthalmologie.

Das könne mitunter bei Handwerkerarbeiten vorkommen, insbesondere beim Hämmern oder beim Betätigen von drehenden Maschinen. „Wenn ich mit einem Hammer einen Nagel in die Wand schlage, kann es immer mal passieren, dass kleine Metallstücke sich rauslösen und mit großer Rasanz wegspringen. Die können tatsächlich das Auge durchschlagen und dann ist das Auge schlimmstenfalls verloren“, sagt Pfeiffer. Die Gefahr bestehe ebenso bei der Arbeit mit Bohr- und Schleifmaschinen. Deshalb sei das Tragen einer Schutzbrille notwendig. „Das mache ich auch beim Rasenmähen immer.“

Auch bei Sportarten wie Tennis oder Squash, bei denen Bälle mit Wucht auf die Spieler zukommen, sollte das Auge ausreichend geschützt werden. Hier empfiehlt Pfeiffer eine Sportbrille. „Eine normale Brille schützt das Auge schon ziemlich gut, aber nicht hundertprozentig, weil sie natürlich nach unten und nach den Seiten hin offen ist“, erklärt der Augenarzt. Eine Sportbrille hingegen umschließt die Gesichtspartie richtig und hat größere Gläser. Diese bestehen meist aus Polycarbonat – einem Kunststoff, der nicht zersplittert, wenn etwas dagegen fliegt.

Beim Fahrradfahren trage Pfeiffer derweil eine normale Brille, um seine Augen zum Beispiel vor Insekten zu schützen. Wenn diese ins Auge fliegen, sei das im Grunde nur unangenehm. „Wobei manchmal kleine Insektenflügel in der Bindehaut oder Netzhaut steckenbleiben; die sind dann wirklich nur mit Mühe und durch einen Arzt herauszukriegen“, sagt Pfeiffer.

Darüber hinaus schütze eine qualitativ hochwertige Brille vor ultraviolettem Licht. So wie das Sonnenlicht etwa die Entstehung von Leberflecken und Hautkrebs begünstige, könne es auch zu Veränderungen auf der Netzhaut führen und ihr sowie der Augenlinse längerfristig schaden.

Wann wir an einem sonnigen Tag eine Sonnenbrille tragen sollten, weiß der Körper intuitiv. „Das Auge teilt einem das mit, und zwar durch Blendung. Immer dann, wenn man anfängt, die Augen zusammenzukneifen, kriegt das Auge zu viel Licht ab“, sagt das Vorstandsmitglied. Unverhandelbar sei eine Sonnenbrille, wenn die Sonne bei klarem Himmel auf dem Wasser oder Schnee reflektiere – auf Grund der großen Energie, die auf das Auge einwirke, erklärt Pfeiffer.

2. Draußen sein

Rund 25 Prozent der deutschen Bevölkerung sind laut „Kuratorium Gutes Sehen“ kurzsichtig. Kurzsichtigkeit nimmt in der heutigen Zeit stark zu. Das liege daran, dass viele Menschen drinnen an Computern arbeiten und sich das Auge dementsprechend auf Nähe einstellt. „Was am allerbesten dagegen hilft, ist zwei Stunden am Tag draußen zu sein“, sagt Pfeiffer. „Das sollten vor allem Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis zum 30. Lebensjahr – so lange kann man kurzsichtig werden – unbedingt machen. Es schützt in jungen Jahren vor Kurzsichtigkeit.“

Die Augen schützen und sich körperlich betätigen - diese Tipps beherzigt der Professor für Augenheilkunde selbst.
Die Augen schützen und sich körperlich betätigen - diese Tipps beherzigt der Professor für Augenheilkunde selbst. Norbert Pfeiffer

Auch der Klinikdirektor versuche jeden Tag, zwei Stunden rauszukommen. Die zwei Stunden müssten keinesfalls am Stück sein; auch zehnmal fünf Minuten und dann nochmal etwas mehr als eine Stunde würden den Zweck erfüllen. Draußen an der frischen Luft würde das Auge wieder in die Ferne sehen und mehr zwinkern, dadurch also den Tränenfilm erneuern. „Wenn man lange am Computer sitzt, kriegt man trockene Augen, weil man nur noch halb so häufig zwinkert, als wenn man im Grünen ist“, sagt der Klinikdirektor.

Außerdem hat das Draußensein noch einen anderen positiven Effekt: „Wenn Sie den ganzen Tag drin sind und dann vor die Tür gehen, ein bisschen Grün und blauen Himmel sehen – dann steigt die Laune, also bei mir um mindestens 30 Prozent“, so Pfeiffer.

3. Sport machen

Es gibt viele verschiedene Augenerkrankungen, allerdings sind drei besonders gefährlich, da sie ein Erblindungsrisiko bergen. Dabei handelt es sich um

  • die altersbedingte Makuladegeneration , die bei älteren Menschen auftreten kann
  • die diabetische Retinopathie , die sich bei fortgeschrittenen Diabetes-Erkrankungen bildet
  • und Glaukomerkrankungen , bei denen der Sehnerv schwindet – häufig wegen eines zu hohen Augeninnendrucks.

„Alle diese Erkrankungen werden entweder verhindert oder treten später auf oder ihr Verlauf ist besser, wenn man Sport macht“, sagt Pfeiffer. Schließlich verbessere Sport die Leistung der Körperzellen. „Das gilt nicht nur für das Herz und die Lunge als Ganzes, sondern eigentlich für jede einzelne Körperzelle“, so der ärztliche Direktor.

Das treffe auch auf das Auge zu. So könne Sport Übergewicht reduzieren – und dadurch das Risiko für Diabetes und Augenerkrankungen wie diabetische Retinopathie senken.

Der Körper brauche die Anstrengung und das Training, um leistungsfähig zu sein. Körperliche Aktivität könne die Abwehrkräfte stärken und dafür sorgen, dass das Immunsystem sowie die Reparaturmechanismen besser funktionieren.

„Mit Sport macht man also nichts falsch“, sagt Pfeiffer. Er plädiert auch dafür, sich immer mal wieder kurz intensiv zu fordern. „Das kann auch mal der Sprint zum Bus sein. Wenn ich sehe, dass er abfährt, dann kann ich meine Beine in die Hand nehmen und nochmal sprinten.“

Auch der Professor selbst baut regelmäßige kleine Sporteinheiten in seinen Alltag ein. „Mein Büro ist im 5. Stock. Ich verzichte auf den Lift und nehme immer die Treppe. Und ich fahre immer mit dem Fahrrad zu Arbeit, obwohl ich ein Auto und einen Parkplatz habe“, sagt Pfeiffer. Sein Appell: „Einfach Sport machen, wo immer es geht – am besten draußen.“

4. Gemüse essen

„Der nächste Tipp heißt: buntes Gemüse essen!“, sagt das Vorstandsmitglied der Stiftung Auge. Eine gesunde Ernährung könne Augenerkrankungen – insbesondere die altersbedingte Makuladegeneration – hinauszögern oder zu einem milderen Verlauf führen. Das liege an den Antioxidantien, die unter anderem in Brokkoli, Paprika und Spinat enthalten sind und eine schützende Wirkung für alle Zellen haben.

„Deshalb versuche ich immer, rotes, grünes und gelbes Gemüse zu essen“, sagt Pfeiffer. Am liebsten gekocht. „Wahrscheinlich ist frisches Gemüse noch ein bisschen besser, aber das mag ich nicht so gerne. Da bin ich kaufaul und das schmeckt mir nicht so gut.“ Allerdings lässt sich das bunte Gemüse auch in seinem Lieblingsgericht vereinen. „Ich liebe Ratatouille“, sagt der Augenspezialist. „Alles, was darin enthalten ist, brauchen wir.“

5. Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen

Normalerweise warnt uns der Körper, wenn wir krank werden, zum Beispiel durch Schmerzen oder eingeschränkte Funktionsfähigkeit. „Aber es gibt ein paar Dinge beim Auge, die man selbst nicht rauskriegen kann. Dazu gehören die ganzen Glaukomerkrankungen“, sagt Pfeiffer. „Das Tückische daran ist, dass der Sehnerv dabei so langsam schwindet, dass wir das nicht merken.“ Da wir die Sehnervenfasern im Auge von außen nach innen verlieren, sei die Sehschärfe noch lange gut – teilweise bis kurz vor der Erblindung.

Deswegen seien regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wichtig. „Ich gehe alle paar Jahre mal zum Augenarzt. Ich habe es einfach und bitte dann einfach einen Mitarbeiter, das Auge – vor allem den Sehnerv und die Netzhaut – zu untersuchen und den Augeninnendruck zu messen“, so der Professor. Bis zu seinem 60. Lebensjahr habe sich Pfeiffer alle fünf Jahre untersuchen lassen, mittlerweile habe er den Abstand aus zwei bis drei Jahre verkürzt.

„Das ist der einzige Tipp, bei dem man Hilfe braucht“, sagt der Professor. „Für alles andere ist man selbst verantwortlich.“