„In diesem Moment wusste ich: Jetzt gilt es“: Freisings neuer Sparkassenchef zieht erste Bilanz

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Es hat von Anfang an gefunkt: Freising zaubert dem neuen Chef der Sparkasse Freising Moosburg jeden Morgen ein Lächeln auf die Lippen. In der Domstadt hat er sich seit dem ersten Besuch willkommen und wohl gefühlt. © Rainer Lehmann

Seit einem halben Jahr steht Michael Langauer an der Spitze der Sparkasse Freising Moosburg. Er sagt: „Ich bin ein Macher, kein Verwalter.“

Wenn Michael Langauer frühmorgens in die Arbeit kommt, dann geht er erstmal zum Fenster. Von seinem Büro im Hauptgebäude der Sparkasse Freising Moosburg aus hat er einen herrlichen Blick auf die Innenstadt. Der Blick bis zur Mariensäule und zur Georgskirche erfüllt ihn jeden Tag mit Energie, sagt er. Und Kraftquellen kann er sehr gut gebrauchen.

Seit einem halben Jahr ist er nun Vorstandsvorsitzender der frisch fusionierten Sparkasse Freising Moosburg. Der 56-Jährige hat es sich zur Aufgabe gemacht, gemeinsam mit seiner Vorstandskollegin Manuela Radspieler das Geldinstitut fit für die Zukunft zu machen. Im FT-Interview berichtet er, welche Modernisierungsprozesse er anstrebt, und warum diese unumgänglich sind, weshalb für ihn die Mission in Freising etwas Schicksalhaftes hat, und was ihm durch den Kopf ging, als er am ersten Abend als frischgebackener Chef plötzlich allein im großen Sparkassengebäude stand.

Herr Langauer, wann kam der Ruf aus Freising?

Bei einem „Forum Führung“ in der Sparkassenakademie Bayern in Landshut, wo ich geladen war. Dort hat mich ein junger Marktbereichsleiter aus Freising, den ich bislang nicht kannte, im Rahmen der üblichen Abendveranstaltung angesprochen. Er hat so sinngemäß gemeint: Mensch, Herr Dr. Langauer, wie ich Sie jetzt kennengelernt habe, sind Sie kochkompetent und ein guter Typ. Wir brauchen in Freising einen neuen Vorstand, und wir wünschen uns, dass der Richtige kommt. Hätten Sie Interesse? Schauen Sie sich die Stellenausschreibung doch mal an!

Waren Sie sofort Feuer und Flamme?

Ich habe schon ernsthaft darüber nachgedacht. Ich war gern in Franken, hatte aber auch das Gefühl, dass ich mit der „Entwicklungsarbeit“ (schmunzelt), die ich dort über Jahre geleistet habe, am Ziel war. Zudem fand ich den Gedanken, nach Oberbayern zu gehen, reizvoll. Von der Bierstadt und Domstadt Bamberg in die Bierstadt und Domstadt Freising – das hat für mich gepasst. Dass es sich am Ende des Tages nun alles so gefügt hat, ist für mich irgendwie glückliches Schicksal.

Ich habe mich umgeschaut, bin in den Dom gegangen und habe gespürt, das könnte meine Stadt werden.

Wann gab es denn die ersten Gespräche mit den Sparkassen-Vertretern aus Freising und Moosburg?

Das war im November 2022 mit meinem Vorgänger Johann Kirsch, der mir in einem sehr angenehmen Gespräch schnell signalisiert hat, dass ich in Freising Vorstandsvorsitzender werden könnte, also die Möglichkeit hatte, die Karriereleiter weiter nach oben zu klettern. Mindestens ebenso wichtig wie dieses Gespräch waren meine ersten Eindrücke von Freising. Ich habe mich umgeschaut, ein örtliches Wirtshaus besucht, bin in den Dom gegangen und habe gespürt, das könnte meine Stadt werden. Auch in unserem schönen Landkreis, in Moosburg und den Gemeinden, in denen wir auch Standorte haben, habe ich mich hineingefühlt und umgesehen. Das hat alles gepasst. Deshalb habe ich mich entschieden, in das Auswahlverfahren zu gehen. Denn das ist richtig anstrengend. Da musst du viel Zeit investieren, um am Ende als Sieger hervorzugehen.

Sie sagten, dass es zwischen Ihnen und Freising gleich gefunkt hat. Was sind Ihre Lieblingsplätze?

Zunächst mal wurde ich hier unheimlich gut aufgenommen. Nicht nur in der Sparkasse, sondern bei den Menschen in der Stadt, unseren Kunden. Hierfür mein herzliches Dankeschön. Sehr gerne bin ich auf dem Fuß- und Radweg an der Isar entlang unterwegs zwischen Freising und Moosburg, wo es im Übrigen auch sehr schöne Plätze gibt. In Freising finde ich es wunderbar, auf dem Domberg im Café des DIMU zu sitzen und nach Weihenstephan hinüberzuschauen. Fantastisch ist aber auch die Obere Hauptstraße mit der offenen Moosach. Dann hole ich mir – auch wenn meist wenig Zeit ist – manchmal spät am Abend noch beim Wirt ein Bier, setze mich auf den Stufen ans Wasser und denke: Wie schön ist es hier in Freising! Super, dass ich hier sein darf.  

Wo wir schon bei Wasser sind – mal bildhaft gesprochen: Wie schön waren denn die ersten Monate als Kapitän der Sparkasse?

Schon der Start der Reise war für mich besonders. Das war der Tag, an dem auch mein Vorgänger Hans Kirsch festlich verabschiedet wurde. Ich habe ihn zur Garage begleitet und mich nochmals persönlich verabschiedet. Dann bin ich gegen 19.30 Uhr über den Tiefgaragenzugang wieder zurück ins Sparkassengebäude. Das war ein spezielles Gefühl, denn in diesem Moment wusste ich: Jetzt gilt es, diese meine neue Sparkasse gemeinsam mit meiner neuen Vorstandskollegin Manuela Radspieler und den fast 400 Mitarbeitern in die Zukunft zu führen. Ich stand ganz allein im Haus, ging kurz in die Knie und habe gespürt: Jetzt brauchst du Kraft, manchmal auch „von oben“.

Wie ist es auf der Brücke?

Keinesfalls einsam, weil ich ein tolles Team habe. Insofern stehe nicht ich auf der Brücke, sondern wir. Ich bleibe vielleicht allein auf der Brücke wenn das Schiff untergeht (lacht), doch wir werden niemals untergehen. Ganz im Gegenteil. Gemeinsam werden wir die Sparkasse Freising Moosburg, auf der Tradition aufbauend, in die Moderne führen. Dafür brauchen wir große Leidenschaft, da müssen wir Gas geben. Und das gelingt nur, wenn wir die Menschen mitnehmen. Mein Credo: Mit den Menschen für die Menschen.

Was sind die Herausforderungen auf dem Weg in die Zukunft?

Es gibt vier große Säulen, die mich beschäftigen. Erstens: Sparkasse bleiben ja, aber modern und zukunftsorientiert aufgestellt sein; Zweitens: Markterträge sichern und ausbauen; Drittens: unsere Kunden nicht nur beraten, sondern begeistern. Unser Kunde bekommt das Produkt, das er wirklich braucht über den Zugangskanal, den er sich wünscht. Dafür benötigen wir auch schlanke, effiziente Prozesse mit Qualität und Schnelligkeit als Kundenerlebnis. Viertens: die Arbeitswelt der Zukunft gestalten. Alle vier Säulen müssen optimal verzahnt sein. Erfolg ist nur dann möglich, wenn ich ein gutes Konzept habe, das zum Haus passt, und das dann auch bärenstark umgesetzt wird. Bärenstark passt ja auch gut zu Korbinian.

Wo ist Ihre Handschrift bereits erkennbar?

Wir haben Anfang des Jahres einen neuen Geschäftsbereich gegründet: Unternehmensentwicklung. Hier ist das gesamte Projekt-, Innovations- und Kostenmanagement angesiedelt. Der Projektleiter hat die Aufgabe, aus der Fülle an Ideen und Projekte, die uns über das Jahr hinweg angeboten werden, diejenigen zu bündeln, die gut zur Region passen, und diese Projekte dann zentral zu koordinieren. Er schlägt dem Vorstand vor, ob und wie wir etwas machen.

Dr. Michael Langauer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Freising Moosburg
Den Kompass hat er dabei: Das symbolische Abschiedsgeschenk seiner Ex-Kollegen aus Bamberg passt gut zur Situation von Michael Langauer in Freising. Auch hier will er die Sparkasse in die Zukunft navigieren. © Lehmann

Was hat es mit dem Innovationsmanagement auf sich, das ebenfalls in Ihrem neuen Geschäftsbereich angesiedelt ist?

Wir haben Standardprozesse im Haus, die vorgegeben sind – zu Sparbuchanlagen, Krediten, Grundschuldfreigaben et cetera. Das sind rund 1300 Prozesse, die müssen wir uns anschauen, weil sie uns in unserem Handeln langsam machen und einen hohen Block an Personal- und Sachkosten verursachen. Wir müssen sehen, dass wir Prozesse so optimieren, dass ich etwa jemanden, der in den Ruhestand geht, nicht mehr ersetzen muss. Das ist ein wichtiger Schritt. Und weil letztlich jede Veränderung im Haus von den Mitarbeitern ausgeht, haben wir dort auch den kompletten Personal/HR-Bereich angesiedelt. Da präsentieren wir uns aktuell noch nicht hinreichend als moderner Personaldienstleister.

Von der Pike auf bei der Sparkasse

Schon sein ganzes Berufsleben lang hält Michael Langauer der Sparkasse die Treue. Dort hat er das Bankgeschäft bereits als junger Mann von der Pike auf gelernt. Nach seiner Ausbildung bei der Sparkasse Amberg-Sulzbach und der Weiterbildung zum Sparkassenfachwirt studierte er Betriebswirtschaft an der Fachhochschule Regensburg und Jura an der Universität Regensburg. Danach war er viele Jahre Personalchef und Banksyndikus in der Sparkasse Erlangen, bevor er dort stellvertretendes Mitglied des Vorstands wurde. In der selben Position wechselte er in die Sparkasse Bamberg, wo er unter anderem den gesamten Kreditbereich mit rund drei Milliarden Euro Ausleihungen verantwortete.

Seit 1. Mai 2023 gehört Langauer nun der Sparkasse Freising Moosburg an – erst als Mitglied des Vorstands, seit 1. Februar 2024 als Vorstandsvorsitzender. Langauer ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder. Er lebt in Marzling.

Ist das eine Kritik an Ihrem Vorgänger?

Überhaupt nicht. Das ist keine Bewertung der Vergangenheit. Meine Vorgänger haben nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt – das ist mir ganz wichtig zu betonen. Gleichzeitig aber brauchen wir Innova㈠tion in einer sich veränderten Welt. Wenn wir alles so lassen würden, wie es ist, würde das bedeuten, dass es nicht so bleiben wird, wie es ist. Denn dann fallen wir zurück. Die Menschen mitzunehmen auf dem Weg der Veränderung, das ist meine Aufgabe als Kapitän.

Was ist Ihre Strategie?

Mein Vorteil ist: Ich habe diese Veränderungsprozesse bereits in Bamberg und in Erlangen, wo ich vorher war, miterlebt und dabei viel gelernt. Fehler, die vielleicht dort passiert sind, mache ich hier nicht mehr. Das ist ein Riesenpfund für die Sparkasse Freising Moosburg. Deshalb konnten wir ziemlich schnell loslegen. Hinzu kommt, dass ich ja schon vor meinem Einstand als Vorstandsvorsitzender gut ein Dreivierteljahr hier war und beobachten konnte. Wichtig ist es, den Menschen die Ängste vor der notwendigen Veränderung zu nehmen. Das bedeutet, mit ihnen zu reden und ihnen Änderungen zu erklären; das Gefühl zu geben, sie sind nicht alleine. Wer um Hilfe ersucht, dem wird Hilfe gewährt. Das Mitnehmen gelingt nur, wenn wir BVB leben.

Wichtig ist mir eine Miteinander-Kultur, eine Art Seilschaftmentalität: Da haken wir unter, reichen die Hand, unterstützen. 

Sie meinen mit BVB vermutlich nicht den Fußballklub Borussia Dortmund?

(lacht) Nein. Die B‘s bedeuten beraten und begeistern. Das V steht für Vertrauen, aber es geht auch um Verantwortung und Verbreiterung. Wir geben unseren Kunden Vertrauen, die Kunden müssen uns vertrauen. Ich muss den Mitarbeitern vertrauen, sie mir. Verbreiterung heißt: Jeder macht mit – nicht fünf, zehn oder 100 Mitarbeiter, sondern alle. Jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten auf seiner Position. Dafür brauche ich meine Führungskräfte. Die müssen wissen, wie ich ticke, dass sie diese Philosophie weitergeben können.

Und wenn jemand mit Veränderungen nicht zurechtkommt?

Wichtig ist mir eine Miteinander-Kultur, eine Art Seilschaftmentalität: Einer für alle, alle für einen – da haken wir unter, reichen die Hand, unterstützen. Wenn sich jemand schwer tut mit Veränderungen, müssen wir schauen, wo er steht. Können wir ihn ziehen? Menschen, die sich verdient gemacht haben, ziehen wir natürlich auch länger. Und wenn jemand am Ende des Tages merkt, das ist nicht seines, dann lassen wir ihn auch nicht allein, sondern dann bringen wir ihn zum Basislager, um in der Bergsteigersprache zu bleiben, und überreichen einen goldenen Schlüssel. Denn wenn jemand zurückkommen möchte, soll das möglich sein. So einen Fall haben wir gerade auch, der gerne wieder zurückkommen will.

Sie sind in Ihrem Tun dem Verwaltungsrat verpflichtet. Wie läuft da die Zusammenarbeit?

Sehr gut. Der Landrat, der Freisinger OB und der Moosburger Bürgermeister als unsere „geborenen“ Verwaltungsratsmitglieder und Vorsitzenden“ begleiten und unterstützen uns ausgezeichnet, lassen uns aber machen wie auch die übrigen Verwaltungsratsmitglieder. Das ist mir sehr wichtig, denn ich bin ein Macher, kein Verwalter. Dafür brauchst du das Vertrauen des Aufsichtsgremiums. Hier in Freising spüre ich dieses Vertrauen, das für mich alles andere als selbstverständlich, jedoch elementar ist. Denn sonst kannst du so ein Unternehmen Sparkasse nicht führen, sondern einpacken und nach Hause gehen.

Der Verwaltungsrat ist Ihnen also hold. Und wie sieht es nun mit dem von Ihnen anfangs beschriebenen Blick nach oben und den von Ihnen beschworenen guten Kräften aus?

Die spüre ich, und die brauche ich. Auch in meiner noch recht kurzen Zeit bei der Sparkasse Freising Moosburg gab es schon Auf und Abs. Es wäre vermessen zu sagen, alles ist eitel Sonnenschein. In einer Phase der Veränderungen geht es immer mal drei Schritte nach vorn und wieder einen zurück. Aber gerade in Momenten, wo es mal einen Rückschlag gibt, geht es darum, wieder aufzustehen. Die guten Kräfte lassen mich jeden Tag mit neuem Mut und einem Lächeln in die Sparkasse reingehen. Und dann gebe ich mein Bestes.

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