Ebersberger Sarnowski ist nicht länger Grünen-Chef in Bayern
Thomas von Sarnowski ist nicht länger Chef der bayerischen Grünen. Beim Parteitag in Lindau verlor er eine Kampfabstimmung um den Verbleib im Amt knapp.
Lindau/Ebersberg - Die bayerischen Grünen haben ab sofort eine weibliche Doppelspitze: Neben Amtsinhaberin Eva Lettenbauer (31), die bisher mit dem Ebersberger Thomas von Sarnowski (36) gemeinsam die Partei führte, wurde die langjährige Landtagsabgeordnete Gisela Sengl (63) am Samstag, 27. Januar, zur neuen Landesvorsitzenden gewählt. Sengl gewann auf einem Parteitag in Lindau am Ende eine Kampfabstimmung unter anderem gegen Thomas von Sarnowski (36).
Sarnowski: „Wir haben vieles richtig gemacht“!
Im Dezember hatte sich Sarnowski im Interview mit der Ebersberger Zeitung noch optimistisch gezeigt und auf die Erfolge des Duos Lettenbauer/Sarnowski verwiesen. „Ich glaube, dass wir im Landesverband vieles richtig gemacht haben. Wir hatten ein irres Wachstum, sind jetzt über 20 000 Mitglieder. Das bietet mehr Möglichkeiten, vor Ort präsent zu sein. Wir haben viel Strukturarbeit geleistet und ein Fundament geschaffen, um spätestens ab 2028 auch in Bayern zu regieren“, sagte er damals.
„Ich kämpfe für euch, für uns, für unsere Partei“, rief die neue Parteichefin Gisela Sengl direkt nach ihrer Wahl in Lindau den Delegierten zu. „Wir werden wieder so stark, wie wir mal waren.“ Sengl hatte bei der Landtagswahl vergangenen Oktober nach zehn Jahren den Wiedereinzug ins Parlament knapp verpasst.
Zunächst setzte sich Lettenbauer am Samstag knapp gegen Sengl durch: Bei der ersten Kampfabstimmung erhielt die 31-Jährige 164 von 321 Stimmen - das entspricht 51 Prozent. Auf Sengl entfielen 154 Stimmen oder 48 Prozent. Es gab eine Nein-Stimme und zwei Enthaltungen.
Neue Parteichefin Sengl geht zweimal in Kampfabstimmung
Sengl trat daraufhin bei der Abstimmung über den zweiten Chefposten erneut an - und gewann, genauso knapp wie Lettenbauer zuvor: Sie erhielt 164 von 322 Stimmen und damit ebenfalls 51 Prozent. Auf von Sarnowski entfielen 152 Stimmen oder 47 Prozent. Ein weiterer Herausforderer, Robert Herbst aus dem Kreisverband Ostallgäu, bekam vier Stimmen. Es gab eine Nein-Stimme und eine Enthaltung.
Das schwache Ergebnis für Lettenbauer wurde von Delegierten als Zeichen einer verbreiteten Unzufriedenheit mit dem bisherigen Führungsduo gewertet. Beiden - Lettenbauer und von Sarnowski - wurde eine mangelnde Schlagkraft und öffentliche Sichtbarkeit vorgehalten. Dabei hat Lettenbauer, die seit 2018 im Landtag sitzt, ihr Amt schon seit Oktober 2019 inne. Von Sarnowski war 2021 gewählt worden.
Die Grünen hatten bei der Landtagswahl im Oktober deutlich verloren. Mit 14,4 Prozent wurden sie nur noch viertstärkste Kraft hinter CSU und Freien Wählern und ganz knapp hinter der AfD.
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„Wir haben die besseren Ideen für die Zukunft“, hatte Sengl in ihrer Bewerbungsrede gesagt. Die Grünen müssten aber sichtbarer werden und sich mehr Gehör verschaffen. In den Städten sei die Partei zwar gut verankert, auf dem Land habe man dagegen an Zustimmung verloren - das wolle sie wieder ändern. Sie kündigte deshalb einen engen Kontakt zur Parteibasis und regionale Schwerpunktsetzungen in Wahlkämpfen an - und gab sich gegenüber allen politischen Gegnern kämpferisch: „Wir lassen uns unsere Demokratie und unsere Partei nicht kaputtmachen.“
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