„Kino Asyl“ mit Filmen aus der Heimat junger geflüchteter Menschen zu Gast in Kempten

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Einblick in das „Kino Asyl Festival“ gaben die Gäste aus München (v. l.) Natali Ivanschenko, Moderator Morteza Nikquadam, Rose Türemis und Anna Tewfik vom Organisations-Team und Mostafa Rozai. © Claudia Mair

Im Colosseum Center wurden drei Filme aus der Heimat junger geflüchteter Menschen vorgestellt. Sie bieten tiefe Einblicke in die Kulturen und persönliche Geschichten.

Kempten – „Kino Asyl“ ist ein Festival mit Filmen aus der Heimat von jungen geflüchteten Menschen, die jetzt in München leben. Es wird von Kuratorinnen und Kuratoren mit Fluchterfahrung veranstaltet und von Fachleuten aus den Bereichen Kultur und Medien unterstützt.

Das Festival ermöglicht Filmliebhabern tiefe Einblicke in bislang unbekannte Filmkulturen und persönliche Geschichten von Menschen, die ihre Heimat durch Filme zeigen. Außerdem bietet es die Möglichkeit, mit den Kuratoren in Kontakt zu kommen, Fragen zu stellen und sich auszutauschen. Das Festival ist somit auch eine Plattform für Begegnung und Dialog.

„Kino Asyl“: Ein Festival der Vielfalt und Begegnung

„Kino Asyl“ feiert vom 24. bis 29. November sein 10-jähriges Jubiläum in München. Zum zweiten Mal hat Anke Heinroth, Leitung für Asyl, Integration und Migration der Diakonie Allgäu, das Festival für einen Abend nach Kempten geholt. Im Colosseum Center wurden am vergangenen Freitag drei Filme aus dem Vorjahresprogramm gezeigt.

Den Anfang machte eine Eigenproduktion aus der Ukraine. Natali Ivanschenko und ihre achtjährige Tochter Lilit stellten den siebenminütigen Film „Ich mag gar keinen Krieg“ vor. Lilit ist dabei die Protagonistin. Vor dem Hintergrund, dass es an vielen Orten auf der Welt Krieg gibt, erzählt sie von zwei weiteren geflüchteten Frauen aus Afghanistan und dem Iran sowie den fehlenden Frauenrechten in deren Heimat. „Mit meinem Drehbuch wollte ich den Krieg durch die Augen eines Kindes zeigen, das alles anders wahrnimmt, sowie die großen Hoffnungen dieses kleinen Mädchens. Die zweite Botschaft ist, dass alle Geflüchteten, egal aus welchem Land, Deutschland sehr dankbar sind“, erklärte die Regisseurin.

Hin- und hergerissen zwischen zwei Welten

Der zweite Film „The Night I left America“ war ein Kurzfilm aus Uganda. Regie führte Laki Karavias. Kasim, 26 Jahre alt, wollte diesen Film präsentieren, konnte aber leider nicht selbst anwesend sein. In einem Interview erzählte er, dass ihn die Geschichte sehr an seine eigene erinnert und dass er sich daher für diesen Film entschieden hat. Schwierige Entscheidungen zu treffen, ist bei dieser Produktion das Thema.

Eine Frau aus Uganda lebt mit ihrem Sohn in einem Wohnwagen in Texas. Sie haben dort ein neues Leben begonnen. Als ihr Antrag auf Asyl abgelehnt wird, weiß sie nicht, was sie tun soll. In der gleichen Situation befand sich Kasim. Zunächst flüchtete er mit seiner Familie nach Dänemark. Schließlich traf er aber die Entscheidung, allein nach Deutschland zu kommen, da seine Familie nicht akzeptieren konnte, dass er queer ist. Er musste es jahrelang verbergen. Nur zu seiner Schwester hat er noch Kontakt.

Nach Uganda zurück möchte er nicht, weil es zu gefährlich sei, obwohl er seine queeren Freunde dort sehr vermisst. Kasim fühlt sich von zwei Welten zerrissen, seitdem er die Entscheidung getroffen hat zu gehen.

Persönliche Geschichten und Dialoge: Das Herzstück des Festivals

Den Abschluss machte ein Drama aus Afghanistan. „Kabul Kinderheim“ wurde vorgestellt von Mostafa, Regie führte Shahrbanoo Sadat. Ein Junge, der seine Kindheit auf den Straßen Kabuls verbringt, flüchtet immer wieder in die fantastische Welt der Bollywood-Filme. Durch den Verkauf von Kinotickets auf dem Schwarzmarkt wird er schließlich jedoch von den Behörden erwischt und kommt in ein Kinderheim.

Auch wenn er sein Leben auf der Straße hinter sich lassen muss und das Leben im Kinderheim anfangs hart ist, findet er dort bald eine eigene Familie. Mostafa lebt seit 18 Jahren in München und hat sich für diesen Film entschieden, weil er zeigen möchte, wie Afghanistan früher war.

Seine Eltern haben ihm viel von seiner Heimat erzählt – wie es ohne Krieg war und wie sich alles verändert hat, nachdem die Mudschahedin an die Macht gekommen sind. „Kabul Kinderheim“ ist ein sehr emotionaler Film, der das Publikum berührt. Er spielt im Jahr 1986 und zeigt mit ungeschönten Bildern sehr deutlich den politischen Wendepunkt in Afghanistan und seine Auswirkungen auf die Bevölkerung.

Das Festival „Kino Asyl“ gibt Raum für tiefgehende Filme und Menschen, die teilen, was sie erlebt haben. Wer sich darauf einlassen möchte, hat vom 24. bis 29. November in München eine weitere Möglichkeit dazu. Insgesamt 23 Filme werden an sechs unterschiedlichen Vorstellungsorten gezeigt. Ansonsten lohnt es sich auf jeden Fall nächstes Jahr das „Kino Asyl“ in Kempten zu besuchen.

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