Probleme am US-Gewerbeimmobilienmarkt verunsichern Deutschland. Auch dort stehen viele Büros leer. Die Situation wird sich wohl nicht so schnell einpendeln.
Berlin – Droht Europa eine Immobilienkrise? Derzeit leidet besonders der Markt für Büroimmobilien. Steigende Zinsen, Inflation und fallende Immobilienpreise sind mögliche Gründe für die dramatische Entwicklung. Auch Deutschland ist betroffen. Derzeit stehen laut Angaben von BNP Paribas Real Estate bundesweit rund sechs Millionen Quadratmeter Bürofläche leer.
Probleme am Büroimmobilienmarkt verunsichern Europa und Deutschland
Die Nachfrage nach Büroraum ist in Deutschland zudem massiv zurückgegangen. Im Jahr 2023 belief sich nach Daten von BNP Paribas Real Estate das Investmentvolumen für Büroimmobilien in Deutschland auf insgesamt nur knapp sechs Milliarden Euro – ein Minus von 73 Prozent gegenüber 2022. Das berichtet das Handelsblatt.
Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken (VDP), rechnet nicht mit einer Stabilisierung der Gewerbeimmobilienpreise. Auch Deka-Vorstand Matthias Danne prognostizierte jüngst laut dem Handelsblatt: „Ich denke, dass 2024 die Preise für Immobilien noch weiter sinken werden, weil die neue Situation noch nicht überall akzeptiert und umgesetzt wurde.“
Droht eine Krise am europäischen Büromarkt? USA oftmals „Vorreiter für Entwicklungen in Europa“
Die Europäische Zentralbank blickt schon länger mit Sorge auf den Abschwung der Gewerbeimmobilienmärkte im Euroraum. Die Aufseher halten die Probleme aber für beherrschbar. Laut dem europäischen Büromietenindex des internationalen Immobiliendienstleisters Jones Lang LaSalle (JLL) ging der Flächenumsatz in Europa im Jahr 2023 auf 8,7 Millionen Quadratmeter zurück – ein Minus von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
„Oftmals dienen die amerikanischen Immobilienmärkte als Vorreiter für Entwicklungen in Europa“, zitierte das Handelsblatt Miguel Rodriguez Thielen, der für das Büro-Leasinggeschäft in Deutschland beim Immobiliendienstleister JLL zuständig ist. Einen großen Einfluss auf die Entwicklung im europäischen Markt für Gewerbeimmobilien könnte der Trend zum Homeoffice sein. Weil viele Beschäftigte seltener ins Büro kommen, brauchen Firmen weniger Bürofläche und ziehen in kleinere Gebäude um. Laut dem Handelsblatt fürchten deshalb einige Experten, dass der Markt nie wieder zum alten Niveau zurückkehren wird.
Sorge vor Finanzkrise: USA kämpft mit Schwierigkeiten am Immobilienmarkt
In den USA weckt die Lage am Markt für Gewerbeimmobilien indes Erinnerungen an die Finanzkrise 2008/2009. Die veränderte Immobiliennutzung und die steigenden Zinsen hätten „dazu geführt, dass kaum noch Käufer bereit sind, größere Gewerbeimmobilien zu kaufen“, sagt Chris-Oliver Schickentanz von der Capitell AG der Tagesschau.
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Seit der Coronapandemie stehen besonders in den USA viele Büros leer, zugleich sind die Zinsen kräftig gestiegen. In den USA kletterte die Leerstandsquote im vierten Quartal des vergangenen Jahres laut Daten des Analysehauses Moody’s auf 19,6 Prozent – und ist damit so hoch wie nie zuvor in der Erhebung. Besonders stark betroffen sind Metropolen wie Los Angeles, San Francisco oder Philadelphia. Deutschland hat die Folgen des amerikanischen Marktzustands bereits zu spüren bekommen.
Besonders betroffen ist die Deutsche Pfandbriefbank – ein Kreditinstitut, das sich auf die Finanzierung von Gewerbeimmobilien spezialisiert hat. Das Geldhaus hat laut dem Tagesspiegel im dritten und im vierten Quartal wegen seiner Kredite für amerikanische Büroimmobilien seine Risikovorsorge drastisch erhöht und im vierten Quartal rote Zahlen geschrieben. Die erst im November zusammengestrichene Gewinnprognose für das Gesamtjahr hatte das Institut gerade eben noch erfüllt. (bohy)