Polizei über Zeugenaufrufe: „Wir sind um jeden Hinweis dankbar“
Was bringen Zeugenaufrufe? Meldet sich daraufhin jemand bei der Polizei? „Ja“, betonen die Inspektionsleiter im Landkreis. Auch wenn die Resonanz unterschiedlich ausfällt.
Landkreis – „Die Polizei bittet um Hinweise.“ „Die Polizei sucht Zeugen.“ Immer wieder sind solche Sätze in Polizeiberichten zu lesen. Egal ob Sachbeschädigung, Fahrerflucht oder Diebstahl, häufig wenden sich die Gesetzeshüter zur Aufklärung von Delikten an die Bevölkerung. Aber meldet sich daraufhin wirklich jemand bei den Inspektionen im Landkreis Miesbach?
Vandalismus, Sachbeschädigung oder Unfallflucht häufigste Straftaten
„Ja“, sagt Simon Irger, stellvertretender Leiter der Dienststelle in Miesbach. Die Resonanz hänge freilich immer davon ab, ob die Tat auch beobachtet wurde. Die meisten Straftaten im Einsatzgebiet der Miesbacher Polizei stünden im Zusammenhang mit Vandalismus, Sachbeschädigung oder Unfallflucht. Das bestätigt für seine Dienststelle auch der Leiter der Polizeistation in Bad Wiessee, Thomas Heinrich. Die Rückmeldungen seien in den meisten Fällen „eher bescheiden“, hingen aber stark von der Qualität der Delikte ab.
Bei schweren Delikten sind Zeugenaufrufe erfolgreicher
Bei Sachbeschädigung meldeten sich beispielsweise weniger Zeugen, weil diese Delikte weniger beobachtet würden. „In Fällen, bei denen Leute schon mal selbst zu Schaden kamen, melden sie sich eher, weil sie sich ärgern“, erklärt Heinrich. Das sei besonders bei Unfallfluchten der Fall. Auch wenn Menschen verletzt oder gar getötet werden oder hoher finanzieller Schaden entsteht, sei die Resonanz größer. „Das geht den Leuten eher nahe“, weiß Heinrich. In solchen Fällen gingen Leser in sich, ob ihnen etwas aufgefallen ist. „Bei schwereren Delikten sind Zeugenaufrufe also meist erfolgreicher“, berichtet Heinrich. Zwar sei nicht jede Angabe hilfreich, doch „wir sind froh um jeden Hinweis“.
Zeugenaufrufe bringen die Beamten vor allem weiter, wenn sie selbst keine Ermittlungsansätze haben oder Tatvorgänge ausschließen wollen. Außerdem könnten bereits eingegangene Zeugenaussagen überprüft werden. Allerdings müsse es auch Anhaltspunkte dafür geben, dass jemand das Vergehen beobachtet haben könnte. Heinrich: „Wenn nachts auf einem unbeleuchteten Parkplatz etwas passiert, starten wir keinen Zeugenaufruf.“
„Ohne die Bürger würde die Polizei viel weniger Fälle aufklären“
Dass ein Aufruf genug Druck erzeugt, dass eine andere Tat erst gar nicht geschieht, hält der Inspektionsleiter für unwahrscheinlich. „Eine Sachbeschädigung oder eine Unfallflucht plant man ja nicht“, stellt er klar. Auch wenn die Resonanz häufig „bescheiden“ sei: „Ohne die Bürger würde die Polizei viel weniger Fälle aufklären.“
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Christian Gollwitzer untermauert das. „Wir können ja nicht immer überall sein“, sagt der Leiter der Dienststelle in Holzkirchen. „Wenn die Zeugenaufrufe nichts bringen würden, würden wir das nicht machen.“ Dass manche Delikte mehr Resonanz erfahren als andere, kann er für seinen Bereich so nicht feststellen. „Das ist eher Zufall“, vermutet er. Schließlich hänge die Rate der Meldungen stark davon ab, wie viele Menschen eine Straftat wahrnehmen.
Einige Täter melden sich nach Veröffentlichung eines Fahndungsaufrufs selbst
Auch im Tätigkeitsbereich der Polizeiinspektion Holzkirchen seien die gängigsten Delikte Sachbeschädigung und Fahrerflucht. Häufiger könnten aufsehenerregende Fälle, wie die Suche nach Vermissten, durch Zeugenaufrufe gelöst werden. „Erst kürzlich hat sich ein Vermisstenfall über einen Zeugenaufruf geklärt, weil ein Bürger den Vermissten am Bahnhof gefunden und die Polizei informiert hat“, berichtet Gollwitzer. Im Fall des Jugendlichen, der im November einen Porsche geklaut hatte und zwischen Holzkirchen und Otterfing gegen eine Leitplanke gefahren war, konnte die Polizei dem 14-Jährigen durch Zeugenhinweise weitere Delikte nachweisen. Dass sich Täter durch den öffentlichen Druck selbst stellen, kann sich Gollwitzer gut vorstellen: Er habe bereits zwei Fälle erlebt, in denen sich Täter kurz nach der Veröffentlichung eines Fahndungsaufrufs selbst gemeldet hatten.
Appell der Inspektionsleiter: im Zweifelsfall immer melden
Die Bereitschaft, der Polizei zu helfen, sei vorhanden, stellt Gollwitzer fest. „Oft führt’s zwar zu nichts, aber dafür gab es zumindest einen Versuch.“ Er bemerke, dass viele ein gutes Gefühl dabei hätten, zu helfen – auch wenn sie nicht unmittelbar betroffen sind. Der Appell der Inspektionsleiter: im Zweifelsfall immer melden – selbst wenn sich später herausstellt, dass der Hinweis nicht verwertbar ist.