Paten für die grauen Riesen: Rettungsversuch für triste XXL-Blumentöpfe

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Schluss mit Grau in Grau: Olchinger Geschäftsleute übernehmen nun für einen großen Teil der XXL-Blumentöpfe aus einem Förderprogramm die Patenschaft, damit sie endlich aufblühen. © Stadt Olching

Sie haben sich fast zu so etwas wie einem Wahrzeichen von Olching gemausert: die allerdings etwas unschön wirkenden XXL-Blumentöpfe in Grau. Jetzt soll sich etwas tun.

Olching – Es hagelte schon Spott, weil nicht jeder ihr dekoratives Potenzial auf Anhieb erkannte. Und die Bepflanzung durch den Bauhof rettete wenig. Doch das soll sich ändern: Jetzt springen Geschäftsleute als Paten ein.

Teils mannshoch

Der Olchinger Unternehmer Marcel Gemmeke redet nicht lange um den heißen Brei herum. „Die Pflanzenkübel sind in dieser Form nicht die schönsten“, stellt der Gewerbereferent klar. Seit November 2022 säumen 27 XXL-Blumentöpfe in Anthrazit, teils mannshoch, die Olchinger Hauptstraße. Sie sollten als Stadtmöbel das Zentrum verschönern, so wie in mancher Metropole. Das kam nicht bei allen an. Es folgte Spott („Pott-hässlich“). Aus dem Rathaus hieß es: abwarten, bis Pflanzen aus den Töpfen wachsen und Farbe in die Einkaufsmeile bringen. Man sollte dem Ganzen eine Chance geben, bitte.

Überdimensionale Aschenbecher?

Der Plan ging nicht so ganz auf. Zwei Jahre später sprießen zwar dünne grüne Bäumchen aus den Töpfen. Aber heilsbringend finden das zumindest die Olchinger Geschäftsleute nicht. „Es musste etwas passieren, damit das endlich schöner aussieht“, erklärt Gemmeke, der einen der größten Kübel vor seinem Büro stehen hat und Vorsitzender vom Stadtmarketingverein ist. Hier dachte man über die Frage nach: „Was können wir beisteuern, um die Situation zu verbessern?“ Die Töpfe seien an sich ja nicht verkehrt, aber als überdimensionale Aschenbecher schon vergeudet.

Die Idee folgte prompt: „Wir vergeben Patenschaften.“ Sprich: Jeder bekommt einen Topf und darf diesen gestalten, fast so wie er will.

Offene Türen

Es wurde nicht lange gefackelt. Im Rathaus lief man offene Türen ein. Die Geschäftsleute wurden befragt, ob sie Interesse hätten. Die Resonanz war sehr gut. Schon die Hälfte der Blumentöpfe habe einen Paten. Laut Stadt hätten sich sogar Unternehmen gemeldet, die bislang keinen grauen Riesen vor der Tür hatten und nun einen möchten.

Ganz so frei ist man aber nicht bei Standorten und Gestaltung. Das Stadtmobiliar gehört nämlich zu einem Förderprogramm und in diesem Fall wird deutlich, wie bizarr die Auflagen manchmal sind. Die Töpfe haben mit Grün 75 000 Euro gekostet, 60 000 Euro schoss der Freistaat dazu. Heißt aber: Die XXL-Eimer müssen in etwa da bleiben, wo sie laut Förderantrag stehen sollten.

Werbekärtchen

„Und die bereits gepflanzten Bäumchen oder Büsche müssen drin bleiben“, sagt Gewerbereferent Gemmeke. Drumherum können sich die Geschäftsleute aber austoben, und es wird zudem ein Werbekärtchen zu sehen sein, wer der Pate ist. „Es ist schön, wenn sich der eine oder andere noch intensiver um die Töpfe kümmern kann, als der städtische Bauhof das kann“, so eine Rathaussprecherin.

Bis Olching neu erblüht, dauert es allerdings noch einige Wochen, wohl um Ende Mai herum. Erst einmal mussten die Blumentöpfe nämlich eingesammelt und in den Bauhof gebracht werden. Das Problem: In den Töpfen war Hochwasser-Alarm. Die ursprüngliche Füllung war ungeeignet, das Wasser floss nicht gut genug ab. Das wird nun laut Rathaus mit einer Mischung aus Granulat und Erde behoben.

Aufgespießt

Die Olchinger Pflanztröge beschäftigen die Nutzer in den Internet-Netzwerken seit dem Tag, an dem sie aufgestellt wurden. Zuletzt machte ein ironisch gemeinter Vorschlag die Runde: Nämlich Cannabis in den Trögen anzupflanzen – und so quasi das Angebot eines Joints to go zu schaffen. Der erste Olchinger Social Club, so wurde gewitzelt, läge dann an der Rebhuhnstraße 8 – sprich im Rathaus. Und wäre damit in besten Händen.

Ein ironisch gemeinter Vorschlag
Ein ironisch gemeinter Vorschlag © st (Fotomontage)

Aber im Ernst: Die teils harte Kritik an den Pflanztrögen in den Netzwerken muss als komplett übertrieben betrachtet werden. Auch der Autor ist der Meinung, dass die Tröge dereinst durch wundervolle Bepflanzung erstrahlen und Olching zur schönsten Stadt im ganzen Ostkreis machen werden. Die flower-power-inspirierten Olchinger müssen wir uns dann als wahrhaft glückliche Menschen vorstellen, die ob der blühenden Pflanzen beseelt, belebt, beschwingt, fidel und heiter durch die Stadt schweben werden. Womit wir wieder beim Vorschlag vorne wäre. Aber lassen wir das. (st)

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