Pro Stunde sind die Bahnschranken 24 Minuten lang zu
Zwei Gleise, neue Bahnsteige, und die schienengleichen Bahnübergänge bleiben bestehen: Sie schaut die aktuelle Planung für den Umbau des Bahnhalts St. Koloman aus.
Wörth – Die Deutsche Bahn will dem Haltepunkt St. Koloman ein völlig neues Gesicht geben. Diese Maßnahme soll entscheidende Verbesserungen bringen – und hat umfassende Bauarbeiten zur Folge: Wie berichtet, werden ein zweites Gleis und zwei neue Außenbahnsteige errichtet. Die Staatsstraße 2080 wird in diesem Bereich verlegt und neu gebaut, ebenso wie ein 1,5 Kilometer langer Geh- und Radweg, der ins bestehende Netz integriert werden soll. Die schienengleichen Bahnübergänge unter anderem in Richtung Aufhausen sollen indes bestehen bleiben. Ist der 15-Minuten-Takt dann erst einmal da, ist hier innerhalb einer Stunde mit einer Schließzeit der Schranken von insgesamt 24 Minuten zu rechnen.
In der Gemeinderatssitzung, die sehr gut besucht war, stellten zwei Vertreter der Bahn das Projekt vor, informierten zum Zeitplan und beantworteten Fragen der Gemeinderäte. Die Planrechtsunterlagen sollen demnach im zweiten Quartal 2024 beim Eisenbahnbundesamt eingereicht und voraussichtlich im September öffentlich ausgelegt werden. Der Baubeginn wird im dritten Quartal 2026 anvisiert, die Inbetriebnahme im vierten Quartal 2028.
In der Diskussion wurde deutlich, dass die Gemeinde ihre Wünsche wie zusätzliche Fahrradstellplätze mit Blick auf die weitere Siedlungsentwicklung in Hofsingelding selbst finanzieren muss. Derzeit gibt es rund 200 Radstellplätze. Verkehrsbuchten für den Schienenersatzverkehr, die von den Ratsmitgliedern als äußerst wichtig erachtet wurden, seien im Zuge des Straßenneubaus nicht vorgesehen.

Die Planung sieht vor, die eingleisig elektrifizierte Strecke in nördlicher Lage um ein zweites Streckengleis auf einer Länge von 2,6 Kilometern vom Haltepunkt St. Koloman in Richtung Aufhausen zu erweitern, um damit Begegnungsverkehr zu ermöglichen. Das neue zweite Streckengleis des Begegnungsabschnitts werde in paralleler Lage auf der Ostseite des Bestandsgleises errichtet und durch Überleitstellen daran angebunden.
Für das zweite Streckengleis müssen die bestehenden Dammkörper sowie Einschnitte verbreitert und die Staatsstraße 2080 teilweise verlegt werden. Zudem sollen die Bahnsteiganlagen in St. Koloman und Aufhausen neu errichtet, mit Wetterschutz versehen und mit Zugangsrampen barrierefrei erschlossen werden. Die neuen Außenbahnsteige sollen 96 Zentimeter hoch und jeweils 210 Meter (derzeit 140 Meter) lang werden. Zudem soll die Leit- und Sicherungstechnik angepasst, die Oberleitung neu gebaut und ein elektronisches Stellwerk in Altenerding errichtet werden.
Mit der Maßnahme will die Bahn einen 15-Minuten-Grundtakt schaffen. Die schienengleichen Bahnübergänge unter anderem in Richtung Aufhausen sollen bleiben. Während einer Stunde sei dann mit einer Schließzeit der Schranken von insgesamt 24 Minuten (bisher 15 Minuten) zu rechnen. Für Bürgermeister Thomas Gneißl (ÜPWG) war der extrem differierende Umgang mit den Bahnkreuzungen „schwer nachvollziehbar“: Hier wolle man die schienengleichen Übergänge belassen, beim Ausbau der ABS38 hingegen plane man bei Rottmann ein „Riesenbauwerk“ als Straßenüberführung.
Wie die Bahnvertreter weiter erläuterten, sollen mit dem Projekt in St. Koloman die Betriebsqualität verbessert und die Flexibilität bei Betriebsstörungen gesteigert werden. Außerdem will man ein stufenloses Ein- und Aussteigen ermöglichen und das Erscheinungsbild optimieren. Die Treppenanlage zur Kirche St. Koloman werde erhalten bleiben, ebenso die Ampelanlage.
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Zum Bauablauf wurde informiert, dass zunächst der erste neue Bahnsteig gebaut werden soll, bevor der alte außer Betrieb geht. Michaela Eckmayer (ÜPWG) hakte nach, wie die Anbindung erfolgen soll, wenn St. Koloman mehrere Wochen lang während der Bauzeit als Haltestelle nicht zur Verfügung steht. Dann könne man beispielsweise mit dem Rad nach Ottenhofen fahren, meinte einer der Planer, was mit Lachern seitens der Zuhörerschaft quittiert wurde. Man will auch darauf achten, dass bauliche Schwerpunkte etwa während der Ferien erfolgen, damit möglichst wenige Pendler betroffen sind.
Anton Erl (CSU) wollte wissen, wo die Baustelleneinrichtungen vorgesehen sind. Parallel zur neuen Staatsstraße auf der östlichen Seite, war die Antwort. Auch ein Regenrückhaltebecken in Richtung Erding auf einem Acker soll entstehen. Florian Siegl (ÜPWG) hinterfragte, ob der zeitliche Rahmen einzuhalten sei. Das Vorhaben sei „politisch gewollt und durchfinanziert“. Aber Klagen könnten das Vorhaben verzögern, und die benötigten Grundstücke seien teils private Flächen. Dem Gemeinderat war sehr wichtig, dass die Bahn bald Gespräche mit den unmittelbar betroffenen Anliegern aufnimmt. Eine Lärmschutzwand sei Bestandteil der Planung.