Ein Sprung in die richtige Richtung
Die umstrittenen Bundesjugendspiele sind für die Grundschulen reformiert worden. Die Neuerungen scheinen bei den Rektorinnen gut anzukommen.
Die Bundesjugendspiele (BJS) sollen Lust auf Bewegung und Sport machen. Für viele Schülerinnen und Schüler ist der jährliche Wettkampf gegen die Mitschülerinnen und Mitschüler jedoch mit Frust verbunden. Seit dem Schuljahr 2023/24 werden die Leistungen von Grundschülern deshalb anders und weniger starr bewertet – statt eines „Wettkampfs“ gibt es nur noch den „Wettbewerb“.
Nun hat Hessens Kultusminister indes angeregt, die Reform der BJS, welche 2021 beschlossen worden war, wieder rückgängig zu machen und zum Wettkampf zurückkehren. Das FT hat deshalb in zwei Grundschulen im Landkreis nachgefragt, wie die Änderung bei Lehrern wie Schülern ankam und ob der Wettbewerb oder der Wettkampf bevorzugt wird.
Es geht vor allem um die Freude an der Bewegung
Die Sportbeauftragte der Anton-Vitzthum-Grundschule in Moosburg, Claudia Zöpf, berichtet konkret aus der Praxis: „Der Wettkampf zielt mehr auf einen absoluten Vergleich ab, hier gibt es Tabellen und Punkte. So wird beim Werfen genau gemessen – sehr aufwändig bei über 500 Kindern – und nach genau erzielter Weite werden dann die Punkte vergeben. Beim Wettbewerb hingegen gibt es nur noch Zonen, das Messen entfällt. Je nach Zone, in der der Ball landet, gibt es hier die Punkte.“ Völlig ausreichend, meint Zöpf.
Rektorin Isolde Göbel ergänzt: „Wir haben uns an der Anton-Vitzthum-Grundschule für den Wettbewerb entschieden, damit gute Erfahrungen gemacht und werden auch erstmal dabei bleiben.“ Grundsätzlich entspreche der Gedanke des Wettbewerbs mehr der Intention des Grundschulsports.

Göbels Überzeugung: „Unser Lehrplan stellt nicht die individuelle Einzelleistung und das Siegen nach Punkten und Tabellen an erste Stelle, sondern die Freude an der Bewegung, das Kennenlernen verschiedener Sportarten und Bewegungsformen sowie den Teamgedanken, miteinander etwas zu schaffen.“ Natürlich sei Gewinnen originär Ziel des Sports, aber es sollte ihrer Meinung nicht die Hauptmotivation sein. „Das gehört in den ambitionierten Vereins- oder Profisport, aber nicht an die Grundschule.“
Ihrer Erfahrung nach sei es in der Praxis den Kindern nicht wirklich wichtig, ob das Sportfest als Wettbewerb oder eben als Wettkampf organisiert ist. „Sie haben einfach Freude und Spaß beim Sportfest, erleben es als besonderen Tag, als Gemeinschaftserlebnis.“
Daniela Nager, Rektorin der Marina-Thudichum-Grundschule in Haag, sagt: „Bei uns kamen die neuen BJS im letzten Schuljahr recht gut bei den Kindern an.“ Die BJS seien für dieses Schuljahr jedoch buchstäblich ins Wasser gefallen, denn nach dem Hochwasser habe es in Haag keine intakten Sportanlagen mehr gegeben. „Wir freuen uns aber auf nächstes Schuljahr“, so die Rektorin. Sie sieht im Wettbewerb vor allem organisatorische Vorteile: „Prima war auf jeden Fall, dass der Dauerlauf in den Klassen flexibel durchgeführt werden konnte.“
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Rektorin wünscht sich individuellen Weg für Schulen
Grundsätzlich hält es Nager für sinnvoll und gewinnbringend, wenn den Schulen individuelle Wege zugestanden werden und jedes Schulteam prüfen kann, was zur jeweiligen Schule und den örtlichen Gegebenheiten passt. Für die meisten Schülerinnen und Schüler seien die BJS durchaus ein wichtiges Event, um sich bei dieser Gelegenheit mit anderen zu messen.
„Für die Kinder, denen dieser Punkt, aus welchen Gründen auch immer, einfach nicht so wichtig ist, bieten die neuen BJS schöne Möglichkeiten, die Freude an der Bewegung und das sportliche Miteinander mehr in den Vordergrund zu stellen“, betont sie. Daher ihr Fazit: „Daumen hoch zu den Neuerungen!“