Krankenhaus GmbH: Schongauer Gesundheitszentrum auf gutem Weg
Das Gesundheitszentrum „SOGesund“ in Schongau ist seit 1. März am Start und laut Geschäftsführung der Krankenhaus GmbH „gut angelaufen“. Erste Zahlen sollen im nächsten Kreistag Mitte Oktober präsentiert werden. Im Gespräch mit dem Kreisboten ist den Verantwortlichen eines wichtig: dem Erfolg des „SOGesund“ genügend Zeit einzuräumen.
Landkreis Weilheim-Schongau – Geschäftsführer Thomas Lippmann und sein Stellvertreter Claus Rauschmeier sind not amused über die medialen Negativ-Schlagzeilen letzte Woche zum Finanzstatus von „SOGesund“.
„Jedes neu aufgestellte Unternehmen braucht Zeit. Im Februar standen wir desolat da und jetzt nach nicht mal sechs Monaten sind wir bereits auf einem guten Weg,“ erklärt Rauschmeier bezüglich des Standorts Schongau. Im SOGesund haben etliche Praxen eröffnet, es gebe weitere Anfragen. Der Tag der Offenen Tür sei sehr gut bei der Bevölkerung angekommen. Auch als Arbeitgeber sei man wieder im Spiel. „Wir hatten 15 ernsthafte Bewerbungen am Bewerbertag vor zwei Wochen.“ Und das Wichtigste: Auch die Zahlen gingen wieder nach oben.
Beispiel Notfallambulanz Schongau: Nach der Schließung der 24/7-Notaufnahme Anfang des Jahres hätten sich die Patientenzahlen stabilisiert, sogar rechnerisch erhöht. „Im Juli 2023 hatten wir 772 Patienten, jetzt im Juli 472 Patienten. Wenn man diese Zahlen ins Verhältnis zu Öffnungszeiten und Planstellen setzt, dann hatten wir vor einem Jahr knapp fünf Fälle behandelt und heute sind es knapp zehn, also doppelt so viele“, rechnet Rauschmeier vor. Natürlich sei das aufgrund der ungenügenden Bezahlung auf Basis von veralteten Fallpauschalen immer noch ein Zuschuss-Geschäft, aber die Bürger hätten vor Ort eine wichtige Anlaufstelle für (kleinere) Notfälle.

„SOGESUND ist doch keine verrückte Idee“
Gerade diese Versorgungsmöglichkeit in Schongau ist für die medizinische Betreuung der Bevölkerung in der Region immens wichtig. Lippmann: „Wir haben uns ja nicht aus einer ‚verrückten Idee‘ zu dem Umbau des Standorts Schongau entschlossen. Die Krankenhaus GmbH stand vor einem Jahr vor der Insolvenz und der Kreistag hat sich dankenswerter Weise entschlossen, den ‚schweren Weg‘ zu gehen und beide Orte, Weilheim und Schongau, als fokussierte Medizin-Standorte zu halten.“
Die Transformation „Weilheim als Hauptversorger und Schongau als Gesundheitszentrum“ hat viel Geld gekostet. laut Nachtragshaushalt 2024 der Kreiskämmerei 27 Millionen Euro bis Ende 2024. Auch nächstes Jahr steht ein Zuschuss für die Krankenhaus GmbH von 15 Millionen Euro im Haushaltsplan.
Das Konzept der Neuorientierung basiert auf den Krankenhaus-Reformplänen des Bundes und der versprochenen (höheren) Vorhaltekosten. Das Mehr an Vergütung kommt jetzt frühestens in ein paar Jahren, und damit dürfte der Businessplan wackeln. „Natürlich kann man uns jetzt vorhalten, wir waren zu früh an Lauterbachs Plänen dran, aber wir hatten ja keine andere Wahl als in die Glaskugel zu schauen.“
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Was wäre damals die Alternative gewesen? Die Bürger hatten sich im Dezember 2022 gegen den Bau eines Zentralklinikums entschieden und für den Erhalt des Krankenhauses Schongau. Letzteres musste wegen der drohenden Insolvenz der Krankenhaus GmbH in ein Gesundheitszentrum umgewandelt werden, so hatte der Kreistag im September 2023 demokratisch entschieden. Die Alternative wäre ein komplettes Aus in Schongau gewesen.
„Im Moment werden Häuser mit weniger Defizit geschlossen, siehe Beispiel Schweinfurt“, erklärt Lippmann weiter. Fast alle Landkreise in Bayern kämpften mit diesem Problem und wüssten eigentlich nicht, wie sie die Gesundheitsversorgung am Laufen halten sollen. „Im Grunde sollten Kreisräte so eine finanzielle Verantwortung gar nicht tragen müssen. Krankenhausdefizite gehören nicht in kommunale Hand, sondern sollten bei Bund und Länder angesiedelt sein“, schimpft der Krankenhaus-Chef. „Was hier abläuft, ist eine kalte Strukturbereinigung auf dem Rücken der lokalen Entscheidungsträger.“

Keine gute Lösung sei, so bekräftigen beide Geschäftsführer, das „SOGesund“ jetzt adhoc zu schließen. Rauschmeier: „Das kostet einen hohen zweistelligen Millionenbetrag und wäre ein fataler Fehler, könnte auch bedeuten, dass bereits geflossene Fördergelder zurückgezahlt werden müssten.“ Zumal sich in Schongau eine positive Entwicklung abzeichnet. „Auch der Bürger hat es in der Hand, dass SOGesund erfolgreich ist, Bad Publicity hilft da leider nicht.“
Wirtschaftlichkeit im Fokus
Wichtig ist den beiden Verantwortlichen, dass nicht der Eindruck entsteht, dass „in den Tag hinein“ gewirtschaftet wird. Jeder Geschäftsbereich stehe genauestens im Fokus und werde auf Rentabilität geprüft. Die meisten Bereiche im „SOGesund“ seien im Plan, die „ Tagesklinik, geriatrische Abteilung und Fachärzte laufen hervorragend.“ Lediglich die Basisstation mit den 40 Betten „braucht noch Begleitung“, so Rauschmeier. Wie sich das weiterentwickelt, sei „noch zu früh zu sagen“. Man hätte aber grundsätzlich einen Plan B. Eine erstes Feedback zu den Zahlen der Krankenhaus GmbH werde im Herbst im Kreistag vorgestellt.
Eine echte Lösung der Kostenproblematik liege bei den Regierungen, betont Lippmann. Wenn aus Berlin oder München kein Geld fließt, dürfte es schwierig werden.
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