Hegeschau auf Gut Kaltenbrunn: Eine gemeinsame Strategie für den Wald gefordert

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Bei der Hegeschau auf Gut Kaltenbrunn: (v.l.) Wolfgang Mayr, Vorsitzender der BJV-Kreisgruppe Miesbach, Christian Messner, Landrat Olaf von Löwis, Hubert Billiani und Bernhard Greinsberger. © Christian Scholle

Weg von Interessenskonflikten, hin zum Konsens: Bei der Hegeschau der Jägerschaft auf Gut Kaltenbrunn wurde eine gemeinsame Strategie für einen zukunftsfähigen Wald gefordert.

Kaltenbrunn – Der Wald im Landkreis Miesbach ist vieles: Baustoff- und Energielieferant, Lebensraum für Tiere, Freizeitraum und so auch ein Politikum. Bei der Hegeschau des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) im Kreis Miesbach, die heuer erstmals auf Gut Kaltenbrunn stattfand, standen aber nicht die Interessenskonflikte der Waldnutzer im Mittelpunkt. Es ging ganz klar darum, den Wald als Lebensraum für Mensch und Tier in seiner vielfältigen Funktionalität zu erhalten.

Klimawandel lässt die Waldnutzer enger zusammenrücken

Es ist der Klimawandel, der die Waldnutzer zusammenrücken lässt. „Es geht nicht mehr um Wald und Wild“, hatte Gmunds Vize-Bürgermeister und Jäger Herbert Kozemko bei der Begrüßung der Gäste dargelegt. Zu diesen zählten Bundestagsabgeordneter Alexander Radwan, Landrat Olaf von Löwis, zwölf Landkreis-Bürgermeister, Herzogin Helene in Bayern, die Jägerschaft, Kreisbäuerin Brigitta Regauer und Kreisobmann Sepp Huber, Tierschützer sowie Behördenvertreter. Es gelte, Wut und Grant über den „respektlosen Umgang mit dem Schalenwild“ sowie Ideologien und Eigennutz hintan zu stellen, erklärte Kozemko und forderte ein „ehrliches Miteinander“.

Landrat Olaf von Löwis fordert respektvollen Umgang miteinander

Löwis drang in seinem Grußwort darauf, das schwierige Verhältnis zwischen den Jägern und den Staatsforsten sowie Waldbesitzern aufzuweichen und gleichermaßen die Vegetation, die Hege und den Tierschutz im Blick zu haben. „Wir brauchen einen klimaresistenten, vitalen und gesunden Wald“, sagte Löwis. Mit Blick auf die Waldbegänge, die Erhebung von Verbissspuren und anderen Wildschäden nach objektiven und transparenten Kriterien, die Gespräche mit dem Forstamt sowie die Jagdleitlinien bat er alle Waldnutzer, weiter den Weg des Dialogs zu gehen, einen respektvollen Umgang miteinander zu pflegen und kompromissbereit zu sein: „Gegenseitiges Verständnis ist wichtig. Bleibt miteinander im Gespräch!“

Schlierseer Forstbetriebsleiter verabschiedet sich nach sechseinhalb Jahren

Verständnis auf allen Seiten sei wichtig, meinte auch der Schlierseer Forstbetriebsleiter Jörg Meyer, der sich nach sechseinhalb Jahren im Amt verabschiedete. Es gäbe Konfliktpunkte, aber im Landkreis Miesbach sei man auf dem richtigen Weg, stellte Meyer fest.

Hegeschau des Kreisjagdverbands
Die Trophäen der geschossenen Wildtiere wurden bei der Hegeschau am Samstag der Öffentlichkeit präsentiert. © Christian Scholle

Bundestagsabgeordneter Radwan unterstrich die essenzielle Bedeutung der Information und der Annäherung derer, die in den Themen zuhause seien, damit diese nicht „Leuten überlassen würden, die keine Ahnung haben“. Für Hegeringleiter Bernhard Greinsberger lag der Auftrag, Jagdleitlinien zu generieren, klar bei allen Beteiligten: Waldbesitzern, Forstbetrieben, Jägern, Naturschutz, Bauern, Tierschützern. Alle müssten sich zusammentun, um einen klimaresistenten Wald mit artenreichen Wildbeständen zu schaffen. Dass die Erhöhung der Abschussquoten für Schalenwild, zu denen die Jäger und Heger verpflichtet sind, langfristig nicht zielführend sei, belegte Greinsberger mit Zahlen: „Obwohl die Abschussrate bei Rotwild im Vergleich zu 2019 um 80 Prozent erhöht wurde und wir über 1000 Stück geschossen haben, ist die Verbiss-Situation nicht besser geworden.“

Kreisobmann: „Einen Scherbenhaufen hinterlassen, das will keiner“

Den Wald zu erhalten, sei das Ziel aller, erklärte auch Kreisobmann Sepp Huber. „Einen Scherbenhaufen hinterlassen, das will kein Waldbesitzer, kein Jäger und kein Förster“, sagte der Kreisobmann und Waldbauer und betonte die Wichtigkeit des Monitorings, sowohl bei den Bäumen als auch beim Wild.

„Jeder muss seine Expertise einbringen“, forderte auch Jagdpräsident Ernst Weidenbusch. Wenn die Temperaturen mittelfristig um drei Grad steigen, werden die Bäume nicht mehr funktionieren. Wir brauchen Bäume, die in der Klimaentwicklung bestehen können.“ Für Weidenbusch stand nicht nur fest, dass zusätzliche Baumarten eingebracht werden müssten, sondern auch, dass alle Beteiligten miteinander eine Strategie entwickeln müssten, wie der Wald in 10, 30, 50, 80 Jahren aussehen soll. Es gelte, Schonflächen, Schonzeiten, Prioritätenflächen und alternative wie angepasste Handlungsmöglichkeiten zu diskutieren.

Kreisjagdberater betont, dass der Wald gepflegt werden müsse

Ehe Kreisjagdberater Wolfgang Kuhn unter den Klängen der entsprechenden Jagdhorn-Signale die vorläufigen Abschusszahlen verkündete, ließ er das Jahr aus jägerischer Perspektive Revue passieren. Auch er forderte: „Lasst uns Jäger und Waldbauern auf dem aufbauen, wo es gut geht. Wir leben nicht mehr im Urwald, sondern in einem angebauten Wald, der gepflegt werden muss.“ Beispiele, wie man Wildverbiss vorbeugen kann, sollten später Jäger Hubert Billiani mit Revier in Vorderriß und Tierarzt Christian Messner aus dem Inntal präsentieren, während Korbinian Wolf vom AELF zur Waldverjüngung Stellung nahm. Klar wurde, dass fast überall im Landkreis der Konsens in Sachen Wald viel höher erachtet wird als jedwede Partikularinteressen.

ak

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