Staatliche Förderung für E-Pkw: Autohäuser nehmen Streichung sportlich
Auch mit staatlicher Förderung hat es im Landkreis kaum Nachfrage nach E-Autos gegeben. Ein Knackpunkt ist die schlechte Infrastruktur.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Eigentlich sind sich alle Experten einig: Die Nachfrage nach Elektro-Autos wird weiter zurückgehen. Für Engelbert Stapf würde das bedeuten, dass gar keiner mehr nachfragt. Ein einziges Elektromobil hat der Geretsrieder Kfz-Fachmann heuer verkauft. Genauso viel wie im Vorjahr. Nun hat die Bundesregierung die Förderung von E-Auto-Käufen gestoppt: Privatleute, die auf Elektro-Antrieb umsteigen wollen, erhalten keine staatlichen Zuschüsse mehr. In einigen Regionen hatte das für Ärger gesorgt.
Lange Lieferzeiten bei Autos
„Ich glaube, dass es noch Streit um das Thema geben wird“, sagt Stapf. „Am Freitag wird angekündigt, dass es kein Geld mehr gibt und ab Montag fließt kein Zuschuss mehr. Da werden einige Menschen klagen.“ Schließlich lägen die Wartezeiten für ein E-Auto bei gut einem halben Jahr – und Menschen, die in den vergangenen Monaten einen Kaufvertrag unterschrieben haben, rechneten seinerzeit fest mit den Zuschüssen.
Ausbau der Infrastruktur läuft schleppend
Wahnsinnig viele Menschen seien allerdings nicht betroffen, wie Stapf vermutet. „Allgemein ist die Nachfrage ziemlich eingebrochen“ – unter anderem, weil der Strompreis immer noch relativ hoch sei und die Lade-Infrastruktur nur schleppend ausgebaut werde.
Im Tölzer Autohaus Rinner nimmt Verkaufsleiter Daniel Voggenauer die Nachricht der ausbleibenden Förderung relativ entspannt zur Kenntnis. „Es gibt schon private Käufer, aber die sind nicht die ganze große Masse“, sagt er. „Die meisten E-Autos verkaufen wir an Unternehmen als Firmenwagen“ – und die staatliche E-Auto-Förderung für Wirtschaftsbetriebe ist schon vor Monaten eingestellt worden. Die nun eingestellte Privatförderung werde auf das Tölzer Autohaus also nur geringfügige Auswirkungen haben, wie Voggenauer vermutet. „Der Trend ist eh momentan rückläufig.“ Vor nicht allzu langer Zeit, „als es noch hohe Boni gab und der Strompreis niedriger war“, sei die Nachfrage bedeutend stärker gewesen. Für den Rinner-Verkaufsleiter bedeutet das im Umkehrschluss: „Wenn man politisch mehr dafür machen würde, dann würde mehr gehen in der E-Mobilität.“
Kommunen investieren verhaltener, wenn es keine Fördermittel gibt.
Dieser Meinung ist die 17er-Oberlandenergie schon lange. Im ganzen Landkreis betreibt die Initiative Elektro-Ladesäulen. „Es passt nicht zu unserer Philosophie, morgen alle Pläne zu stoppen“, sagt Stephanie Grill gegenüber unserer Zeitung. Die Geschäftsführerin wagt keine Prognose zur weiteren Entwicklung der Elektromobilität. Sie hat aber bisher einen komplett anderen Trend beobachtet als Stapf und Voggenauer: „Die Nachfrage nach E-Mobilität nimmt extrem zu.“ Ob das bei den Autofahrern lediglich ein „Mitnahme-Effekt wegen der Förderungen“ war, könne sie jedoch nicht einschätzen. Bei vielen Gemeinden sei das aber unweigerlich der Fall. „Kommunen investieren verhaltener, wenn es keine Fördermittel gibt.“ Die 17er-Oberlandenergie arbeite notfalls alleine weiter an einem Ausbau der Lade-Infrastruktur. Grill: „Für uns als regionaler Energieversorger ist das wichtig.“
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Auch für die private Mobilitätswende sei das wichtig, wie Autohändler Stapf erklärt. „Im Moment reicht die Infrastruktur nicht aus.“ Lediglich Grundstückseigentümer könnten ernsthaft über eine Elektro-Neuanschaffung nachdenken, weil sie in der eigenen Garage eine Wallbox oder eine Ladesäule installieren könnten. Mieter in Mehrfamilienhäusern hätten diese Möglichkeit meist nicht. Und auch Stapf selbst wäre vermutlich nie umgestiegen, hätte er nicht zuhause und in seiner Werkstatt einen eigenen Ladeanschluss.
dst
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