Hunderte Landkreis-Feuerwehrleute helfen im Hochwassergebiet - Kreisbrandrat lobt Engagement

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Feuerwehr-Einsatzkräfte aus dem Landkreis München legen eine Kette von Sandsäcken in der Gemeinde Vohburg. © Kreisbrandinspektion München

Die Hochwasser-Lage im Landkreis München hat sich noch in Grenzen gehalten, deshalb haben hunderte Feuerwehrleute im Hochwassergebiet unterstützt. Kreisbrandrat Harald Stoiber berichtet.

Die Hochwasser-Lage in Bayern entspannt sich, die Pegel sinken. Doch mit den Schäden und Folgen werden die Menschen vor Ort noch lange zu kämpfen zu haben. Auch den zahlreichen Feuerwehrleuten aus dem Landkreis München, die hauptsächlich im besonders betroffenen Kreis Pfaffenhofen fast zwei Wochen lang im Einsatz waren, werden die Bilder und Erfahrungen noch lange im Gedächtnis bleiben. In solchen Ausnahmesituationen geht es nicht nur um Sandsäcke schichten oder Keller auspumpen. Es geht auch darum, verzweifelte Betroffene emotional aufzufangen, unter Druck schnelle Entscheidungen zu treffen und sich dabei nicht selbst in Gefahr zu bringen.

Fast 100 Einsatzkräfte aus Landkreis engagierten sich bis zu 16 Stunden in Baar-Ebenhausen

Kreisbrandrat Harald Stoiber war als Kontingentführer an den ersten zwei Tagen nach der Alarmierung selbst im Krisengebiet, erst in Hohenwart, dann in Vohburg. Haupteinsatzort danach war Baar-Ebenhausen, wo sich die Lage am dramatischsten gestaltete. Fast 100 Einsatzkräfte aller Feuerwehren aus dem Landkreis München kämpften hier bis zu 16 Stunden täglich gegen die Fluten. „Ich bin tief beeindruckt und stolz auf diese Professionalität und das große Engagement, mit dem jeder Einzelne in dieser Gefahrenlage unterstützt hat“, lobt Stoiber. Auch die Zusammenarbeit mit der Führungsgruppe Katastrophenschutz, der Feuerwehreinsatzzentrale und dem Team der Kreisbrandinspektion habe reibungslos funktioniert. Dass der Landkreis über eine eigene Katastrophenschutz-Führungsgruppe verfügt, habe sich als besonders wertvoll erwiesen. „Das war wie ein Schutzschirm für uns“, so Stoiber. Denn vor Ort war die Kommunikation teilweise eingeschränkt. Ändern sich die Hochwasserpegel? Ist irgendwo ein Damm gebrochen? Dass solche Informationen die Einsatzkräfte schnell erreichen, ist unter Umständen lebensrettend. Genau dafür hat die Führungsgruppe gesorgt, die die Entwicklung permanent überwacht hat.

In Baar-Ebenhausen war die Lage am dramatischsten. Hier waren die Feuerwehren über eine Woche im Einsatz.
Am dramatischsten war die Lage in Baar-Ebenhausen. Hier waren die Feuerwehren über eine Woche im Einsatz. © Kreisbrandinspektion München

Im kleinen Örtchen Hohenwart stand es Spitz auf Knopf. „Wir hatten Angst, dass der Ortskern vollkommen überschwemmt wird“, schildert der Kreisbrandrat. Das Glück war, dass sich in direkter Nachbarschaft eine große Gärtnerei befand, die nicht nur als Barriere diente, sondern auch Sandsäcke zur Verfügung stellen konnte, zusätzlich zu denen, die aus dem Landkreis angeliefert wurden. Mit ihren Teleskop㈠ladern konnten die Feuerwehren den Transport der Sandsäcke beschleunigen. So wurde Hohenwart letztlich vor der Überflutung gerettet.

10 000 Sandsäcke wurden hier in Gräfelfing bei der Firma Glück verfüllt und in die Hochwassergebiete transportiert.
10 000 Sandsäcke wurden hier in Gräfelfing bei der Firma Glück verfüllt und in die Hochwassergebiete transportiert. © Kreisbrandinspektion München

Verzweiflung und Zerstörung in der Gemeinde Baar-Ebenhausen. Für örtliche Wehren war Unterstützung auch mental wichtig

Sehr viel schlimmer traf es die Gemeinde Baar-Ebenhausen. Zwei Dämme waren gebrochen, gegen die Wassermassen konnten auch all die Helfer nichts mehr ausrichten. Hier ging es in erster Linie darum, die Menschen in Sicherheit zu bringen und die Schäden einzudämmen. Die Verzweiflung der Menschen, die Angst, nun alles zu verlieren, hat sich bei Kreisbrandrat Stoiber besonders eingeprägt. „Bei einigen lagen die Nerven so blank, dass auch der Ton uns gegenüber rauer wurde, warum wir nicht schnell genug bei ihrem Haus wären, um zu helfen.“ In solch einer Situation könne er das absolut verstehen. In den meisten Fällen hätten die Einsatzkräfte aber große Dankbarkeit erfahren. Für die örtlichen Feuerwehren war die Unterstützung auch mental von großem Wert. Viele, so Stoiber, seien froh gewesen, dass nicht sie ihrem Nachbarn, Kollegen oder Freund sagen mussten, dass sein Haus nicht mehr zu retten sei. Diese schwierige Aufgabe hätten dann die Helfer aus dem Landkreis München übernommen. „Wir konnten nach dem Einsatz nach Hause gehen und die Uniform abstreifen, wir hatten die nötige Distanz.“ Auch viele Häuser und Wohnungen von Feuerwehrleuten vor Ort wurden beschädigt. „Diese Doppelbelastung ist enorm, selbst betroffen zu sein, aber trotzdem erst einmal anderen zu helfen, davor habe ich wirklich großen Respekt“, sagt Stoiber.

Überflutete Keller in Baar-Ebenhausen: In vielen Häusern hat das Wasser hohe Schäden angerichtet.
Überflutete Keller in Baar-Ebenhausen: In vielen Häusern hat das Wasser hohe Schäden angerichtet. © Kreisbrandinspektion München

Katastrophen auch hier möglich - Ausbildung und Ausstattung der Feuerwehren ist A und O

Insgesamt 562 Hochwasser-Einsätze hatten die Kreis-Feuerwehren zu bewältigen, nicht nur in Pfaffenhofen, sondern auch in Fürstenfeldbruck, Starnberg, Olching, Freising und – nicht zu vergessen – auch im eigenen Landkreis München. Dass man hier noch mal glimpflich davon gekommen ist, darüber ist Stoiber erleichtert. Dennoch seien Unwetter-Katastrophen auch im Landkreis München möglich. Um so wichtiger sei es daher laut Stoiber, die Feuerwehren dafür auszubilden und auszustatten. Künftig wolle man etwa auch zum Schutz der Einsatzkräfte enger mit den Wasserrettungseinheiten wie Wasserwacht und DLRG zusammenarbeiten. Nichtsdestotrotz seien die Feuerwehren im Landkreis auch jetzt schon für Ausnahmesituationen sehr gut aufgestellt. „Zum Glück haben wir viele Arbeitgeber, die ohne zu zögern, Mitarbeiter, die sich bei der Feuerwehr engagieren, freistellen“, sagt Kreisbrandrat Stoiber. Das sei keine Selbstverständlichkeit. Und auch der Rückhalt in den Familien stärke die Motivation für dieses nicht immer ungefährliche Ehrenamt.

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