Divertikulitis: Ursachen, Symptome und Heilung

Das Leben ist oft hektisch, und viele von uns achten nicht immer auf eine ausgewogene Ernährung oder regelmäßige Bewegung. Doch was passiert, wenn unser Lebensstil uns gesundheitlich einholt? Schmerzen im Bauch, plötzliche Verdauungsprobleme und das Gefühl, dass etwas nicht stimmt, sind für viele Menschen ein beunruhigendes Erlebnis. Diese Beschwerden können auf eine Divertikulitis hindeuten – eine Erkrankung, die zwar häufig, aber oft unterschätzt wird.

Was versteht man unter einer Divertikulitis?

Divertikulitis bezeichnet die Entzündung sogenannter Divertikel, kleinen Ausstülpungen in der Wand des Dickdarms. Diese Divertikel selbst sind zunächst harmlos und treten bei vielen Menschen, insbesondere ab einem Alter von 40 Jahren, auf. Eine Entzündung entsteht jedoch, wenn sich in diesen Taschen Stuhlreste oder Bakterien ansammeln. Die Erkrankung gehört zu den häufigsten Magen-Darm-Erkrankungen und kann, wenn sie unbehandelt bleibt, ernsthafte Komplikationen nach sich ziehen.

Ursachen der Divertikulitis

Darmwandschwäche und erhöhter Druck

Die genauen Ursachen der Divertikulitis sind nicht vollständig geklärt, doch es wird angenommen, dass eine Kombination aus einer geschwächten Darmwand und einem erhöhten Druck im Darm zur Bildung und Entzündung der Divertikel führt. Diese Schwäche kann altersbedingt sein oder durch eine generelle Bindegewebsschwäche verursacht werden.

Ernährungsfaktoren

Ein hoher Konsum von ballaststoffarmer Nahrung, insbesondere von Weißmehlprodukten und rotem Fleisch, kann die Entstehung von Verstopfungen begünstigen. Diese Verstopfungen erhöhen den Druck im Darm und fördern damit die Bildung von Divertikeln. Eine ballaststoffarme Ernährung ist somit ein wesentlicher Risikofaktor für die Entwicklung einer Divertikulitis.

Weitere Risikofaktoren

Neben der Ernährung gibt es weitere Risikofaktoren, die die Entstehung einer Divertikulitis begünstigen können:

  1. Alter: Mit zunehmendem Alter nimmt die Häufigkeit von Divertikeln und damit auch das Risiko für eine Divertikulitis zu.
  2. Übergewicht: Starkes Übergewicht erhöht das Risiko für Darmträgheit und Verstopfungen.
  3. Bewegungsmangel: Eine träge Darmtätigkeit durch mangelnde Bewegung kann das Risiko für eine Divertikulitis erhöhen.
  4. Genetische Faktoren: Eine familiäre Veranlagung für Bindegewebsschwäche kann zur Ausbildung von Divertikeln beitragen.
  5. Medikamenteneinnahme: Langfristige Einnahme bestimmter Medikamente wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) oder Kortikosteroide kann das Risiko erhöhen.

Symptome der Divertikulitis

Eine Divertikulitis kann durch verschiedene Symptome gekennzeichnet sein, die sich je nach Schweregrad und Lokalisation der Entzündung unterscheiden:

  1. Bauchschmerzen: Die Schmerzen treten meist im linken Unterbauch auf, können aber auch im rechten oder mittleren Unterbauch lokalisiert sein.
  2. Druckschmerzen: Betroffene berichten häufig von starken Schmerzen bei Druck auf den Bauch.
  3. Verdauungsbeschwerden: Verstopfungen, Blähungen und Durchfall können auftreten.
  4. Fieber: Eine erhöhte Körpertemperatur ist ein häufiges Symptom der Entzündung.
  5. Allgemeines Krankheitsgefühl: Schwäche und ein allgemeines Unwohlsein sind ebenfalls typisch.

Diagnose der Divertikulitis

Ärztliche Untersuchung

Bei Verdacht auf Divertikulitis ist ein Arztbesuch dringend erforderlich, um Komplikationen zu vermeiden. Der Arzt wird zunächst eine ausführliche Anamnese erheben und dabei nach früheren Divertikelfällen, Ernährungsgewohnheiten und weiteren Risikofaktoren fragen.

Ein Abtasten des Bauches kann Aufschluss über schmerzhafte und verhärtete Stellen geben, die auf entzündete Divertikel hinweisen. Das Abhören der Darmgeräusche kann zusätzlich Hinweise liefern. Erhöhte Entzündungswerte im Blut sind ein typisches Zeichen für eine akute Entzündung im Darm.

Bildgebende Verfahren

Bildgebende Diagnostik wie Ultraschall, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) helfen dabei, das Ausmaß und die genaue Lokalisation der Entzündung zu bestimmen. Eine Darmspiegelung (Koloskopie) wird aufgrund des hohen Verletzungsrisikos während der akuten Phase vermieden, kann aber in der Nachsorge wichtig sein.

Behandlung der Divertikulitis

Konservative Therapie

Bei einer unkomplizierten Divertikulitis reicht oft eine konservative Therapie aus. Diese umfasst:

  1. Ernährungsumstellung: Eine ballaststoffarme Ernährung oder sogar eine vorübergehende Flüssigdiät kann den Darm entlasten.
  2. Antibiotika: Bei bakteriellen Entzündungen sind Antibiotika erforderlich.
  3. Schmerzmittel: Schmerzmittel wie Paracetamol oder Novalgin / Novaminsulfon können die Beschwerden lindern, während NSAR (z.B. Aspirin, Ibuprofen, Diclofenac) aufgrund des erhöhten Darmblutungsrisikos vermieden werden sollten.

Krankenhausaufenthalt

In schweren Fällen oder bei Komplikationen wie Abszessen, Perforationen (Darmdurchbrüche) oder einer Bauchfellentzündung ist ein Krankenhausaufenthalt notwendig. Hier werden Antibiotika und Flüssigkeiten intravenös verabreicht, und eventuell muss eine Drainage gelegt werden, um Eiter abzuleiten.

Operative Behandlung

Eine Operation wird bei schweren Komplikationen oder wiederkehrenden Entzündungen notwendig. Dabei wird der betroffene Darmabschnitt entfernt und die Darmenden wieder miteinander verbunden. Eine geplante Operation birgt weniger Risiken als eine Notoperation und sollte daher sorgfältig abgewogen werden.

Komplikationen der Divertikulitis

Wenn eine Divertikulitis unbehandelt bleibt oder schwer verläuft, können verschiedene Komplikationen auftreten:

  1. Abszesse: Eiteransammlungen im Bauchraum, die zu schweren Infektionen führen können.
  2. Darmperforationen: Risse in der Darmwand, die lebensbedrohliche Infektionen der Bauchhöhle (Peritonitis) verursachen können.
  3. Fisteln: Krankhafte Verbindungen zwischen Darm und anderen Organen wie Blase oder Vagina. Sie stellen bei schwerer Divertikulitis eine häufige und gefährliche Komplikation dar.
  4. Darmverengungen: Chronische Entzündungen können zu narbigen Verengungen des Darms führen, was einen Darmverschluss zur Folge haben kann.

Divertikulitis und Ernährung

Ballaststoffe

Eine ballaststoffreiche Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Vorbeugung und Behandlung der Divertikulitis. Ballaststoffe fördern die Darmtätigkeit, verhindern Verstopfungen und senken den Druck im Darm. Empfehlenswerte ballaststoffreiche Lebensmittel sind:

  1. Obst und Gemüse: Besonders geeignet sind Äpfel, Birnen, Brokkoli, Karotten und Spinat.
  2. Vollkornprodukte: Haferflocken, Vollkornbrot und -nudeln sowie brauner Reis.
  3. Hülsenfrüchte: Linsen, Bohnen und Erbsen.

Flüssigkeitszufuhr

Ausreichendes Trinken ist wichtig, um die Wirkung der Ballaststoffe zu unterstützen und Verstopfungen vorzubeugen. Wasser und ungesüßte Tees sind besonders geeignet.

Ernährungstipps

  1. Vermeiden: Weißmehlprodukte, rotes Fleisch und stark verarbeitete Lebensmittel sollten gemieden werden.
  2. Mahlzeiten: Statt großer Mahlzeiten sind mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt besser verträglich.
  3. Individuelle Anpassungen: Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf bestimmte Lebensmittel. Es empfiehlt sich, ein Ernährungstagebuch zu führen und individuelle Unverträglichkeiten zu berücksichtigen.

Ein hoher Alkoholkonsum kann das Risiko für eine Divertikulitis erhöhen. Alkohol sollte daher nur in Maßen genossen werden.

Wann zum Arzt?

Es ist wichtig, bei anhaltenden oder starken Bauchschmerzen, Fieber, Veränderungen im Stuhlverhalten oder anderen unerklärlichen Symptomen sofort einen Arzt aufzusuchen. Frühzeitige Diagnose und Behandlung können Komplikationen verhindern und die Heilungschancen verbessern.

Operation zur Behandlung der Divertikulitis

Eine Operation wird in Erwägung gezogen, wenn konservative Behandlungen nicht ausreichen oder wenn Komplikationen auftreten. Der chirurgische Eingriff erfolgt meist minimal-invasiv (Schlüsselloch-Chirurgie) und umfasst die Entfernung des betroffenen Darmabschnitts.

Indikationen für eine Operation

  1. Wiederkehrende akute Divertikulitis
  2. Komplikationen wie Abszesse, Fisteln oder Darmperforationen
  3. Unzureichendes Ansprechen auf konservative Therapie

Ablauf der Operation

Die Operation erfolgt in der Regel minimal-invasiv und dauert mehrere Stunden. Nach der Entfernung des betroffenen Darmabschnitts werden die Darmenden wieder miteinander verbunden (Anastomose). In einigen Fällen kann eine vorübergehende Anlage eines künstlichen Darmausgangs (Stoma) erforderlich sein, um den Heilungsprozess zu unterstützen.

Nachsorge

Nach der Operation ist eine sorgfältige Nachsorge wichtig. Dies umfasst regelmäßige ärztliche Kontrollen, eine angepasste Ernährung und die Vermeidung schwerer körperlicher Anstrengung. Eine balaststoffreiche Ernährung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr sind ebenfalls entscheidend, um erneute Entzündungen zu verhindern.

Prävention der Divertikulitis

Die Vorbeugung der Divertikulitis basiert hauptsächlich auf einer gesunden Lebensweise:

  • Ballaststoffreiche Ernährung: Eine Ernährung reich an Ballaststoffen wie Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten kann das Risiko einer Divertikulitis deutlich senken.
  • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität fördert die Darmtätigkeit und hilft, Verstopfungen zu verhindern.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Viel trinken hilft, die Wirkung der Ballaststoffe zu unterstützen und trägt zu einer normalen Darmfunktion bei.
  • Gewichtskontrolle: Ein gesundes Gewicht zu halten, kann das Risiko von Verstopfungen und damit von Divertikulitis verringern.
  • Vermeidung von Risikofaktoren: Der Verzicht auf Rauchen, übermäßigen Alkoholkonsum und ballaststoffarme Ernährung kann ebenfalls zur Vorbeugung beitragen.

Fazit

Divertikulitis ist eine schwerwiegende Darmerkrankung, die eine frühzeitige Diagnose und angemessene Behandlung erfordert. Durch eine gesunde Ernährung, ausreichende Bewegung und regelmäßige ärztliche Kontrollen können Betroffene das Risiko für eine Divertikulitis senken und Komplikationen vermeiden.

Ansprechpartner

Für Betroffene stehen verschiedene Anlaufstellen zur Verfügung:

  1. Hausärzte: Für die erste Diagnose und Überweisung an Fachärzte.
  2. Gastroenterologen: Spezialisten für Erkrankungen des Verdauungstrakts.
  3. Chirurgen: Für notwendige operative Eingriffe.
  4. Ernährungsberater: Für individuelle Ernährungsempfehlungen.

Über Christoph Nitsche

Dr. Christoph Nitsche ist Facharzt für Innere Medizin und Notfallmedizin. Seine Facharztausbildung absolvierte er am Marienhospital Euskirchen mit Schwerpunkt in der Kardiologie und Notfallmedizin. Nach mehreren Jahren klinischer Tätigkeit wechselte er in den hausärztlichen Bereich und sammelte umfassende Erfahrungen in einer hausärztlichen Praxis. Seit 2024 ist er in Meckenheim-Merl niedergelassen und führt dort gemeinsam mit einem Kollegen für Allgemein- und Arbeitsmedizin die Praxis am Dorfplatz.

Neben seiner Tätigkeit in der Praxis ist Dr. Nitsche weiterhin als Notarzt im Rettungsdienst aktiv. Durch seine breit gefächerte Ausbildung und Berufserfahrung verbindet er fundierte internistische Kompetenz mit einem ganzheitlichen Blick auf die hausärztliche Versorgung.

Wichtiger Hinweis: Die hier bereitgestellten Informationen dienen nur zu allgemeinen Informationszwecken und ersetzen nicht die professionelle Beratung und Behandlung durch einen Arzt. Bei Verdacht auf ernsthafte gesundheitliche Probleme oder bei anhaltenden Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.