Immobilienkrise erreicht Vonovia – Milliardenverlust für Deutschlands größten Wohnungskonzern

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Vonovia bekommt die Folgen der Immobilienkrise weiter zu spüren. Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern rutschte tief in die Verlustzone.

Berlin – Die Folgen der Immobilienkrise machen auch vor Deutschlands größtem Wohnungskonzern nicht Halt: Für 2023 schreibt der Dax-Konzern Vonovia rote Zahlen. Laut Angaben des Unternehmens betrug der Verlust knapp 6,8 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte Vonovia einen Fehlbetrag von rund 669 Millionen Euro verbucht. Der Wert des Vermietungsportfolios lag Ende Dezember 2023 bei rund 83,9 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor hatte Vonovia die Immobilien noch mit 94,7 Milliarden Euro bewertet.

Wegen Immobilienkrise: Vonovia schreibt fast sieben Milliarden Euro Verlust

Auch im Tagesgeschäft lief es für den Konzern 2023 schlechter, teilte der Konzern am Donnerstag (15. März) nach Börsenschluss mit. Der operative Gewinn ging um neun Prozent auf 1,8 Milliarden Euro zurück. Vor allem das Geschäft mit Projektentwicklung und zusätzlichen Dienstleistungen entwickelte sich schwächer. Aufgrund hoher Nachfragen nach Wohnraum in Ballungsgebieten ging es in der Vermietung allerdings deutlich aufwärts.

Konzernzentrale der Vonovia SE in Bochum, 21.08.2023
Die Immobilienkrise trifft Deutschlands größten Wohnungskonzern Vonovia hart. © Malte Ossowski/SVEN SIMON/imago

Die Mieten stiegen per Ende Dezember im Schnitt konzernweit um 3,8 Prozent. In Deutschland betrug die durchschnittliche Miete bei Vonovia 7,63 Euro pro Quadratmeter (Stand Ende Dezember). Die Aktionäre sollen davon profitieren: Das Management will der Hauptversammlung eine Dividende von 90 Cent je Aktie vorschlagen. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern 85 Cent ausgeschüttet.

Für das laufende Jahr erwartet Vonovia ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 2,55 Milliarden bis 2,65 Milliarden Euro. Dabei werden außerordentliche Kosten und Erträge herausgerechnet. Im Vorjahr hatte das Ergebnis bei 2,58 Milliarden Euro gelegen. Der bereinigte Vorsteuergewinn soll zwischen 1,7 Milliarden und 1,8 Milliarden Euro liegen. Im vergangenen Jahr hatte er 1,87 Milliarden Euro betragen.

Krise am deutschen Immobilienmarkt: Baupläne liegen auf Eis

Im Jahr 2023 verzichtete Vonovia nach eigenen Angaben wegen hoher Zinsen und Baukosten vorerst auf den Bau Zehntausender neuer Wohnungen. Zudem sprach sich der Vorstandschef gegen einen Mietenstopp aus. „Bei uns liegen Planungen für insgesamt 60.000 Wohnungen in der Schublade“, sagte Vorstandschef Rolf Buch den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Wir machen alles fertig bis zum Baurecht. Und hoffen, dass sich Bauen bald wieder lohnt und rechnet. Dann wollen wir sofort wieder bauen.“

Seit geraumer Zeit mehren sich Warnsignale am deutschen Immobilienmarkt. In der gesamten Branche wurde laut Zahlen des Statistischen Bundesamts im Juli 2023 der Bau von 21.000 Wohnungen genehmigt. Das entspricht einem Einbruch von 31,5 Prozent oder 9.600 gegenüber dem Vorjahreswert.

Die verminderte Bautätigkeit wirkt sich auf den Wohnungsmarkt aus. Bereits im Januar 2023 musste Bauministerin Klara Geywitz das Ziel der Bundesregierung, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, für dieses Jahr als unerreichbar erklären. In den ersten sieben Monaten des Jahres bekamen gerade einmal 156.200 neue Wohnungen ihre Genehmigung.

Preise für Wohnungen und Bürogebäude sinken in der Immobilienkrise

In der Immobilienkrise geraten zudem Gewerbeobjekte immer stärker unter Druck – an vorderster Stelle Büros, die unter dem Trend zum Homeoffice leiden und zunehmend die Bilanzen von Banken belasten. Die Preise für Gewerbeimmobilien fielen dem Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) zufolge im vierten Quartal 2023 um gut 12 Prozent zum Vorjahreszeitraum beziehungsweise 4,9 Prozent zum Vorquartal – getrieben vom Verfall bei Büroobjekten.

Der Verband, der die wichtigsten Immobilienfinanzierer in Deutschland vertritt, sprach jüngst vom größten je gemessenen Preisrückgang bei Gewerbeimmobilien. Zum Vergleich: Wohnimmobilien verbilligten sich lediglich um 6,1 Prozent binnen Jahresfrist bzw. 1,6 Prozent zum Vorquartal. (bohy/dpa)

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