Versteckte Gefahr - Zahnschäden durch Esstörungen

Wie wirken sich Essstörungen wie Bulimie auf die Zähne aus?

Bulimie, auch bekannt als Ess-Brech-Sucht, ist eine Essstörung, die durch wiederkehrende Essanfälle und anschließendes absichtliches Erbrechen gekennzeichnet ist. Dieses Erbrechen führt dazu, dass ätzende Magensäure in den Mund gelangt und den Zahnschmelz angreift. Aber auch Anorexie (Magersucht), bei der die Betroffenen oftmals auf feste Nahrung verzichten und stattdessen flüssige, oft säurehaltige Getränke zu sich nehmen, kann zu erheblichen Zahnschäden führen. Die Magensäure, die regelmäßig in Kontakt mit den Zähnen kommt, verursacht Erosionen, Karies und andere Zahnschäden.

Wie wirken sich Bulimie und Erbrechen auf die Zähne aus?

Die aggressive Magensäure, die beim Erbrechen in den Mund gelangt, attackiert den Zahnschmelz. Der Zahnschmelz ist die schützende, äußere Schicht der Zähne und eines der härtesten Materialien im menschlichen Körper. Allerdings kann selbst er den ständigen Säureangriffen nicht standhalten. Die Säure löst den Zahnschmelz auf, was zu Erosionen führt und das darunterliegende Dentin freilegt. Dies macht die Zähne empfindlich und anfällig für Karies. Die vorderen und rückwärtigen Zahnflächen, besonders die der oberen Frontzähne, sind am stärksten betroffen.

Warum ist die Früherkennung von Zahnschäden durch Essstörungen so wichtig?

Viele Betroffene suchen aus Scham oder Schuldgefühlen keine medizinische Hilfe, obwohl sie sich ihrer Erkrankung bewusst sind. Zahnärzte sind oft die ersten, die die Anzeichen einer Bulimie erkennen, da Zahnschäden durch Magensäure besonders deutlich sichtbar sind. Dabei ist die Früherkennung entscheidend. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser sind die Chancen, schwerwiegende, irreversible Zahnschäden zu verhindern. Regelmäßige Zahnarztbesuche und offene Gespräche über die Essgewohnheiten können helfen, frühzeitig einzugreifen.

Wie können Zahnschäden durch Bulimie und andere Essstörungen präventiv vermieden werden?

  • Neutralisieren der Säure: Vor dem Zähneputzen sollte die Magensäure im Mund neutralisiert werden. Eine Lösung mit Natriumhydrogencarbonat kann äußerst effektiv sein. Auch das Spülen mit Milch oder einem fluoridhaltigen Mundwasser ist hilfreich. Kaugummikauen regt den Speichelfluss an und hilft, den pH-Wert im Mund auszugleichen.
  • Schonende Zahnpflege: Vermeiden Sie es, die Zähne unmittelbar nach dem Erbrechen zu putzen. Warten Sie mindestens 30 Minuten, bevor Sie mit einer weichen Zahnbürste und fluoridhaltiger Zahnpasta die Zähne reinigen. Achten Sie darauf, sanfte, kreisende Bewegungen auszuführen, um den Zahnschmelz nicht weiter zu beschädigen.
  • Regelmäßige Zahnarztbesuche: Mindestens zweimal im Jahr sollte eine professionelle Zahnreinigung und eine Untersuchung beim Zahnarzt durchgeführt werden, um frühzeitig Zahnschäden zu erkennen und zu behandeln.

Wie kann der Zahnarzt bei Zahnschäden durch Essstörungen helfen?

Der Zahnarzt spielt eine zentrale Rolle bei der Behandlung von Zahnschäden durch Essstörungen. Neben der Früherkennung und Diagnose bietet der Zahnarzt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten:

  • Versiegelungen und Schutzlacke: Diese helfen, freiliegendes Dentin zu schützen und den Zahnschmelz zu stärken.
  • Ästhetische Restaurationen: Kronen, Brücken und Veneers können das ästhetische Erscheinungsbild der Zähne wiederherstellen und ihre Funktionalität verbessern.
  • Sensibilitätsbehandlung: Bei empfindlichen Zähnen können spezielle Behandlungen helfen, die Empfindlichkeit zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern.

Zahnschäden durch Bulimie: Was sollten Betroffene während der Erkrankungsphase zum Schutz ihrer Zähne tun?

Während der Therapie der Essstörung ist es von großer Bedeutung, die Zahngesundheit nicht zu vernachlässigen. Regelmäßige Kontrolltermine beim Zahnarzt sollten unbedingt wahrgenommen werden. Hier einige spezifische Maßnahmen:

  • Fluoridbehandlungen: Regelmäßige Anwendungen von Fluoridgels und -lacken können den Zahnschmelz stärken und vor der Säure schützen.
  • Schutzschienen: Individuell angefertigte Schienen, die mit Fluoridgel gefüllt werden, können während und nach den Essattacken getragen werden, um den Zahnschmelz zu schützen.
  • Ernährungsberatung: Eine Ernährungsberatung kann helfen, Nahrungsmittel zu wählen, die weniger säurehaltig sind und somit die Zahnsubstanz weniger angreifen.

Warum ist langfristige Unterstützung bei Zahnschäden durch Essstörungen entscheidend?

Essstörungen wie Bulimie erfordern eine umfassende und interdisziplinäre Therapie. Neben dem Zahnarzt sind auch hausärztliche und psychotherapeutische Begleitung wichtig. Eine ganzheitliche Therapie kombiniert verschiedene Behandlungsansätze, um sowohl die Essstörung selbst als auch die damit verbundenen Zahnschäden effektiv zu behandeln.

Über Dr. med. univ. Matyas Galffy

Dr. med. univ. Matyas Galffy ist Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin sowie Personzentrierter Psychotherapeut. Er studierte Humanmedizin und Klinische Neurowissenschaften an der Medizinischen Universität Innsbruck und absolvierte dort seine Facharztausbildung mit Schwerpunkt Psychosomatik. Neben einer Spezialisierung in fachspezifischer psychosomatischer Medizin hält der unter anderem Diplome in Palliativmedizin und spezieller Schmerztherapie. Zuletzt war er als ärztlicher Leiter der Spezialsprechstunde für Angst- und Zwangsstörungen an der Universitätsklinik Innsbruck tätig. Seither ist er als niedergelassener Arzt in Tirol und Niederösterreich tätig. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Angststörungen, Schmerzstörungen und Psychotraumatologie.

Wichtiger Hinweis: Die hier bereitgestellten Informationen dienen nur zu allgemeinen Informationszwecken und ersetzen nicht die professionelle Beratung und Behandlung durch einen Arzt. Bei Verdacht auf ernsthafte gesundheitliche Probleme oder bei anhaltenden Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.