Der Beirat für Tourismus und Stadtmarketing befasst sich mit dem Thema lebendige Innenstadt
Ein leeres Schaufenster in der Innenstadt ist ein trauriger Anblick – nicht gerade das Flair, das zum Verweilen einlädt. Um die Stadt lebendig zu halten, arbeiten die Stadtmarketing GmbH, das Citymanagement und das Amt für Stadtentwicklung an Konzepten.
Kempten – Über zehn Ladenflächen der Kemptener Innenstadt sind in etwa verwaist. In jüngster Zeit zog etwa Ulla Popken aus den Räumen in der Fußgängerzone aus. Dennoch bewege sich etwas, was vor einigen Wochen noch leer war, dort kann morgen bereits wieder ein Mieter eingezogen sein. „Alles ist besser als Leerstand“, sagte Joachim Saukel im Beirat für Tourismus und Stadtmarketing.
Eine Bühne für die Kunst
Deshalb hat sich Ekaterina Avdosjev Gedanken darüber gemacht, wie man die Räume interimsmäßig nutzen kann, bevor ein neuer Laden einzieht. „Je mehr Leerstände nebeneinander zu finden sind, desto schwieriger ist es, ein Erlebnis mit guter Laune zu vermitteln“, sagte sie. Mögliche Gegenmaßnahmen könnten etwa Motive aus der Region in den Schaufenstern sein oder auch deren Vermietung an andere Geschäfte.
In Zusammenarbeit mit dem Kulturamt könnte man auch Kunst in der Innenstadt sichtbar machen, ob durch künstlerische Gestaltung der leeren Schaufensterflächen oder über Zwischennutzung der Läden als Ateliers. „Das sind doch hochfrequente Lagen“, so Avdosjev, die auch Selfiepoints ins Spiel brachte.
Sehr viel Aufwand
Für einen einzelnen Vermieter sei es jedoch viel Aufwand, sich um eine Zwischennutzung zu kümmern, die unter Umständen nur vier Wochen bleibt – zumal es verschiedene Regelungen und Satzungen zu beachten gelte. Hier würde das Stadtmarketing in die Bresche springen und einen Katalog mit gestatteten Layouts erstellen, einen Einheitspreis mit einer Druckerei aushandeln und Kontakt zwischen Kunstschaffenden und Gebäudeeigentümern herstellen sowie einen angemessenen und rechtlich wasserdichten Zwischennutzungsvertrag ausarbeiten. Diese Dienstleistung könnte Hürden bei den einzelnen Vermietern abbauen.
„Wir hoffen auf eine Offenheit bei den Eigentümern“, die sich erfahrungsgemäß eher zurückhaltend zeigten, auch in Sachen vergünstigter Miete für Zwischenlösungen. Annette Hauser-Felberbaum (FW) konnte sich vorstellen, Übungsflächen für Musizierende zur Verfügung zu stellen. Einigkeit herrschte darüber, dass die Kommunikation eine entscheidende Rolle spiele. „Gespräche sind wichtig und müssen geführt werden“, so Avdovsjev.
Zwei Schritte weiter ist man beim Projekt „Level Up Kempten – Raum für deine Ideen“. Der Wettbewerb richtet sich an Neugründerinnen und Neugründer, die mit einer attraktiven Fläche gelockt werden, auf der sie ihre Ideen ausprobieren können. Gleichzeitig hoffen die Macher, dass die Teilnehmer tolle Ideen für mehr Leben in den Innenstädten und für Leerstände im Speziellen im Gepäck haben. Miriam Brög stellte das Konzept im Beirat vor.
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Chancen für Newcomer
„Wir sind uns alle einig, dass sich die reine Einkaufsstadt in den nächsten Jahren verändern wird“, sagte sie, „wir brauchen Ideen, die weggehen vom reinen Einzelhandel.“ Das sähen auch die Experten so.
Entsprechend war auch der Aufruf gestaltet: „Zeig uns, wie deine Ideen die Stadt und deren Angebot noch attraktiver machen können.“ Einzelhandel, Handwerk, soziale oder kulturelle Dienstleistungen, alles war willkommen.
Ideenschau im April
Jetzt im Februar tagt die Expertenjury, die darauf achtet, dass die Projekte sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltig sind. Die besten Teilnehmer können ihre Ideen im April vier Wochen lang in einer leerstehenden Immobilie präsentieren. Unterstützung erhalten sie von Experten in Sachen Marketing, Businessplan, Verhandlung mit Banken und und und. Ein weiteres Zuckerl bekommen die Neugründer in Form von Medienpräsenz und dem breiten Netzwerk in der Stadt. Die drei Gewinnerinnen/Gewinner werden sowohl von der Jury als auch vom Publikum gekürt. Sie erhalten Ende des Jahres für drei Monate ein gemeinsames mietfreies Geschäft.
Mit den Bewerberzahlen zeigte sich Brög zufrieden. Während sich die Interessierten anfangs eher zögerlich gezeigt hätten, seien es zum Schluss sogar 25 gewesen mit bunten und vielfältigen Ideen. Thomas Hartmann (Grüne) brachte ein, dass auch der Zustand der Gebäude eine Rolle für die Attraktivität einer Stadt spiele, bei Gewerbetreibenden wie auch Kunden. Da sah er Verbesserungsbedarf.
Feste, Konzerte, Ausstellungen: Was man in Kempten und Umgebung unternehmen kann, lesen Sie im Veranstaltungskalender.
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