Geringe Frequenz, immer mehr Online-Banking: Sparkasse schließt sieben Filialen
Wenig Mitarbeiter, wenig Kundenfrequenz, zu viel Leerlauf: Die Sparkasse schließt zum Jahresende sieben Filialen. Dafür wird das übrige Beratungsangebot ausgebaut - und an drei Standorten probiert man etwas Neues aus.
Derzeit können die Kunden im Landkreis in 18 Sparkassen-Filialen Geschäfte am Schalter erledigen und sich beraten lassen. Doch in manchen Zweigstellen ist die Kundenfrequenz sehr gering, berichtet der Vorstandsvorsitzende Frank Opitz. Und trotz rund 600 Mitarbeitern sei es immer schwieriger, alle Filialen mit ausreichend Personal zu besetzen. Die Situation wird sich in den nächsten Jahren verschärfen: Denn bis zum Jahr 2024 werden 127 Mitarbeiter in den Ruhestand gehen. Und die Stellen werde man nicht alle nachbesetzen können.
Nachjustieren nach Analyse
Aus diesem Grund hat die Sparkasse eine umfangreiche Analyse gestartet. An dem Projekt haben sich auch viele Mitarbeiter beteiligt. Dabei schaute man, welche Filialen geringer genutzt werden, welchen Service die Kunden wünschen. Und auch, was die Mitarbeiter möchten. Das Ergebnis: In die Filiale gehen die Kunden eher für eine Baufinanzierung und Geldanlage, der Rest wird über Mail, Handy oder online erledigt. 53 Prozent der Kunden nutzen überwiegend Online-Banking, 38 Prozent sogar ausschließlich, berichtet Opitz. Viele fahren bereits in die größeren Filialen in den Nachbarort.
Auch um Mitarbeiter muss sich das Unternehmen stärker bemühen als früher. Denn es herrscht Arbeitskräftemangel, und nicht mehr breite Auswahl. „Wir rekrutieren auf allen Kanälen“, sagt Opitz. Die Botschaft der Angestellten: Sie möchten nicht in einer Ein-Mann-Filiale sitzen, sondern im größeren Team arbeiten. Sie möchten mitreden. Das geschieht nun in weniger, aber größeren Filialen. Zudem wird ein größeres Telefonteam aufgebaut, um die Nachfrage zu decken.
Diese Filialen sind betroffen
Geschlossen werden bis Jahresende die Zweigstellen in Althegnenberg, Türkenfeld, Moorenweis, Alling, Gernlinden, Emmering und St. Bernhard in Fürstenfeldbruck. Die Kunden werden von den nächstgelegenen Filialen übernommen - das sind Mammendorf, Grafrath, Eichenau, Maisach und in Bruck der Standort Buchenau und Hauptplatz. Die Wege seien nicht weit. Am Marktplatz kann damit auch wieder am Dienstag- und Donnerstagvormittag geöffnet werden. Die Teams werden aufgestockt und auch die Gebäude hergerichtet, berichtet Opitz. Wichtig ist ihm: „Es verliert kein Mitarbeiter seinen Arbeitsplatz.“ Es gehe auch nicht um Kosten, sondern um Ressourcen.
Neue Dialog-Inseln
8,5 Millionen Euro investiert die Sparkasse in die Maßnahme, die unter dem Leitspruch „Verändern, um zu bleiben, was wir sind“ steht. An allen Standorten wird es weiter einen Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker geben. Diesem Wusch komme man nach, so Opitz. An drei Standorten wagt man etwas Neues: In Moorenweis, Althegnenberg und Türkenfeld werden bis Ende März mit so genannten Dialog-Inseln ausgestattet, bis dahin bleiben die Filialen offen. Per Knopfdruck kann der Kunde über Video mit einem Berater sprechen, der Fragen beantwortet oder beim Überweisung ausfüllen hilft. „Es ist ein echter Berater, kein Avatar“, betont Opitz. Der Datenschutz sei gewährleistet.
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Dieser Service ist nicht neu, sondern wird bereits von Sparkassen am Bodensee oder in Ostdeutschland geboten. „Es wird sehr gut angenommen“, berichtet der Sparkassen-Chef. In den ersten Wochen werden Mitarbeiter vor Ort die Kunden informieren, begleiten und die Insel erklären. Einen Versuch ist es Wert, findet Opitz. Nach ein, zwei Jahren werde man Bilanz ziehen.