Mühsamer Kompromiss um Fahrradstraße: Stadt kommt Anliegern entgegen
Kommendes Jahr wird die Johann-Baur-Straße zur „fahrradfreundlichen Straße“ umgebaut. Nach erneuter kontroverser Diskussion hat der Stadtrat nun einen Kompromiss beschlossen, der die Einwände von Anwohnern berücksichtigt.
Die Entscheidung war umkämpft am Donnerstagabend im Weilheimer Stadtrat. Von einer „Luxus-Fahrradstraße“, die man sich schlichtweg nicht leisten könne, sprachen die Gegner. Die Befürworter hielten dagegen, dass der Umbau dringend nötig, im Grundsatz seit Jahren beschlossen und das Geld im Stadt-Haushalt längst fest eingeplant sei. Weitgehend einig waren sich die Ratsmitglieder immerhin, dass es gut und richtig gewesen sei, die Anlieger zu den Plänen zu befragen.
Die neue Planung trägt den Einwänden von Anwohnern weitgehend Rechnung
Wie berichtet, lehnten etwa 56 Prozent der knapp 230 Anwohner, die ihre Antwortkarte im Rathaus abgaben, die ursprüngliche Umbauplanung der Stadt ab. Sie bemängelten vor allem die vorgesehene Einbahnstraßenregelung und befürchteten, dass Autostellplätze knapp würden. Zwar wären in dem Quartier auch mit der eigentlich geplanten Umgestaltung „mehr Stellplätze vorhanden als baurechtlich nötig ist“, wie Stadtbaumeisterin Katrin Fischer betonte. Dennoch hat das Stadtbauamt einen Kompromissvorschlag vorgelegt, der den Einwänden weitgehend Rechnung trägt.
Demnach wird auf die Einbahnstraßenregelung verzichtet – außer im Bereich des Krankenhauses, wo sie jetzt schon gilt. Geplante Baumstandorte werden zugunsten von Stellplätzen gestrichen; nur eine Pflanzung im Bereich Steinstraße und eine Einengung bleiben. Und beim Krankenhaus wird eine zusätzliche Parkzone für Hol- und Bringdienste geschaffen. Diese Kompromisslösung hatten Bau- und Verkehrsausschuss bereits mehrheitlich befürwortet. Der Stadtrat hat sie nun endgültig beschlossen. Dabei gab es neun Gegenstimmen seitens CSU/FDP, Freien Wählern und AfD.
Susann Enders (FW) ist jeder Euro für den Umbau zu viel
Ihre Fraktion sei zwar prinzipiell für das 2021 beschlossene Radverkehrskonzept, aber von Anfang an skeptisch gewesen bezüglich des darin festgelegten Umbaus der Johann-Baur-Straße als Pilotprojekt, erklärte CSU-Sprecherin Marion Lunz-Schmieder. Auch den nun vorgelegten Kompromiss lehne man ab, weil die Stadt nicht das Geld für diese „freiwillige Leistung“ habe, während nicht mal sichergestellt sei, dass sie ihre Pflichtaufgaben erfüllen könne. Jeder Euro für den Umbau dieser Straße, „auf der man jetzt schon sehr gut radeln kann“, sei zu viel, ergänzte Susann Enders (FW): „Wir sind in Krisenzeiten, die fetten Jahre sind vorbei.“
Insbesondere die Grünen-Vertreter widersprachen diesen Äußerungen vehement. Angesichts des beschlossenen Radkonzepts und der Klimaziele der Stadt handle es sich „mitnichten um eine freiwillige Leistung“, sagte Brigitte Gronau. Grünen-Sprecher Manuel Neulinger, zugleich Verkehrsreferent des Stadtrates, machten die Verweise auf die Finanzlage sogar „sauer“, denn das nötige Geld sei ja fix im städtischen Haushalt eingeplant. Das bestätigte Bürgermeister Markus Loth (BfW) und betonte, dass es nur um die Ausführung eines längst getätigten Beschlusses gehe.
Umbau der Johann-Baur-Straße kostet die Stadt rund 170.000 Euro
Das Vorgehen seitens der Stadt inklusive Anliegerbefragung würdigte Neulinger als Musterbeispiel, „wie man zu einem guten Kompromiss kommen kann“. Die Belange von Gegnern und Befürwortern seien darin gut aufgenommen, meinte auch Roland Bosch (ÖDP); und keinesfalls handle es sich bei dem Umbau um eine „Luxusvariante“.
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Wie Stadtbaumeisterin Fischer gestern auf Anfrage unserer Zeitung sagte, werden die Umbaukosten aktuell auf 280.000 Euro geschätzt. Dafür seien Fördergelder von 110.000 Euro bereits fest zugesagt. Die Stadt muss also voraussichtlich 170.000 Euro selbst tragen. Nun können die Ausschreibungen für die Umgestaltung der Straße beginnen. Im Frühsommer sollen die Arbeiten laut Fischer beginnen und in jedem Fall noch 2025 abgeschlossen sein.