„Mehrachsige Offensive“: Putins Truppen wollen Ukraine mit Riesen-Angriff überrumpeln

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Die Ukraine ist heftig in der Defensive. Nach der Einnahme von Awdijiwka lässt die russische Armee einen Großangriff in Richtung der Großstadt Charkiw folgen.

Kupjansk – Russland nutzt es offenbar gnadenlos aus, dass die Ukraine aktuell militärisch angeschlagen ist. Wie das Institute for the Study of War (ISW) am Donnerstag (22. Februar) in einer Analyse zum Ukraine-Krieg schrieb, haben Moskaus Truppen eine „mehrachsige Offensive“ im Nordosten des geschundenen Landes gestartet.

Bericht zum Ukraine-Krieg: Russland startet Offensive an vier Achsen zwischen Kupjansk und Lyman

Das ISW erklärte auf X: „Die russischen Streitkräfte führen im Sektor Charkiw-Luhansk zum ersten Mal seit über anderthalb Jahren ihres Einsatzes in der Ukraine eine zusammenhängende mehrachsige Offensivoperation durch, um ein operativ bedeutsames Ziel zu verfolgen.“

Die Offensive findet demnach zur Stunde auf vier Achsen zwischen den Schwerpunkten Kupjansk in der Region Charkiw und Lyman in der Oblast Luhansk statt - und damit auf einer Breite von bis zu 80 Kilometern. Hier wollen die Russen offenbar an vier Punkten vorstoßen, um in einem zweiten Schritt einen ganzen Frontabschnitt schließen zu können. Es müssen sehr viele Soldaten beteiligt sein.

Ein russischer Panzer feuert im Ukraine-Krieg in der Region Kupjansk auf feindliche Stellungen. © Russian Defence Ministry/Imago

Nächste Russland-Offensive im Sektor Charkiw-Luhansk gemeldet

Der „Entwurf“ dieser Offensive und „ihre anfängliche Durchführung markieren bemerkenswerte Wendungen im russischen Ansatz auf operativer Ebene“, schreibt das ISW weiter zum neuen russischen Großangriff im Nordosten der Ukraine. Denn: Bisher hätten die Russen „entweder große Truppenmassen gegen einzelne Ziele, zum Beispiel Bachmut und Awdijiwka“ gerichtet oder „mehrere Angriffen entlang von Vormarschachsen“ gefahren, „die zu weit entfernt waren, als dass sie sich gegenseitig unterstützen“ hätten können.

Im Gegensatz dazu umfasse „die aktuelle russische Offensive im Sektor Charkiw-Luhansk Angriffe entlang vier paralleler Achsen, die sich gegenseitig unterstützen, um mehrere Ziele zu verfolgen, die zusammengenommen wahrscheinlich operativ erhebliche Gewinne bringen“ können, heißt es in der Einschätzung der viel zitierten US-Denkfabrik.

Ukraine-Krieg: Russlands Armee ist vielerorts in die Offensive übergegangen

Am Donnerstagabend war nicht bekannt, inwiefern und in welchem Ausmaß die russischen Invasionstruppen von Kreml-Autokrat Wladimir Putin an diesem sehr breiten Frontabschnitte Gebietsgewinne erzielen konnten. Dass die Landstreitkräfte Kiews derzeit heftig in der Defensive sind, gilt mittlerweile als offenes Geheimnis. Welt Live hat schon vor wenigen Tagen von der Front bei Kupjansk berichtet, dass es nur noch um das Verteidigen gehe und die ukrainischen Soldaten deshalb sogar „Drachenzähne“ aus Beton als Panzersperren aufgestellt hätten.

Streit herrscht in der Ukraine derweil über den offenbar chaotischen Rückzug aus der kürzlich aufgegebenen Industriestadt Awdijiwka. Ukrainische Truppen berichten von angeblich mehr als 800 Soldaten, die sie zurücklassen mussten, der Generalstab dementiert das jedoch. Awdijiwka war am vergangenen Samstag (17. Februar) nach neuneinhalb Jahren Kämpfen seit Beginn des Konflikts im Donbass gefallen. Wohl unter empfindlichen Verlusten für Angreifer und Verteidiger.

Ukraine-Front: Parallel zwei russische Offensiven im Nordosten und im Süden?

Und auch im Süden sind die Russen in die Offensive übergegangen. Konkret: In der südlichen Oblast Saporischschja versuchen die Truppen von Wladimir Putin, bei Robotyne eingebüßte Stellungen in Richtung der Kleinstadt Orichiw wieder einzunehmen. Wie der amerikanische Sender CNN berichtet, hat Russland alleine dort bis zu 50.000 Soldaten zusammengezogen.

Wie viele es im Nordosten sind, ist dagegen nicht bekannt. Schon vor Wochen hatten das ISW und etwa der Spiegel geschrieben, dass Putin eine Großoffensive auf die zweitgrößte ukrainische Stadt Charkiw mit ihren rund 1,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern planen könnte. Die aktuelle „mehrachsige Offensive“ untermauert die Vermutungen. (pm)

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