Was ist eine Gehirnerschütterung?
Eine Gehirnerschütterung, medizinisch als Commotio cerebri bekannt, ist eine milde Form eines Schädel-Hirn-Traumas. Sie entsteht, wenn das Gehirn durch eine starke Erschütterung gegen die Schädelwand prallt. Dies kann durch einen Sturz, einen Schlag auf den Kopf oder einen heftigen Aufprall, wie bei Sportverletzungen oder Verkehrsunfällen, verursacht werden. Diese plötzliche Bewegung führt zu einer vorübergehenden Funktionsstörung des Gehirns und verschiedenen Symptomen. Eine Gehirnerschütterung hinterlässt in der Regel keine bleibenden Schäden, da das Gehirn sich meist vollständig erholt.
Ursachen einer Gehirnerschütterung
Gehirnerschütterungen entstehen durch unterschiedliche körperliche Einwirkungen auf den Kopf. Häufige Ursachen sind:
- Stürze: Besonders bei Kindern und älteren Menschen treten Gehirnerschütterungen oft nach Stürzen auf.
- Sportverletzungen: Kontaktsportarten wie Fußball, Handball oder Eishockey haben ein hohes Risiko für Gehirnerschütterungen.
- Verkehrsunfälle: Sowohl Autounfälle als auch Fahrradunfälle ohne Helm führen häufig zu schweren Kopferschütterungen.
- Schläge oder Stöße: Körperliche Auseinandersetzungen oder Haushaltsunfälle können Gehirnerschütterungen verursachen.
Häufigkeit und Risikogruppen
In Deutschland erleiden jährlich etwa 320.000 Menschen eine Schädel-Hirn-Verletzung, wobei rund 91 % dieser Verletzungen als Gehirnerschütterungen eingestuft werden. Besonders gefährdet sind Kinder unter fünf Jahren, Jugendliche und Senioren über 75 Jahren. Kinder stürzen oft beim Spielen oder Sport, während Senioren durch eingeschränkte Mobilität und Gleichgewichtsschwierigkeiten gefährdet sind.
Symptome einer Gehirnerschütterung
Die Symptome einer Gehirnerschütterung sind vielfältig und können in ihrer Intensität variieren. Häufig treten sie nicht sofort auf, sondern entwickeln sich erst Stunden oder Tage nach dem Unfall. Typische Symptome umfassen:
Körperliche Symptome
- Kopfschmerzen: Häufig eines der ersten und häufigsten Symptome.
- Schwindel und Benommenheit: Gefühl des Drehens oder Verlust des Gleichgewichts.
- Übelkeit und Erbrechen: Diese Symptome können direkt nach dem Unfall oder später auftreten.
- Kurzzeitige Bewusstlosigkeit: Ein kurzer Verlust des Bewusstseins ist ein deutlicher Hinweis.
- Sehstörungen: Verschwommenes Sehen oder Lichtempfindlichkeit.
Kognitive Symptome
- Gedächtnisverlust: Oft tritt eine Amnesie für die Zeit unmittelbar vor und nach dem Unfall auf.
- Konzentrationsschwierigkeiten und Verwirrtheit: Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder das Gefühl, in einem "Nebel" zu sein.
- Verlangsamtes Denken: Schwierigkeiten bei der Problemlösung.
Emotionale und Verhaltenssymptome
- Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen: Schnelle Reizbarkeit oder emotionale Reaktionen.
- Depressive Verstimmungen und Angstzustände.
Symptome bei Kindern
Besonders bei kleinen Kindern sind die Symptome schwer zu erkennen, da sie ihre Beschwerden oft nicht beschreiben können. Eltern sollten auf Verhaltensänderungen achten und das Kind ein- bis zweimal nachts wecken, um sicherzustellen, dass es ansprechbar ist. Anzeichen sind:
- Vermehrtes Weinen oder Reizbarkeit: Ungewöhnlich weinerliches oder launisches Verhalten.
- Veränderungen im Schlaf- oder Essverhalten: Lange Schlafphasen oder Appetitlosigkeit.
- Interesselosigkeit: Verlust an Interesse an Lieblingsspielzeugen oder Aktivitäten.
Die Symptome einer Gehirnerschütterung klingen in der Regel innerhalb weniger Tage bis Wochen ab. In manchen Fällen können die Beschwerden länger anhalten und als postkommotionelles Syndrom (PCS) bezeichnet werden. Rund 10 bis 20 % der Betroffenen haben auch Wochen nach der Verletzung noch Symptome wie Kopfschmerzen oder Konzentrationsprobleme. Selten können die Symptome über Monate oder Jahre bestehen bleiben.
Diagnose einer Gehirnerschütterung
Die Diagnose erfolgt durch eine Kombination aus Anamnese, körperlicher Untersuchung und bildgebenden Verfahren wie CT oder MRT. Der Arzt fragt nach dem Unfallhergang, den aufgetretenen Symptomen und ihrer Entwicklung. Zusätzlich wird der körperliche und geistige Zustand überprüft:
- Pupillenfunktion: Reaktion der Pupillen auf Licht.
- Reflexe: Überprüfung der Muskelreflexe.
- Gleichgewichts- und Koordinationstests: Tests zur Gangsicherheit und Koordination.
- Kognitive Tests: Überprüfung der Orientierung, des Gedächtnisses und der Konzentration.
Behandlung und Bettruhe
Eine spezifische Therapie gibt es nicht. Die wichtigste Maßnahme ist, sich auszuruhen und dem Gehirn Zeit zur Erholung zu geben. Dies bedeutet, dass Betroffene mindestens sechs Tage keinen Sport machen oder sich körperlich betätigen sollten. Zudem sollten sie auf lange Bildschirmzeiten verzichten und Stresssituationen vermeiden. Beim Ausruhen ist es wichtig, seinen Oberkörper leicht zu erhöhen – das reduziert den Druck auf das Gehirn. Bei Kopfschmerzen helfen leichte Schmerzmittel wie Paracetamol. Von Aspirin wird abgeraten, da es das Blut verdünnt und eine Hirnblutung verschlimmern könnte.
Regelmäßige Nachuntersuchungen sind wichtig, um den Heilungsverlauf zu überwachen und mögliche Langzeitfolgen frühzeitig zu erkennen. Dazu zählen:
- Posttraumatische Symptome: Manche Patienten entwickeln anhaltende Symptome wie Kopfschmerzen oder Konzentrationsstörungen, bekannt als postkommotionelles Syndrom (PCS).
- Zweitwirkungssyndrom: Ein erneutes Trauma vor vollständiger Heilung kann schwerwiegende Komplikationen verursachen.
Vorbeugung von Gehirnerschütterungen
Präventive Maßnahmen reduzieren das Risiko von Gehirnerschütterungen:
- Tragen von Schutzhelmen: Beim Radfahren, Skifahren oder Kontaktsportarten.
- Anschnallen im Auto: Sicherheitsgurte tragen.
- Sturzprophylaxe im Haushalt: Stolperfallen beseitigen und Sicherheitsmaßnahmen ergreifen.
- Koordinations- und Gleichgewichtsübungen: Besonders für ältere Menschen.
- Kinder nicht alleine lassen: Beispielsweise auf dem Wickeltisch, dem Sofa oder auch dem Hochstuhl.
Über Sabine Lindau
Sabine Lindau ist examinierte Fach- und Familienkinderkrankenschwester mit Zusatzweiterbildung für pädiatrische und neonatologische Intensivpflege, Erste Hilfe Ausbilderin, Familienbegleiterin. Sie arbeitet seit 30 Jahren in einer großen Uniklinik und davon über 20 Jahre auf einer Kinderintensivstation. Berufsbegleitend absolvierte sie 2016 die Weiterbildung zur Familienkinderkrankenschwester beim Landesjugendamt und frischt regelmäßig ihren Lehrschein als „Erste Hilfe Ausbilderin“ auf. Seit 2012 berät und begleitet sie freiberuflich junge Familien in allen Fragen rund um die Gesundheit und Sicherheit von Kindern. Ihre Erfahrungen als Mutter helfen ihr dabei, sich in die Situation der Eltern hineinzuversetzen. Durch die Fortbildung „Train the Trainer“ am ZWW Mainz konnte sie sich viel Wissen aneignen, um ihre Kurse gut zu vermitteln und aufzubereiten.
Wichtiger Hinweis: Die hier bereitgestellten Informationen dienen nur zu allgemeinen Informationszwecken und ersetzen nicht die professionelle Beratung und Behandlung durch einen Arzt. Bei Verdacht auf ernsthafte gesundheitliche Probleme oder bei anhaltenden Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.