Schon lange fordert Waakirchen, das zum Schutz des Trinkwassers im Schopfloch an der B472 Leitplanken installiert werden. Das soll nun auch geschehen - aber nur am südlichen Straßenrand.
Waakirchen – Das kostbarste Gut der Gemeinde Waakirchen hat seine Quelle im Schopfloch. Dort befindet sich der Tiefbrunnen, der die Trinkwasserversorgung speist. Nicht weit entfernt braust der Verkehr auf der B 472 vorbei. Um zu verhindern, dass bei einem Unfall Öl oder andere Schadstoffe im Schutzgebiet versickern, kämpft die Gemeinde Waakirchen schon seit Jahren darum, dass Leitplanken installiert werden. Jetzt hat das Staatliche Bauamt Rosenheim eine Entscheidung getroffen, die Bürgermeister Norbert Kerkel (FWG) „geradezu skurril“ findet – und nicht hinnehmen will.
Wegen Radweg sieht Behörde keinen Bedarf für eine Leitplanke
Schriftlich kündigte das Amt an, demnächst eine Schutzplanke südlich der Bundesstraße installieren zu lassen. Im Norden sei dies wegen des neuen Geh- und Radwegs, der vom Hoppe-Bräu in Richtung Bad Tölz führt, und der abgeflachten Böschung inzwischen überflüssig. „Eine technische Schutzeinrichtung wird hier als unnötiges Hindernis angesehen“, heißt es in einem Schreiben, das Geschäftsleiter Markus Liebl im Gemeinderat verlas.
Der Inhalt sorgte insgesamt für Kopfschütteln am Ratstisch. So schilderte der Vertreter das Amts auch, warum die rund 130 Meter lange Strecke im Wasserschutzgebiet noch immer ohne Leitplanken ist. Der in Auftrag gegebene Bau sei wegen der Stahlpreisverteuerung nicht zur Ausführung gekommen, heißt es in dem Schreiben. Nun sei die Installation für Mitte April zugesagt.
Bürgermeister Kerkel: „Das verstehe ich wirklich nicht“
Geschützt werden soll nun aber lediglich der südliche Straßenrand. „Das verstehe ich wirklich nicht“, erklärte Kerkel. Die Argumentation, die Nordseite sei durch den Radweg bereits gesichert, sei auch schlicht falsch. Dies habe sich zuletzt bei einem schweren Verkehrsunfall gezeigt. Wie berichtet, führte am Gründonnerstag ein Überholmanöver zu einer Karambolage mit sechs beteiligten Fahrzeugen. Ein Tölzer erlitt dabei schwere Verletzungen, ein Rettungshubschrauber war im Einsatz. An der Unfallstelle, so Kerkel, zeigten Spuren, dass ein Fahrzeug über den Radweg hinweg die Böschung heruntergerutscht sei. „Das habe ich dokumentiert“, sagte Kerkel. Die Stelle liegt gefährlich nahe an der Trinkwasserversorgung der Gemeinde. Zwar ist der Tiefbrunnen rund 800 Meter Luftlinie entfernt, aber im Graben neben der Bundesstraße fließt der Angerbach. Würde er durch Öl verschmutzt, wäre das Waakirchner Wasser in größter Gefahr.
Beinahe-Katastrophe im Jahr 2017
Eine Beinahe-Katastrophe vom Dezember 2017 ist bis heute unvergessen. Damals rutschte ein Heizöl-Laster von der B 472 in den Graben beim Angerbach. „Zum Glück war der Tanker leer, sonst hätten wir unsere Wasserversorgung vergessen können“, meint Geschäftsleiter Liebl. Schon damals forderte Waakirchen mit Nachdruck Leitplanken hier ein.
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Gemeinde fordert beidseitigen Schutz
Dass das Bauamt des Freistaats sich die Schutzmaßnahme an der Nordseite sparen wolle, könne er nicht nachvollziehen, meinte Kerkel. „An der B 318 wird jeder Baum mit Leitplanken ummantelt. Und hier geht es um ein Wasserschutzgebiet, aus dem 10 000 Leute versorgt werden.“ Er werde sich mit der Auskunft des Staatlichen Bauamts nicht zufriedengeben, kündigte der Bürgermeister an. Schließlich unternehme die Gemeinde auch sonst alles, um im Sinn der Daseinsvorsorge die Bürger mit Wasser in bester Qualität versorgen zu können. Darum werde die Gemeinde erneut wegen der Leitplanken nachhaken: „Wir lassen da nicht locker.“