Erding: Zähes Ringen um Indorfs Zukunft
Die Stadt Erding und die Bürger von Indorf sind sich bei der baulichen Entwicklung des Ortsteils uneins. Sie haben große Einwände gegen Bebauungsplan. Jetzt wird nachgebessert.
Erding – Die von vielen Indorfern seit Jahren gewünschte bauliche Entwicklung ihres Dorfes gestaltet sich schwierig. Die Stadt will sie planerisch lenken, die Bürger fühlen sich dadurch eingeschränkt und bevormundet. Jetzt ist zumindest ein Schritt zur Annäherung getan.
Am Dienstagabend befassten sich die Stadträte im Planungs- und Bauausschuss mit dem Bebauungsplan für den Erdinger Ortsteil, in dem gut 130 Menschen leben. Er umfasst das Gebiet beidseits der St.-Martin-Straße. Bereits vor 13 Jahren hatte der Stadtrat die Aufstellung beschlossen. Doch der Plan ließ auf sich warten. Seit 2020 gilt eine Veränderungssperre, sie endet Ende Juni.
Der Zuschauerraum im Sitzungssaal des Rathauses war voll besetzt. Etwa 25 Indorfer waren gekommen, um die Debatte um ihre eingegangenen Bedenken zum Bebauungsplan live zu verfolgen. Ihre Einwände hatten sie bereits im Herbst 2021 eingereicht, einige von ihnen unterstützt durch einen Anwalt.
Bislang keine Ortsversammlung
Auch die Dorfgemeinschaft selbst gab eine von 27 Indorfern unterschriebene Stellungnahme ab. Darin wird unter anderem die mangelnde Gesprächsbereitschaft der Stadt bemängelt. So gab es bislang keine Ortsversammlung zu dem Thema. Weiterer Kritikpunkt: Der Bebauungsplan enthalte so viele Auflagen, Einschränkungen und Bevormundungen, „dass man von einem Bauverhinderungssplan sprechen kann, den die Unterzeichner in dieser Form ablehnen“.
Die Stadtverwaltung wolle mit dem Bebauungsplan den landwirtschaftlich geprägten Dorfcharakter erhalten und stärken, betonte OB Max Gotz (CSU) eingangs der Debatte. Das solle durch eine geordnete Bebauung erreicht und gleichzeitig weitere Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt werden – und zwar für alle. Denn, so Stadtjurist Andreas Erhard: „Ohne B-Plan gibt es für die Nicht-Privilegierten keine Baumöglichkeiten.“ Dann kämen nur Landwirte zum Zug, die ihre Hofstellen für Wohnbebauung umnutzen wollen.
Innen- oder Außenbereich?
Deren Dimensionen hängen davon ab, ob Indorf Innen- oder Außenbereich ist. Wie der Ortsteil einzustufen ist, müsste das Gericht klären. Durch den Bebauungsplan soll er ein Dorfgebiet werden. Dies wünsche sich auch das Gericht, „um zu schützen, was da ist“, so Erhard. Die Planung gebe Gebäuden einen Bauraum, der Bestand sei in seiner vorhandenen Größe geschützt.
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Das gilt offenbar nicht für alle. Hans Fehlberger (FW) sah es als großes Problem, dass mehrere ältere Häuser, die heute zwei bis drei Wohnungen haben, durch den Bebauungsplan nur noch eine Wohneinheit hätten – wegen des kleinen Bauraums: „Da kann ich nicht zustimmen.“
Fehlberger: „Indorf soll Indorf bleiben“
Gotz pochte auf eine maßvolle Entwicklung, um Auswüchse wie einst in Pretzen oder Siglfing zu verhindern. „Wenn mir einer sagt: Ich brauche zwölf Wohneinheiten, weil wenn ich sechs verkaufe, bin ich schuldenfrei, dann hat das nichts mit Stadtplanung zu tun.“ Auch Fehlberger erklärte: „Indorf soll Indorf bleiben. Keiner möchte 40 Wohnungen auf einer ausgesiedelten Hofstelle.“ Aber er warb dafür, dem Wunsch der Indorfer, durch den Bebauungsplan nicht weniger Wohnraum zu haben, nachzukommen.
Auch für Herbert Maier (Grüne) und Leon Kozica (SPD) war es schwer verständlich, dass die Wohneinheiten bei einem Neubau reduziert werden sollen. Stephan Treffler (ÖDP) gefiel der Plan, „aber ich habe das Gefühl, dass wir gegen den Großteil der Indorfer planen.“ Hans Egger (Erding Jetzt) stellte angesichts der verfahrenen Situation die Frage nach Alternativen: „Die Stadt hat’s ja gut gemeint und wollte den Ortsteil planerisch entwickeln. Eventuell können wir den Umgriff verändern?“ Das lehnte Gotz vehement ab: „Eine Änderung bedeutet, auch, dass dann einige Anträge weg sind.“
Zugeständnisse nach langer Debatte
Nachdem Erhard nochmals die Alternativen zum Bebauungsplan aufgezeigt und vor einer schleichenden Veränderung Indorfs in eine Schlafstadt mit viel Zuzug, Verkehr und Problemen für praktizierende Landwirte gewarnt hatte, wurde die Sitzung für eine nicht-öffentliche Beratung der Stadträte 20 Minuten lang unterbrochen.
Danach verkündete Gotz einen Kompromiss. So werde bei den Bestandsgebäuden die Zahl der Wohneinheiten wie bisher eingetragen, bei der Hofstelle direkt im Norden an der Kirche soll die Erweiterung mit einem Baufenster hinterlegt und über die Wünsche für den Bauriegel an der neu geplanten Straße noch einmal gesprochen werden. Auch der Wunsch eines Jungunternehmers nach einer gewerblichen Ansiedlung werde aufgenommen.
Dies alles wird nun eingearbeitet. Dann wird das Verfahren weitergeführt. „Sie sehen, wir ringen intensiv“, sagte Gotz mit Blick zu den Zuhörern und meinte: „Der Entwicklungsprozess für Indorf ist gesichert.“