BN sagt dem Berufkraut den Kampf an
Der Eindringling Berufkraut gefährdet zunehmend die einheimische Artenvielfalt. Der BN in Vierkirchen hat der Verbreitung der Pflanze den Kampf angesagt.
„Dieses Jahr ist es besonders schlimm“, stöhnt Sabine Gerhardus, Vorsitzende der Ortsgruppe des Bund Naturschutzes (BN) Vierkirchen. Sie ist gerade wieder einmal dabei, ein weiteres Berufkraut vor ihrem Haus zu jäten. Warum sich diese Pflanze, auch Feinstrahl genannt, gerade in diesem Jahr so extrem vermehrt, kann sie sich nicht erklären. Fest steht aber, dass sich der sogenannte Neophyt, also ein pflanzlicher Einwanderer, in den vergangenen Jahren massiv verbreitet hat. Nicht nur in Vierkirchen, sondern im ganzen Landkreis.
Eindringling verdrängt einheimische Gewächse
Das Problem an der Pflanze, die ursprünglich aus Nordamerika stammt und im 18. Jahrhundert eingeschleppt wurde, ist, dass sie einheimische Gewächse verdrängt. Auch solche, die für Insekten lebenswichtig sind. Somit gefährdet der Eindringling die heimische Artenvielfalt.
Da das Berufkraut durch Mähen nicht dauerhaft beseitigt werden kann, bereitet dessen massenhaftes Auftreten mittlerweile große Probleme, vor allem in Biotopen. „Die Verbreitung der Pflanze wird durch den Klimawandel begünstigt. Sie hat in Europa keine natürlichen Feinde und vermehrt sich ungeschlechtlich“, erklärt BN-Ortsvorsitzende Gerhardus. „Eine einzige Pflanze bildet zwischen 10 000 und 50 000 Samen, die durch den Wind verbreitet werden“, erklärt die Naturschützerin.
In offenen Böden fasst das Berufkraut schnell Fuß. Es findet sich dann vor allem in Brachflächen, an Wegrändern, aber auch in Gärten und Kommunalbeeten. „Und inzwischen leider auch in Wiesen und Weiden“, so Gerhardus. Bestes Beispiel dafür ist die Blumenwiese in der Nähe des Vierkirchner Naturbades. Dabei wurde genau diese von der Gemeinde Vierkirchen zur Förderung der Artenvielfalt angelegt. Bereits mehrere Male hat die BN-Ortsgruppe in diesem Jahr dort schon das Kraut entfernt. Und dennoch sprießt es derzeit wieder großflächig.

Im Rathaus Vierkirchen, aber auch im Landratsamt Dachau ist man sich des Problems bewusst. Man versuche die Pflanze zurückzudrängen, aber groß angelegte Gegenmaßnahmen gebe es auf Gemeinde- oder Landkreisebene bisher noch nicht. „Da existieren sicher problematischere Arten“, so Maria Mayer, Naturschutz-Fachkraft am Landratsamt Dachau. Das sieht auch Gerhardus so. „Das stimmt. Gerade gegen das sich massiv verbreitende Springkraut kommt man kaum mehr an“, so die BN-Vorsitzende. Diese Plage greife aber vor allem in den Wäldern um sich. Das Berufkraut-Problem fände sich jedoch quasi vor der Haustüre. „Da haben wir eben jetzt noch die Chance, eine weitere Verbreitung zu vermeiden. Aber nur, wenn jeder Einzelne mithilft.“
Bevölkerung wird um Hilfe gebeten
Und so bittet der BN die Bevölkerung darum, soviel Berufkraut wie nur möglich zu entfernen. Sei es im eigenen Garten oder auf öffentlichen Flächen. „Ganz wichtig ist, das Kraut mit der Wurzel herauszureißen oder auszustechen. Es darf dann keinesfalls in der Natur oder auf dem Kompost entsorgt werden, sondern gehört in den Hausmüll“, betont Gerhardus. Die Blüten dürften auch nicht liegenbleiben. Sie reiften nämlich nach und bildeten noch keimfähigen Samen aus. Allerdings ist es nicht immer ganz einfach, das Berufkraut von der Kamille oder der Aster zu unterscheiden. Am ehesten erkennt man den pflanzlichen Eindringling daran, dass er ungeteilte und grob gezähnte Blätter aufweist.
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In der Schweiz ist der Vertrieb der Pflanze, die bis zu einem Meter hochwachsen kann, nach Angaben des BN seit heuer verboten. Dort fordere man Grundstücksbesitzer auf, die Verbreitung der Art einzudämmen und Bestände zu vernichten.
Bürger, die den Bund Naturschutz bei Aktionen gegen die Neophyten oder bei der Pflege von Biotopen unterstützen möchten, finden unter www.bn-vierkirchen.de entsprechende Kontakte.
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