Hunderte Soldaten bei Awdijiwka gefangen genommen? Ukraine-Armee widerspricht Soldaten
Hunderte in Awdijiwka gefangen genommen? Ukraine-Armee widerspricht eigenen Soldaten
Es sind verheerende Zahlen: In der Ukraine diskutieren Armee, Soldaten und Gesellschaft, wie viele hunderte Männer in Awdijiwka zurückblieben und durch Russland gefangen genommen wurden.
Awdijiwka – Russland verkauft die Einnahme von Awdijiwka in der Ukraine als militärischen Sieg. Dabei hat Moskau die völlig zerstörte Kleinstadt nur unter dramatischen Verlusten eingenommen. So viel gilt als gesichert.
Ukraine-Krieg: Russland bezahlt Einnahme von Awdijiwka mit sehr hohen Verlusten
Wie mehrere Medien kurz vor dem Rückzug unter Berufung auf den ukrainischen Armeesprecher Dmytro Lykhovii berichteten, soll die russische Armee rund 17.000 gefallene Soldaten in und um Awdijiwka beklagen. Ferner sollen weitere 30.000 russische Soldaten in den vergangenen vier Monaten einzig bei den Kämpfen um die einstige Industriestadt verwundet worden sein.
Die Angaben lassen sich nicht unabhängig verifizieren. Aber: Auch die ukrainischen Verluste sind hoch. Darauf lassen Erlebnisberichte ukrainischer Soldaten der 3. Angriffsbrigade schließen, die eingeschlossene Einheiten der 110. mechanisierten Brigade auf den letzten Drücker aus der Stadt holten. Und dennoch sollen Berichten zufolge hunderte Ukrainer dort in russische Kriegsgefangenschaft geraten sein.
Gegen Russlands Armee: Ukraine-Soldaten berichten von heftigen Kämpfen
„Unsere Verteidigungslinien sind zerstört. Der Feind hat sieben Soldaten zu einem von uns. Der Feind rückt vor und vor. Mit seiner Artillerie drängt er uns zurück“, erzählte ein ukrainischer Soldat namens Maxim einem polnischen Kriegsfotografen, dessen Aufnahmen das „heute journal“ des ZDF am Mittwoch (21. Februar) veröffentlichte. „Schrecklich, sehr schrecklich. Viele unserer Männer sind bei der Verteidigung von Awdijiwka gefallen. Sie haben ihr Leben dafür gegeben,“ erklärte ein Kämpfer namens Ilia in dem Beitrag.
Ein anderer Soldat namens Roman schilderte aus Awdijiwka: „Viele Jungs sind verletzt, einige sind gefallen. Aber wir haben es geschafft, viele Soldaten rauszuholen. Sonst wären wir eingekesselt worden. Alle Einheiten sind rausgekommen. Aber man sagt, dass einige Menschen in Kellern zurückgeblieben sind.“
Donbass: Gingen in Awdijiwka 800 ukrainische Soldaten in Kriegsgefangenschaft?
Einige, das sollen Gerüchten zufolge hunderte ukrainische Soldaten der 110. mechanisierten Brigade sein, die in Awdijiwka teils seit Monaten gegen die russische Übermacht gekämpft hatten. „Die Ukraine steht im Osten militärisch mit dem Rücken zur Wand. Das gibt die Armeeführung offen zu, dass es an Soldaten und an Munition fehlt, und an genügend Gerät“, berichtete die bekannte ZDF-Journalistin Katrin Eigendorf aus Kiew.
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Mehr noch: Der Generalstab soll Berichten von Frontsoldaten widersprechen, wonach mehr als 800 Ukrainer in der Donbass-Stadt durch die russische Invasionsarmee von Kreml-Autokrat Wladimir Putin gefangen genommen wurden. Man habe „sie praktisch alleine gelassen und keine klare Strategie verfolgt“, sollen die Soldaten laut Eigendorf kritisieren. Sie merkt an, dass 800 Mann „die größte Anzahl an Kriegsgefangenen seit Mariupol“ wären. Es ist in jedem Fall ein gewaltiger Rückschlag für die Ukraine.
Ukraine-Front bei Awdijiwka: Russische Armee erbeutet Bradley-Schützenpanzer
Warum der Generalstab um den neuen Oberkommandierenden Olexander Syrskyj, den sie „Schlachter von Bachmut“ nennen, so lange an Awdijiwka festhielt, obwohl die 110. mechanisierte Brigade am Ende regelrecht um Entsatz flehte, wurde aus der Hauptstadt auch Tage nach dem chaotischen Rückzug nicht kommuniziert.
Die Aussichtslosigkeit der Kämpfe dort hatte sich mindestens seit Anfang Februar angekündigt, weil sich die russische Zange immer weiter zuzog und zum Rückzug nur noch eine Landstraße auf offenem Feld blieb. Fotos russischer Agenturen und Videos russischer Militärblogger zufolge ließen die Ukrainer auch mehrere zerstörte Schützenpanzer Bradley M2 sowie Transportpanzer M113 aus amerikanischer Produktion zurück, die die Russen jetzt inspizieren können.

Neue russische Offensive bei Robotyne im Süden der Ukraine
Laut der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) und ukrainischen Bloggern versuchen die Truppen Moskaus unmittelbar hinter Awdijiwka nachzusetzen, um weiter vorzurücken. Bislang sei dies aber verhindert worden.
Zudem haben die Russen offenkundig eine neue Offensive bei Robotyne in der südlichen Region Saporischschja gestartet, um dort eingebüßte Stellungen in Richtung der Kleinstadt Orichiw wieder einzunehmen. Wie der amerikanische Sender CNN berichtet, hat Russland alleine dort bis zu 50.000 Soldaten zusammengezogen. (pm)