Heidnisches Brauchtum trifft christlichen Glauben: Perchten bieten schaurig-schönes Spektakel

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Mit Flammen und Fell trieben die Königsperchten ihr Spektakel zur letzten der Raunächte. © Christian Scholle

Mit einem schaurig-schönen Spektakel zum Finale im Freien hat am Montagabend das Dreikönigssingen in Valley Premiere gefeiert. Bei Gesang und Getöse trafen am Kultur- und Orgelzentrum heidnisches Brauchtum und christlicher Glaube aufeinander.

Valley – Der Stern von Bethlehem leuchtete gegen die Dämonen um die sagenhafte Frau Percht in einem stimmungsvollen Konzertabend zum Dreikönigstag in der Valleyer Zollingerhalle und auf ihrem Vorplatz. Nach dem abwechslungsreichen Programm über die Geburt Jesu, zu den drei Weisen aus dem Morgenland und von den zwölf dunklen Raunächten ging es hinaus auf den Vorplatz, wo die Königs-Perchten ihr schaurig-schönes Singspiel aufführten.

Nicht nur mit feierlichen gregorianischen Gesängen zum Weihnachtswunder oder einem herrlichen „Ave Maria“ beeindruckte der Chor Männer wollen singen unter der Leitung von Stefan Krischke, sondern auch mit den gepflegten, vollen Stimmen beim fröhlichen englischen Klassiker „Sleigh Song“, dem vielstimmigen italienischen Lied „Santa Notte“ zur Heiligen Nacht und dem Wiegenlied-Spiritual „The Little Cradle Rocks tonight“.

Mit ihrer enormen Vielseitigkeit begeisterte das Trio Silberpappeln, die drei Musikerinnen Irene Paul, Hildegard Huil und Evi Bichler. Weihnachtsweisen wie das hoffnungsvolle „A Liacht is aufkemma“ und das bekannte „Maria durch ein‘ Dornwald ging“ boten sie ebenso zauberhaft dar wie ein Ziach-Stück des Südtirolers Herbert Pixner mit Hackbrett und Bass, das Kosaken-Wiegenlied „Bajuschki Baju“ oder den humorvollen Abschied von der eigentlich allzu kurzen Weihnachtszeit mit „I hob no net gnua Platzl gessn“. Mit irischen Instrumentalklängen rundete das Dudelsack-Trio Pfisterer-Coleman-Wagner das Ganze mit Dudelsack, Böhmischem Bock, Flöten und Geige ab.

Dass es auch anders kann, belegte das Trio anschließend mit einem Kontratanz von Mozart und dem heiteren Stück „Weißer Gspritzter“.

Weil es bei einem Konzert in der Zollingerhalle nicht ohne Orgeln geht, beschlossen als Duett Stefan Krischke auf der Bautzener Eule-Orgel und Anton Waas auf der Karl-Richter-Orgel mit einer Sonate des Barockkomponisten Lucinetti den ersten Teil des Abends, durch den kundig und interessant Anja Gild als Sprecherin geführt hatte – nicht ohne Organisator Peter Franz, den vielen Mitwirkenden und Hausherr Sixtus Lampl gedankt zu haben. Auch das Publikum dankte mit langem, kräftigem Applaus.

Bis sich viele Herren vom Männerchor in ihre Kostüme fürs Singspiel geworfen hatten, schenkte draußen das Café Franzetti zum Wohl der Valleyer Orgelstiftung Glühwein aus, und die Zuschauer scharten sich neben der Halle im Halbkreis um eine große Feuerschale. Mit lautem Getöse bahnten sich zottelige Figuren mit schaurigen Fratzen, Heugabeln und Besen ihren Weg zum Tanz um die Flammen, um in der letzten der zwölf Raunächte Frau Percht(a) – Höllenvertreterin wie Hüterin von guten Menschen, Haus und Flur – zu huldigen, bis der Stern von Bethlehem die lichtscheuen Spukgestalten vertrieb. An die Stelle des Aberglaubens traten so mit den drei Weisen Caspar, Melchior und Balthasar christliche Botschaft und Erlösung aus dem Dunkel des Heidentums.

Klassische Dreikönigslieder, Glückwünsche und schließlich der Segen für das Portal der Zollingerhalle vollendeten das mystische Geschehen, das den Rest der Weihnachtszeit einläutete. Am 2. Februar, dem Lichtmesstag, ist sie ganz zu Ende. 

GUDULA BEYSE

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