Solarspeicher - Deutschland hat ein Solar-Problem - dabei liegt die Lösung auf der Hand
Die Energiewende braucht nicht nur möglichst viel Erneuerbare Energie, sondern auch ausreichend Speichermöglichkeiten, um diese Energie zwischenzuspeichern. Der Grund dafür ist, dass Solar- und Windstrom nicht immer genau dann produziert wird, wenn er benötigt wird, und auch nicht immer in den Mengen, die an sonnigen oder windigen Tagen erzeugt werden.
Große Batteriespeicher sind eine Möglichkeit, um Strom zu speichern und bei Bedarf wieder ins Netz einspeisen zu können. Der Ausbau dieser Technologie wird aktuell allerdings durch langwierige Antrags- und Genehmigungsverfahren ausgebremst. Eine zweite Möglichkeit zur kurzfristigen Speicherung von Energie sind kleine Solarspeicher für die heimische PV-Anlage: In deutschen Haushalten bieten diese PV-Speicher inzwischen bereits insgesamt 15 Gigawattstunden Speicherkapazität – allerdings stehen die Speicher etwa 70 bis 80 Prozent der Zeit leer und ungenutzt herum, moniert der als „Akku-Doktor“ bekannte Energie-YouTuber Andreas Schmitz in einem aktuellen Video. Eine Petition soll das nun ändern.
FOCUS online Earth widmet sich der Klimakrise und ihrer Bewältigung.
Faktenzentriert. Fundiert. Konstruktiv. Jeden Freitag als Newsletter.
Solarspeicher stehen oft nur herum – das soll sich nun ändern
Schmitz beschreibt in seinem Video ein Problem, das sich bereits seit einiger Zeit abzeichnet: Die meisten Besitzer von Solaranlagen und dazugehörigen Speichern nutzen ihre Speicher hauptsächlich, um überschüssigen Strom aus der PV-Anlage dort zwischenzuspeichern und bei Bedarf selbst zu verbrauchen.
Das Stromnetz benötigt allerdings zusätzliche Speicherkapazitäten, um die fluktuierende Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien besser nutzbar zu machen und Lastspitzen im Netz zu glätten. Dass nur wenige PV- und Speicherbesitzer ihre Speicher freiwillig für netzdienliches Be- und Entladen zur Verfügung stellen, ist aber kein Wunder: Bislang existieren kaum wirtschaftliche Anreize dafür. Schmitz erklärt in seinem Video, dass es selbst mit dynamischen Stromtarifen, die sich am aktuellen Börsenstrompreis orientieren, schwierig ist, den PV-Speicher netzdienlich zu laden und dabei im Gegenzug etwas Geld zu erwirtschaften. Der Grund: Die Schwankungen in den Börsenstrompreisen werden häufig von den Ladeverlusten der PV-Speicher aufgefressen, sodass ein gewinnbringendes Be- und Entladen der Stromspeicher kaum möglich ist.
Der „Akku-Doktor“ fordert deshalb bessere gesetzliche Rahmenbedingungen für Kleinspeicher und will eine Petition auf den Weg bringen, die entsprechende Änderungen anstoßen soll. In der Petition fordern die Unterzeichnenden mehrere zentrale Maßnahmen: den Abbau von Bürokratie und die Einführung variabler Netzentgelte auch für Solarspeicher, die Einführung eines „Smart Meter Light“, eine regulatorische Gleichstellung der Speicher mit Steckersolargeräten, den sogenannten Balkonkraftwerken, und eine verbesserte Transparenz bei Strompreisen und Netzentgelten.
Solarspeicher-Petition: Bei 30.000 Unterschriften muss sie öffentlich beraten werden
Variable Netzentgelte existieren tatsächlich bereits: Die Verteilnetzbetreiber in Deutschland müssen ab April 2025 variable Netzentgelte für steuerbare Verbrauchseinrichtungen anbieten. Dazu zählen bislang aber nur Wärmepumpen, Wallboxen für E-Autos oder Nachtspeicherheizungen. Batteriespeicher gelten bislang nicht standardmäßig als steuerbare Verbrauchseinrichtungen nach §14a EnWG. Schmitz fordert in seiner Petition, dass auch Kleinspeicher die variablen Netzentgelte als wirtschaftlichen Anreiz erhalten können, damit sie vermehrt zum Zwischenspeichern von Energie genutzt werden, Netzüberlastungen gegebenenfalls verhindern und die Speicherbesitzer so ihre Stromkosten weiter reduzieren können.
Zudem seien intelligente Stromzähler, sogenannte Smart Meter, für viele Haushalte schlicht zu teuer und überdimensioniert – gerade in Mietwohnungen. Schmitz fordert deshalb die Einführung einer vereinfachten Version ohne die teure Steuerungstechnik, um kleinere Solarspeicher netzdienlich betreiben zu können und die Installation dieser Messsysteme weiter zu beschleunigen. Ähnlich wie bei der Vereinfachung der Anmeldung und Inbetriebnahme von Balkonkraftwerken solle zudem auch die Eintragung und Inbetriebnahme von Solarspeichern entbürokratisiert und vereinfacht werden.
Letztlich fordert der Energie-Experte, dass Strompreise, Netzentgelte und Steuern über eine zentrale Plattform einfach abrufbar sein sollten. Anbieter dynamischer Stromtarife sollten nach Schmitz' Ansicht dazu verpflichtet werden, ihre Preise über eine einheitliche Schnittstelle bereitzustellen, um ein autonomes Energiemanagement einfacher zu ermöglichen.
Der „Akku-Doktor“ rechnet sich gute Chancen für die Petition aus: Die Maßnahmen wären einerseits netzdienlich, würden aber auch die CO₂-Emissionen reduzieren können und Stromkunden dabei helfen, ihre Kosten reduzieren beziehungsweise etwas Geld mit ihrem Solarspeicher verdienen zu können. Wenn eine Petition 30.000-mal unterzeichnet wird, muss sie in Berlin in öffentlicher Sitzung durch den Petitionsausschuss beraten werden. Schmitz hatte 2023 bereits eine Petition zur Entbürokratisierung von Balkonsolargeräten auf den Weg gebracht – alle Forderungen aus dieser Petition wurden seither umgesetzt.
Schmitz erklärt den Grundgedanken und Inhalt der Petition ausführlich in seinem Video auf YouTube. Die Petition selbst sowie eine Möglichkeit zur Unterzeichnung finden Sie auf der dazugehörigen Website des Bundestags.
Von Tobias Stahl
Das Original zu diesem Beitrag "Deutschland hat ein Solar-Problem: Dabei liegt die Lösung auf der Hand" stammt von EFahrer.