Jugendliche in Jobs: CDU stellt sich gegen Mindestlohn – Linken-Chef wittert „Skandal“
Immer mehr Jugendliche arbeiten neben der Schule. Doch oft verdienen sie nicht den Mindestlohn. Die Linke fordert eine Änderung.
Berlin – Jan van Aken ist erzürnt. Grund ist eine schriftliche Anfrage an das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), die dem Tagesspiegel vorliegt. Der Vorsitzende der Linkspartei hatte nachgefragt, wie viele Schülerinnen und Schüler zwischen 15 und 18 Jahren sich durch Ferien- oder Nebenjobs etwas dazuverdienen. Die Antwort: Immer mehr junge Menschen gehen einer Nebentätigkeit nach – und erhalten oft nicht mal den gesetzlichen Mindestlohn.
Merz fordert Deutsche zu mehr Arbeit auf – Anzahl der erwerbstätigen Schüler steigt stetig
Insgesamt 351.000 der etwa zwei Millionen Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren in Deutschland, sind dem BMAS zufolge mittlerweile erwerbstätig, also knapp 17,5 Prozent. Seit 2020 verzeichnet das Ministerium kontinuierlich immer mehr arbeitende Jugendliche – sowohl in relativen als auch in absoluten Zahlen. In der Gesamtbevölkerung steigt die wöchentliche Arbeitszeit in Deutschland seit der Wende ebenfalls stetig.
Der Trend widerspricht damit der Ansicht des Bundeskanzlers. Friedrich Merz (CDU) will den Acht-Stunden-Tag abschaffen und die Deutschen dazu ermutigen, noch mehr zu arbeiten. „Mit Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance können wir den Wohlstand nicht erhalten“, hatte Friedrich Merz noch Mitte Mai gesagt.
„Armut und Geldsorgen“: Immer mehr Jugendliche in Deutschland erwerbstätig
Aber warum gehen nun immer mehr 15- bis 18-Jährige in Deutschland einer Beschäftigung nach? „Oft ist es eine Frage von Armut und Geldsorgen, warum Kinder arbeiten gehen“, sagt Jan van Aken dem Tagesspiegel.
Grundsätzlich halte der Linken-Chef es zwar für eine gute Sache, wenn Jugendliche früh Erfahrungen in der Arbeitswelt sammeln. „Dass für Menschen unter 18 ohne Berufsabschluss der gesetzliche Mindestlohn nicht gilt, finde ich einen Skandal“, erklärt er der Zeitung jedoch.

Van Akens Sorge: Unternehmen könnten sich mit Kindern billige Arbeitskräfte sichern. Dabei dürfe die Regierung nicht zuschauen, fordert der Linken-Chef. Der Mindestlohn müsse ihm zufolge für alle gelten. Bei der CDU trifft er mit der Forderung allerdings auf taube Ohren.
CDU sträubt sich gegen Mindestlohn für Jugendliche und warnt vor „ungewollten Folgen“
Die Christdemokraten argumentieren, dass ein Mindestlohn für Jugendliche auf den ersten Blick zwar gerecht erscheinen könnte, „aber er könnte ungewollte Folgen haben“. Das sagt zumindest die Bundestagsabgeordnete Nora Seitz (CDU). Welche ungewollten Folgen sie meint? Beispielsweise einen höheren verwaltungstechnischen Aufwand.
Laut der CDU-Politikerin könne es nicht „im Interesse der jungen Generation sein, durch zusätzliche Bürokratie von einem ersten Job abgehalten zu werden“. (AFP)