Korbinian Krämmel über Krise in Baubranche und Gerüchten zu „OPUS.G“
Mit über 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Wolfratshauser Firma Krämmel das größte Bauunternehmen in der Region. Unsere Zeitung hat bei Geschäftsführer Korbinian Krämmel nachgefragt, wie es um sein Unternehmen und das größte Wohnungsbauprojekt in Geretsried steht.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Nach Jahren des Booms schwächelt die Bauwirtschaft massiv. Die Auftragsbücher sind leer, die Aussichten für 2024 düster. Das bayerische Baugewerbe fürchtet einen länger anhaltenden Abschwung. Mit über 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Wolfratshauser Firma Krämmel das größte Bauunternehmen in der Region. Unsere Zeitung hat bei Geschäftsführer Korbinian Krämmel nachgefragt, wie es um sein Unternehmen und das größte Wohnungsbauprojekt in Geretsried steht.
Herr Krämmel, fast zwei Drittel der Unternehmen in der bayerischen Baubranche erwarten für die kommenden Monate eine weitere Verschlechterung der Geschäfte. Was hat aus Ihrer Sicht diese Krise ausgelöst?
Die hohe Inflation und die darauffolgende Zinswende mit deutlichen Zinserhöhungen innerhalb kurzer Zeit haben die aktuelle Entwicklung befeuert. Schaut man Deutschland im Ländervergleich an, schneiden wir aber schlechter ab als viele andere. Die Ursache liegt daher noch an anderer Stelle.

An welcher?
Die seit Jahren steigenden Baukosten resultieren aus einer regelrechten Regulierungswut des Gesetzgebers mit immer neuen und immer weiter verschärften Auflagen, Normen und Gesetzen. Seit der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg zudem noch verbunden mit Liefer- und Materialengpässen, die weitere Verzögerungen und Kostensteigerungen brachten. Die Mischung aus diesen Faktoren hat zur aktuellen Situation geführt.
Was erwarten Sie von der Bundesregierung – eingedenk der Tatsache, dass im Bundeshaushalt ein Milliardenloch klafft?
Fördermaßnahmen und Subventionen können die aktuelle Lage abmildern, werden aber das Kernproblem nicht lösen. Es ist die ausufernde Bürokratie, die Genehmigungsprozesse verlangsamt und das Bauen verteuert.
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Können Sie uns ein Beispiel nennen?
Für einen einfachen Bebauungsplan für 70 Wohneinheiten haben wir in einer Münchner Umlandgemeinde sieben Jahre benötigt. Bis die erste Wohnung gebaut ist, werden noch mal drei Jahre vergehen. Jeder versucht sich abzusichern und keinen Fehler zu machen. Das kostet Zeit und Geld und führt zu dem Ergebnis, dass zu wenig und zu teuer gebaut wird. Im Kern lautet die Botschaft: Bauen muss wieder einfacher werden, indem Regulierung deutlich abgebaut wird. Der Haushalt würde dadurch nicht belastet.
Wie sehr sind Sie von steigenden Baukosten- und Energiekosten betroffen?
Der Rohbau von Bauabschnitt Silva steht bereits seit vergangenem Sommer, nun laufen die Ausbauarbeiten auf Hochtouren, und die weiteren Bauabschnitte Aqua und Viva bereiten wir derzeit vor. Die vorbereitenden Baumaßnahmen sind bereits gestartet. Insofern werden auch die beiden weiteren Bauabschnitte realisiert. Der in „OPUS.G“ entstehende Wohnraum wird dringender denn je benötigt. Der Druck auf den Wohnungsmarkt war schon sehr hoch und wird durch die aktuelle Situation der eingebrochenen Bautätigkeit weiter dramatisch verstärkt. Ein mangelndes Wohnraumangebot hat auch Auswirkungen auf den Fachkräftemangel und die Wachstumsmöglichkeiten unserer Unternehmen am Standort Geretsried/Wolfratshausen. Wir wirken dem entgegen und schaffen beste Standortbedingungen durch die Verfügbarmachung von Wohnraum.
Wir sind gleichermaßen wie jedes andere Unternehmen und jeder Privatbürger von den steigenden Bau- und Energiekosten betroffen.
Sind auch zunehmend schlechte Finanzierungsbedingungen ein Grund für die Krise?
Das aktuelle Zinsniveau ist historisch gesehen eher niedrig, und die letzten Wochen sogar wieder deutlich zurückgegangen. Aber die schnelle Veränderung muss erst verarbeitet werden, und natürlich ist das Niveau aus der Nullzinsphase in weite Ferne gerückt. Die Zurückhaltung für Investitionen ist aber wohl hauptsächlich der Unsicherheit über die Zukunft geschuldet, die sich aus einer Vielzahl negativer Nachrichten und Einflüsse speist. Zuletzt die von Ihnen angesprochene Haushaltskrise.
Laut Konjunkturumfrage des Landesverbands Bayerischer Bauinnungen rechnen 38 Prozent der Baufirmen damit, dass sie wegen fehlender Aufträge Kurzarbeit beantragen müssen. Sehen Sie sich auch zu diesem Schritt gezwungen?
Nein, wir sind durch unser breites Produkt- und Dienstleistungsportfolio gut aufgestellt. Unsere Mannschaft ist gut ausgelastet, und wir haben weitere Projekte in der Pipeline. Dennoch legen auch wir noch mehr als bisher schon den Fokus auf schlanke Prozesse und Abläufe.
Aufgrund zu hoher Baukosten hat das Unternehmen Vonovia, einer der größten privaten Wohnungskonzerne in Deutschland, in diesem Jahr den Bau von 60.000 Wohnungen gestoppt. Sie wollen in Geretsried mit „OPUS.G“ insgesamt 770 Wohnungen errichten. Gerüchten zufolge soll das Projekt, das das größte Bauprojekt in Geretsried und der Region ist, ebenfalls gestoppt werden.
Der Rohbau von Bauabschnitt Silva steht bereits seit vergangenem Sommer, nun laufen die Ausbauarbeiten auf Hochtouren, und die weiteren Bauabschnitte Aqua und Viva bereiten wir derzeit vor. Die vorbereitenden Baumaßnahmen sind bereits gestartet. Insofern werden auch die beiden weiteren Bauabschnitte realisiert. Der in „OPUS.G“ entstehende Wohnraum wird dringender denn je benötigt. Der Druck auf den Wohnungsmarkt war schon sehr hoch und wird durch die aktuelle Situation der eingebrochenen Bautätigkeit weiter dramatisch verstärkt. Ein mangelndes Wohnraumangebot hat auch Auswirkungen auf den Fachkräftemangel und die Wachstumsmöglichkeiten unserer Unternehmen am Standort Geretsried/Wolfratshausen. Wir wirken dem entgegen und schaffen beste Standortbedingungen durch die Verfügbarmachung von Wohnraum.
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