Mehr als vier Millionen Euro Rettungskapital: Freudentränen bei Maro-Genossen
Vier Millionen Euro Rettungskapital sind für die angeschlagene Maro-Wohnbaugenossenschaft auf ein Treuhandkonto eingezahlt worden. Nun stand der nächste Schritt an: die Mitgliederversammlung der Genossinnen und Genossen.
Penzberg – Es war spannend und emotional bis zum Schluss, stand doch der Fortsetzungsbeschluss für die Maro erst ziemlich am Schluss der umfangreichen Tagesordnung am Donnerstagabend in der Penzberger Stadthalle. Der Beschluss der rund 250 anwesenden und stimmberechtigten Mitglieder sei der nächste Schritt im Insolvenzverfahren, wie Insolvenzverwalter Ivo-Meinert Willrodt von der „Pluta“ erläuterte.
Doch zunächst galt der Dank von Vorständin Inge Schmidt-Winkler allen Mitgliedern und Unterstützern in den Häusern und außerhalb für ihr Engagement, das dazu geführt hatte, dass insgesamt rund 4,4 Millionen Euro Rettungskapital in kurzer Zeit zusammengekommen sind. Alles aus eigener Kraft der Genossen und durch Spender und Unterstützer, wie zum Beispiel die Alzheimer Gesellschaft Pfaffenwinkel.
Erfolgreicher Endspurt
Auf der Zielgeraden zeigte sich dann gelebte Solidarität unter den Genossenschaftswohnbauunternehmen: Nach einem Unterstützungsaufruf des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW) meldeten sich innerhalb weniger Tage 22 Mitgliedsunternehmen, die bereit waren, die Maro über eine Beteiligung der Genossenschaft mit Beträgen von 10 000 bis 20 000 Euro zu unterstützen. Insgesamt sind so nochmal rund 300 000 Euro zusammengekommen.
Bevor die große Erleichterung durch den Fortsetzungsbeschluss in der Stadthalle Penzberg aufkam, mussten die Mitglieder noch den Bericht des Vorstands zur Kenntnis nehmen. Dazu der Bericht über die Tätigkeiten des Aufsichtsrats und die genossenschaftliche Pflichtprüfung. Die Geschäfte seien ordnungsgemäß geführt worden, stellt der Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Ongert fest. Auch die strenge genossenschaftliche Pflichtprüfung fiel positiv aus, wie die Rechtsanwälte des VdW, spezialisiert auf Genossenschaftsrecht, feststellten. Mitglieder ergriffen das Wort, es wurde nachgefragt und diskutiert, bevor der Jahresabschlusses 2023 mit deutlicher Mehrheit angenommen wurde.
Nachschusspflicht ausgeschlossen
Wichtig war auch ein Beschluss zum Schutz der Mitglieder: Es wird auch in der geplanten Satzungsänderung keine Nachschusspflicht geben. Das heißt, dass die Mitglieder über ihre Genossenschaftsanteile hinaus nicht weiter mit privatem Kapital haften.
Als schließlich Ivo-Meinert Willrodt den Insolvenzplan vorstellte, machte er nochmal deutlich, dass es grundsätzlich nur zwei Optionen gegeben hat: Einen Insolvenzplan zur Fortführung der Maro aufstellen zu können oder die Abwicklung, also die Zerschlagung der Genossenschaft mit Verkauf der Häuser und dem drohenden Verlust bezahlbaren Wohnraums in Gemeinschafts- und Demenzwohnprojekten, unter anderem in Weilheim, Penzberg und Peiting.
Bundesweit einmalig
Er habe immer für einen Fortbestand gekämpft, zusammen mit dem Vorstand und dem Aufsichtsrat. Wenn alle Hürden geschafft sind, was laut Willrodt gut möglich ist, wäre es einmalig: Es habe in Deutschland noch nie einen Insolvenzplan für eine Genossenschaft gegeben. Mit den 4,4 Millionen Euro auf dem Treuhandkonto können nun mehr als die notwendigen 50 Prozent an die Gläubiger, also Bauhandwerker usw., ausgezahlt werden. Willrodt verwies auf die Rolle der Banken, die auch in der Krise geblieben bzw. die er wieder ins Boot holen konnte, um die Maro zu retten.
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Große Freude, als der Fortsetzungsbeschluss mit einstimmiger Mehrheit angenommen wurde. Vorständin Inge Schmidt-Winkler war überwältigt und dankte mit Tränen der Erleichterung und Freude in den Augen allen Mitgliedern. Immerhin werden die Genossenschaftsanteile aller Mitglieder um 50 Prozent abgewertet. Jedoch sei dies selbst in einem Insolvenzplan einmalig und nur wegen dem eingezahlten Rettungskapital möglich. Üblicherweise wäre wie auch im Falle der Zerschlagung alles verloren gewesen und auch die Gläubiger hätten nur 0,04 Prozent ihrer Forderungen bekommen.
Wenn nun die Gläubiger zustimmen, wovon auszugehen ist, und das Insolvenzgericht im Dezember den Insolvenzplan genehmigt, wird es in 2025 mit einer neuen Maro weitergehen. Es soll eine „Bestands-MARO“ sein, die sich in erster Linie um die Bestandsimmobilien kümmert und drei Häuser, die weitgehend fertig sind (eines in Wielenbach), zu Ende baut, damit Mieteinnahmen generiert werden können. Damit und mit einem überschaubaren Startkapital aus der Insolvenzmasse kann die Maro dann gesunden. Der Insolvenzplan läuft nicht nur zwölf Monate wie sonst üblich, sondern ist bis ins Jahr 2037 konzipiert, für eine langfristig stabile Maro.
Bärbel Daiber