Obdachlose irrte hilflos durch die Stadt: Nach Wochen gibt‘s „eine gute Nachricht“

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Offiziell leben rund 18 000 Menschen in Bayern in Obdachlosenunterkünften. Zu Obdachlosen, also Menschen, die auf der Straße leben, gibt es keine validen Zahlen. © Symbolfoto/Imago/Ralph Peters

Das Schicksal von Petra Müller (Name geändert) berührte in den vergangenen Wochen tausende Menschen. Nun gibt‘s laut Ines Lobenstein von der Obdachlosenhilfe der Caritas in Wolfratshausen „eine gute Nachricht“.

Wolfratshausen - Wochenlang irrte Petra Müller (Name geändert) hilflos durch die Loisachstadt. Nun ist die psychisch kranke Frau in einer Fachklinik untergebracht worden. Das berichtet Ines Lobenstein von der Caritas-Obdachlosenhilfe in Wolfratshausen auf Nachfrage unserer Zeitung. „Das erfolgte auf Beschluss des Amtsgerichts Wolfratshausen“, so Lobenstein.

Müller stammt aus Nordrhein-Westfalen. Dort nahm sie Reißaus und strandete im Spätherbst 2023 in der Flößerstadt (wir berichteten). Auch bei klirrender Kälte kauerte sie nur mit einer dünnen Jacke bekleidet auf der Straße, schlief in Hauseingängen oder am Ufer der Loisach. Aufgrund eines ärztlichen Attests wurde die 47-Jährige schließlich in einer psychiatrischen Einrichtung betreut. Doch schon nach kurzer Zeit entließ die Klinik Müller wieder. Da keine Selbst- oder Fremdgefährdung vorlag, blieb der Klinik keine Wahl. Denn andernfalls stehe der Straftatbestand der Freiheitsberaubung im Raum, so Rosemarie Mamisch, Pressesprecherin des Wolfratshauser Amtsgerichts. Müller sei nicht entmündigt und habe ihren eigenen Willen, unterstreicht Lobenstein.

Psychisch kranke Frau lief laut schreiend durch die Loisachstadt

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Kurz darauf eskalierte die Situation: Die Obdachlose lief Tag und Nacht extrem laut schreiend durch Wolfratshausen, die Stadt und die Caritas sahen sich zu einer Pressemitteilung veranlasst. In der zeigten beide Empathie für das tragische Schicksal der Frau, die Kommune betonte aber, „dass die Sicherheit und das Wohlbefinden unserer Bürgerinnen und Bürger für uns oberste Priorität haben“. Sowohl Stadt als auch Caritas, Polizei und Amtsgericht würden intensiv an einer Lösung arbeiten, die Müller „als auch den Bewohnern der Stadt gerecht wird“.

Vom Amtsgericht bestellter Sachverständiger erstellte weiteres Gutachten

Nachdem ein vom Amtsgericht bestellter Sachverständiger ein weiteres Gutachten erstellt hat, ist Müller seit einigen Tagen „in einer Fachklinik untergebracht“, berichtet Lobenstein. Das sei eine „gute Nachricht“. Die Caritas-Mitarbeiterin hofft, „dass es eine nachhaltige, eine langfristige Lösung für alle Beteiligten ist.“ Sie sei „guten Mutes“, sagt Lobenstein. Der Fall habe „sehr viel Kraft gekostet“, räumt sie ein. „Er hat mich menschlich sehr berührt.“ Es sei extrem belastend gewesen, zu wissen, dass die 47-Jährige dringend Hilfe benötige, „die Hilfe aber nicht annimmt“. Lobenstein gibt zu bedenken: „Solche Fälle gibt es viele“, das Gros „wird halt nicht öffentlich.“ Viele Menschen, die die Hintergrunddetails nicht kennen, hätten ihr und der Polizei häufig Vorwürfe gemacht - „doch uns waren die Hände gebunden“.

Ein großes Dankeschön gebühre denen, „die in den vergangenen Wochen nicht weggeschaut haben“, sagt Lobenstein. „Das hat gezeigt, dass Wolfratshausen nicht abgestumpft ist“, sondern viele Bürgerinnen und Bürger helfen, „wenn Hilfe benötigt wird“. (cce)

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