Sanierung oder Schließung: Schwimmbad in der Schwebe
Die Zukunft ihres Schwimmbads beschäftigt die Türkenfelder. Ob die geplante Sanierung durchgezogen oder wegen stark gestiegener Kosten abgeblasen werden soll – darüber wurde bei der Bürgerversammlung lebhaft diskutiert. So viele Teilnehmer wie seit Jahren nicht waren in den Linsenmannsaal gekommen.
Türkenfeld – Rund 50 Zuhörer nahmen am Donnerstagabend an der Bürgerversammlung teil. Bis zu 40 weitere verfolgten via Livestream die Ausführungen von Bürgermeister Emanuel Staffler (CSU). Die Versammlung war erstmals live übertragen worden.
Wie berichtet, ist die Kostenschätzung für die Sanierung des Schulschwimmbads von anfänglich 3,5 Millionen Euro im Laufe der Planungen auf nunmehr 5,9 Millionen Euro gestiegen. Abzüglich staatlicher Förderung müsste die Gemeinde 4,4 Millionen Euro selbst aufbringen.
Staffler stellt angesichts anderer bevorstehender Großprojekte in Frage, ob man so viel Geld in ein freiwillig betriebenes Schwimmbad stecken könne. Die Frage müsse eher lauten, ob man es sich leisten wolle, fand das ehemalige Gemeinderatsmitglied Christoph Maier. „Wenn man etwas will, geht es im Normalfall auch.“
Appell von Schulleiter
Ähnlich sah es Schulleiter Markus Istenes. Müsse man mit den Schülern für den Schwimmunterricht nach Grafrath fahren – wie es seit der sanierungsbedingten Schließung im Herbst 2022 der Fall ist –, leide die Qualität. „Die Schwimmzeiten sind dann so begrenzt, dass es bei weitem kein Ersatz ist.“ Man dürfe nicht glauben, dass die Eltern es mit privaten Schwimmkursen schon richten würden. Ohne das eigene Bad werde es wesentlich mehr Nichtschwimmer geben, befürchtete Istenes.
Becken bisher quasi jede Minute belegt
Eben das sei unverantwortlich, sagte eine Zuhörerin. Sie erinnerte an eine Jugendliche, die im Sommer 2022 im Ammersee ertrunken war. „Teenager gehen ins Wasser, egal ob sie schwimmen können oder nicht.“ Außerdem nutze auch die Grundschule Moorenweis das Türkenfelder Bad. „Wie soll es werden, wenn alle nach Grafrath drängen?“
Emotional sei die Entscheidung „wahnsinnig schwer“, räumte Gemeinderätin Veronica Winkler ein. Man müsse aber in der Gesamtschau entscheiden, welche Projekte den meisten Nutzen bringen und was die Gemeinde stemmen könne, ohne nachfolgende Generationen durch zu hohe Schulden in Schwierigkeiten zu bringen. In der Vergangenheit sei vieles liegengeblieben.
Andere Wortbeiträge bezogen sich darauf, dass eine Schließung des Schwimmbads nicht nur für die Schulkinder ein Verlust wäre. „Es gab Familienschwimmen, öffentliches Schwimmen, Frühschwimmen am Sonntag, Schwimmen für eine Adipositasgruppe, Aquajogging und Kinderschwimmkurse – es war jede Minute belegt“, antwortete Rathaus-Geschäftsleiterin Renate Mang auf die Frage nach der Auslastung der Einrichtung. Allerdings habe man mitunter Probleme gehabt, genug Aufsichtspersonal zu stellen.
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Robert Müller, ehemaliges Ratsmitglied, riet zum Abwarten. „Vielleicht kann man das Bad einmotten, bis wieder bessere Preise kommen“, sagte er mit Blick auf die hohen Kosten für die Anlagentechnik. Man dürfe die Entscheidung aus Gründen der Statik nicht zu lange hinauszögern, entgegnete Staffler.
Andere Gemeinden mit ins Boot holen
Andere Gemeinden mit ins Boot zu holen – diese Option kam mehrfach zur Sprache. Er habe bereits angefragt bei den Kommunen, „die für kleinstes Geld über Jahrzehnte hier geschwommen sind“, so der Rathauschef. Einzig Moorenweis sei bereit gewesen, sich mit 25 000 Euro im Jahr an den Betriebskosten zu beteiligen. Alle anderen hätten abgewinkt.
Dennoch versprach Bürgermeister Staffler am Ende des Abends, einen weiteren Versuch in diese Richtung zu starten. Ideal wäre in seinen Augen ein „Zweckverband Schulschwimmen“, in dem mehrere Nutzer-Kommunen die Sanierung und den Betrieb des Bads in Türkenfeld gemeinsam stemmen.