Der Tölzer Tierheim-Leiter Hans Fichtner ist kein Freund von Feuerwerk an Silvester. Im Interview mit unserer Zeitung spricht er über die Auswirkungen von Böllern auf Hund und Katz.
Bad Tölz – Knallende Böller, zischende Raketen, bunt leuchtende Feuerwerkskörper: Was Menschen in der Silvesternacht faszinierend und schön finden, ist für die meisten Tiere mit Angst, Panik und immenser Lärmbelastung verbunden. Hans Fichtner leitet seit 43 Jahren ehrenamtlich das Tierheim des Tölzer Tierschutzvereins „Maria Much“. Im Interview erklärt er, worauf Tierbesitzer um den Jahreswechsel herum achten sollten.
Herr Fichtner, viele Tiere leiden unter Feuerwerk an Silvester. Was ist da das größte Problem?
Der Lärm, die Explosionen und die Lichtblitze. Silvesterkracher sind eine Qual für Tiere. Sie werden unvorbereitet damit konfrontiert und werden dann natürlich panisch und verlieren teilweise die Orientierung. Das betrifft nicht nur Haustiere, sondern auch viele Wildtiere und Vögel. Nach Neujahr hört man mindestens ein bis zwei Tage keine Meisen mehr zwitschern. In ihrer Panik schwirren sie orientierungslos umher und suchen irgendwo Unterschlupf. Ich verstehe nicht, wieso das nicht in die Köpfe der Menschen geht, was sie sämtlichen Tieren mit der Böllerei antun.
Was unternehmen Sie dagegen?
Wir haben als Tierschutzverein schon alles versucht. Lange Briefe an politische Stellen geschickt, aber es passiert nichts. Verbieten kann man es den Menschen nicht. Daher können wir es nur mit Aufklärung versuchen.
Auch für Haustiere, die an Menschen gewöhnt sind, ist der Silvesterlärm oft beängstigend.
Natürlich. Hunde hören beispielsweise fünfmal besser als Menschen. Das braucht man sich ja nur mal vorstellen, wie das für uns wäre. in fünffacher Lautstärke die Raketen und Böller zu hören. Noch dazu können auch Haustiere nicht verstehen, was los ist, und bekommen wahnsinnige Angst.
Wie zeigt sich das?
Meine news
Das ist von Tier zu Tier ganz unterschiedlich. Wenn die Möglichkeit besteht, ergreifen viele in ihrer Panik die Flucht und suchen Unterschlupf. Hunde fangen teilweise stark zu speicheln an und zeigen typische Nervositätszeichen.
Werden nach Silvester viele Tiere vermisst?
Davon können wir leider jedes Jahr ein Lied singen. Besonders an Silvester und Neujahr erhalten wir vermehrt Meldungen von vermissten Haustieren, die in Panik davongelaufen sind. Entlaufene Tiere werden meist einige Zeit später, ängstlich und wesensverändert, aufgefunden. Es kommt aber auch vor, dass sie nicht mehr auftauchen oder gar verunglücken.
Was muss man als Haustierbesitzer an Silvester beachten, um seinem Tier Leid zu ersparen?
Freigängerkatzen sollten an dem Tag drinnen bleiben. Wer einen Hund hat, sollte zusehen, dass er am Vormittag genug draußen war und Bewegung hatte. Viele böllern ja schon ab Nachmittag umher. Am Silvestertag und an Neujahr raten wir, den Hund immer an der Leine zu führen, da ja auch vor und nach dem Jahreswechsel immer wieder Raketen geschossen werden.
Und um Mitternacht rum, wenn der Lärm am größten ist?
Wer ein Haustier hat, muss sich darauf einstellen, dass an Silvester immer jemand bei dem Tier ist. Und natürlich darf man es niemals mit raus nehmen – man würde denken, dass das selbstverständlich ist. Aber jedes Jahr stehen am Kalvarienberg um Mitternacht Menschen mit ihren Hunden. Bestenfalls bringt man sein Tier an den ruhigsten, schallgedämpftesten Ort und bleibt, sobald es laut wird, bei dem Tier und versucht, es zu beruhigen. Was da hilft, ist auch wieder individuell. Aber Hunde beruhigt es meistens, wenn sie an ihrem Platz sind, man sie streichelt und gut ihnen zuredet. Das signalisiert Sicherheit.
Mehr News finden Sie in unserer brandneuen Merkur.de-App, jetzt im verbesserten Design mit mehr Personalisierungs-Funktionen. Direkt zum Download, mehr Informationen gibt es hier. Sie nutzen begeistert WhatsApp? Auch dort hält Sie Merkur.de ab sofort über einen neuen Whatsapp-Kanal auf dem Laufenden. Hier geht‘s direkt zum Kanal.