Die wahre Liste: Pistorius bestellt massiv für die Bundeswehr - vor allem Panzer

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CDU und CSU kritisieren Boris Pistorius scharf. Aber: Was kann der Verteidigungsminister für Kritik durch die Nato? Seine Liste an Bestellungen für die Bundeswehr.

Berlin – CDU und CSU haben sich verbal auf Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) eingeschossen. Um bildlich gesprochen im Aufgabenbereich des 64-jährigen Niedersachsen zu bleiben.

Aufrüstung der Bundeswehr: CDU und CSU kritisieren Boris Pistorius deutlich

Laut eines jüngsten Berichts der Welt erfüllt die Ampel-Bundesregierung (SPD, Grüne und FDP) Anforderungen der Nato beim Thema Aufrüstung nicht, während der blutige Ukraine-Krieg an den Grenzen der Militärallianz in seinem dritten Jahr ist. Die Union, offenbar schon voll im Wahlkampf für die Bundestagswahl 2025 angekommen, schiebt dem Minister die Verantwortung für den Nato-Tadel zu und beklagt ein sicherheitspolitisches Versagen.

Doch: Was hat Pistorius sich wirklich vorzuwerfen? Schlampt der Mann, der in Umfragen seit Langem als beliebtester Politiker Deutschlands gilt, tatsächlich bei der Ausrüstung der Bundeswehr? IPPEN.MEDIA hat recherchiert und eine Liste seiner Bestellungen für die deutschen Streitkräfte zusammengetragen.

Bundesverteidigungsminister: Boris Pistorius von der SPD.
Bundesverteidigungsminister: Boris Pistorius von der SPD. © IMAGO / HMB-Media

Bundeswehr: Boris Pistorius bestellte für deutsches Heer hunderte Panzer

Deutsches Heer: Pistorius ist seit 17. Januar 2023 Verteidigungsminister. Seit seinem Amtsantritt gingen Bestellungen an deutsche Rüstungskonzerne für die Landstreitkräfte der Bundesrepublik in großem Umfang raus.

  • Kampfpanzer Leopard 2: Im Mai 2023 vermeldete das Bundesverteidigungsministerium (BMVG) die (Nach-) Bestellung von 18 Leopard 2A8, für dieselbe Zahl an Leopard 2A6, die im Frühsommer 2023 an die Ukraine gingen. Wovon laut der Open-Source-Intelligence Website Oryx (Stand: 10. Oktober 2024) mittlerweile 13 Stück im Krieg mit Russland zerstört wurden. Die 18 genannten 2A8 sollen zwischen 2025 und 2026 ausgeliefert werden. Im Juli gab das BMVG die Beschaffung von 105 weiteren Kampfpanzern Leopard 2 der neuesten Generation bekannt. Kostenpunkt: 2,9 Milliarden Euro. Auslieferung: Zwischen 2027 und 2030.
  • Schützenpanzer Puma: Bei einer Bundeswehrübung fielen im Dezember 2022 alle 18 eingesetzten Schützenpanzer aus. Die technischen Fehler wurden schnell behoben, was Pistorius im Mai 2023 betonte, als er die Order von 50 weiteren „Pumas“ erklärte. Der Auftrag bringt den deutschen Waffenbauern Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann (mittlerweile KNDS) 1,1 Milliarde Euro. Bisher hat das deutsche Heer 143 „Pumas“ in seinem Bestand.
Wuchtig: Eine Panzerhaubitze 2000 der Bundeswehr.
Wuchtig: Eine Panzerhaubitze 2000 der Bundeswehr. © IMAGO / Sven Simon

Panzerbauhitze 2000, Boxer, Caracal: Nachschub für die deutsche Bundeswehr

  • Panzerhaubitze 2000: Anfang April 2024 verkündeten Rheinmetall und KNDS, dass sie von der Ampel-Bundesregierung mit dem Bau von 22 neuen Panzerhaubitzen 2000 beauftragt wurden. Die ersten dieser selbstfahrenden und gepanzerten Artilleriesysteme sollen laut Bundeswehr-Journal noch im Sommer 2025 an die deutschen Landstreitkräfte ausgeliefert werden. Einzig Rheinmetall kassiert eigenen Angaben zufolge 135 Millionen Euro.
  • Radpanzer Boxer: Das Verteidigungsministerium bestellte Ende März 2023 mehr als 100 gepanzerte Truppentransporter Boxer – zwei Monate nach Pistorius‘ Amtsantritt. Die ersten gepanzerten Truppentransporter für Infanterie, die es auch als Sanitätsfahrzeuge gibt, sollen der Bundeswehr kommendes Jahr übergeben werden.
  • Militär-Geländewagen Caracal: Im Juli 2023 orderte die Bundeswehr in Kooperation mit den niederländischen Streitkräften 3.058 Militär-Fahrzeuge vom Typ „Caracal“. Mercedes-Benz aus Stuttgart fertigt die Fahrzeuge, Rheinmetall aus Düsseldorf sorgt für deren militärische Ausrüstung und verdient eigenen Angaben zufolge 1,9 Milliarden Euro daran. 2054 „Caracal“ gehen an die Bundeswehr.
Neuer Hightech-Geländewagen für die Bundeswehr: der „Caracal“ auf Basis der Mercedes G-Klasse.
Neuer Hightech-Geländewagen für die Bundeswehr: der „Caracal“ auf Basis der Mercedes G-Klasse. © Rheinmetall AG

Deutsche Luftwaffe: Boris Pistorius will weitere F-35-Kampfjets beschaffen

Die Bestellung von 35 hochmodernen F-35-Kampfjets aus den USA sowie von 15 neuen Eurofighter-Kampfflugzeugen zur (möglichen) elektronischen Kriegsführung fiel als unmittelbare Reaktion auf den völkerrechtswidrigen russischen Überfall auf die Ukraine in die Zeit vor Pistorius als Verteidigungsminister.

Aber: Deutschland erwägt laut Spiegel derzeit den Kauf von acht weiteren F-35-Kampfjets des US-Herstellers Lockheed Martin. Denn: Ebenso viele der deutschen F-35 verbleiben in den Vereinigten Staaten, weil die deutschen Piloten dort am neuartigen Gerät ausgebildet werden. Kostenpunkt: Ungefähr eine Milliarde Euro. Anfang 2024 bewilligte das Verteidigungsministerium laut Bundeswehr-Journal ferner 59 Millionen Euro für 476.280 Täuschkörper für die großen Transport-Flugzeuge der Luftwaffe. Wieder ging der Auftrag an Rheinmetall.

Eine C-130 Hercules feuert Täuschkörper ab. Von dem Flugzeugmodell hat die deutsche Luftwaffe sechs Stück. (Symbolfoto)
Eine C-130 Hercules feuert Täuschkörper ab. Von dem Flugzeugmodell hat die deutsche Luftwaffe sechs Stück. (Symbolfoto) © IMAGO / UPI Photo

Deutsche Marine: Boris Pistorius treibt Kauf von U-Booten und Fregatten voran

Im Juli 2024 erklärte Pistorius, die Anschaffung von vier weiteren U-Booten prüfen zu lassen. Deutschland hatte bereits im Jahr 2021 zwei Modelle der modernen Klasse 212CD bestellt. Der Stückpreis der U-Boote, die in Kiel gebaut werden, soll laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bei bis zu einer Milliarde Euro liegen.

Laut BMVG gab der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags Mitte Juni 2024 auf Vorschlag des Ministeriums ferner grünes Licht für die Beschaffung zweier weiterer Fregatten 126. Es handelt sich den Angaben des BMVG zufolge um das größte Kampfschiff der Marine. Aktuell sind bereits vier der Mehrzweckkampfschiffe bei Damen Schelde Naval Shipbuilding in den Niederlanden im Bau, das erste wurde schon auf Kiel gelegt. (pm)

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