Gut 56 Millionen Euro kostet das neue Schulzentrum in Wolfratshausen. Angesichts klammer Kassen stellte sich jetzt die Frage: Muss das Projekt gestoppt werden?
Wolfratshausen – Im Sommer 2023 fiel mit dem ersten Spatenstich der Startschuss: Die Sanierung und Erweiterung der Grund- und Mittelschule am Hammerschmiedweg ist nicht nur das größte, sondern auch das bis dato kostspieligste Projekt der Stadt Wolfratshausen. Gut 56 Millionen Euro investiert die Kommune bis 2028 ins neue Schulzentrum, neben einem Lehrschwimmbad entstehen Räume für rund 800 Mädchen und Buben. Die Kehrseite der Medaille: Ihr Sparschwein muss die Stadt schlachten und darüber hinaus Kredite aufnehmen. Nun entschied der Bauausschuss des Stadtrats, ob die Arbeiten fortgesetzt oder gestoppt werden.
Eine Kostenexplosion führte nicht zu dieser Frage, betonte Thomas Wenig, Mitarbeiter im Rathaus-Referat Bauen und Liegenschaften, sondern ein Beschluss, den die Mandatsträger im März 2021 fassten. Zu diesem Zeitpunkt diskutierten die Stadträte über Einsparungen und eine eventuelle „Streckung“ des Vorhabens, um die finanzielle Belastungsgrenze der Kommune nicht zu überschreiten. Die Räte formulierten es so: „Bis zur Baugenehmigung ist die Planung als Gesamtvorhaben zu behandeln. Ab der Werkplanung ist zuerst nur der Satellit umzusetzen.“
Der Satellit, der Gebäudekomplex für die fünfzügige Grundschule, sowie die Eingangshalle „sind voll im Bau“, die Vorbereitungen zum zweiten Bauabschnitt „gerade in Arbeit“, berichtete Wenig. Aufgrund der Beschlusslage müsse der Stadtrat nun sagen, wie‘s weitergeht.
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Grünen-Vertreter stellt eine „lustige Frage“
„Eine lustige Frage“, stellte Wenig fest, nachdem Dr. Hans Schmidt (Grüne) wissen wollte, „welche Auswirkungen hätte eine Verzögerung des Baufortschritts auf Kosten, Zeitplan“ und die von der Regierung von Oberbayern zugesagte Geldspritze? „Bremsend“ würde ein solcher Beschluss sich auswirken – „und es wird definitiv teuer“, so Wenig. Schon Ende vergangenen Jahres musste die Stadt einigen Firmen, die wegen einer Bauzeitverzögerung nicht wie geplant mit ihrer Arbeit beginnen konnten, insgesamt gut eine Million Euro zahlen.
Es ist sehr positiv, was ich da gesehen habe.
„Auf keinen Fall stoppen“, beschwor Renate Tilke (CSU) ihre Amtskollegen. Auch wenn das Projekt für die Kommune eine finanzielle „Gratwanderung“ sei, müsse es „planmäßig durchgezogen“ werden. Gerlinde Berchtold (SPD) pflichtete Tilke bei und gab zu bedenken: Ab August 2026 haben alle Kinder der ersten Klassenstufe einen gesetzlichen Anspruch auf Ganztagsbetreuung. Zu diesem Zweck müssten am Hammerschmiedweg Räume geschaffen werden – „wir haben auch noch keine Mensa“, ergänzte Rathauschef Klaus Heilinglechner (BVW). Auch er plädierte dafür, die Arbeiten „zügig voranzutreiben“. Die dazu notwendigen Mittel, besagte gut 56 Millionen Euro inklusive 20 Millionen Euro staatliche Zuschüsse, „sind im Haushalt bis 2028 dargestellt.“
Zuvor ein Rundgang über die Großbaustelle
Die Mitglieder des Fachgremiums hatten vor der Sitzung einen Rundgang über die Großbaustelle unternommen. „Es ist sehr positiv, was ich da gesehen habe“, sagte Josef Praller (BVW). Jetzt ein Stopp-Schild aufzustellen, komme trotz der angespannten Finanzlage nicht in Frage. Ziel müsse sein, dass der Satellit „im Sommer 2026 fertiggestellt ist“.
Der Beschluss, die Arbeiten wie geplant fortzusetzen, fiel mit 10:0 Stimmen. Das letzte Wort hat der Stadtrat – mit einem Richtungswechsel ist nicht zu rechnen. (cce)