Die Tegernsee Bahn ist in kommunaler Hand. Um die Strecke vor Spekulanten zu bewahren, haben Tegernsee und Gmund sie im Verbund mit dem Landkreis im Jahr 2012 erworben. Jetzt sehen die Gesellschafter wichtige Ziele erreicht – und denken an Verkauf.
Tegernsee – In nicht öffentlichen Sitzungen hat es schon einige Gespräche zur Zukunft der Tegernsee Bahn gegeben. Als Gesellschafter mit im Boot sind die Stadt Tegernsee, die wie die Gemeinde Gmund 45 Prozent der Anteile hält. Zehn Prozent gehören dem Landkreis. Gemeinsam hatten die drei Partner im Dezember 2012 den 12,4 Kilometer langen Schienenstrang zwischen Schaftlach und Tegernsee mitsamt den zugehörigen Liegenschaften erworben. Eigentümerin war bis dahin die Tegernseer Immobilien- und Beteiligungsgesellschaft (TAG) gewesen. Mit dem Kauf wollten die Kommunen den Betrieb der Bahnstrecke auf Dauer sichern.
Kommunen wollen Bahnstrecke nicht auf Dauer selbst betreiben
Elf Millionen Euro legten die Gesellschafter damals auf den Tisch, um die TAG-Flächen dem Zugriff von Spekulanten zu entziehen. Inzwischen, so wird gemunkelt, haben die Kommunen genug von ihrer Aufgabe und denken an Verkauf. Auf Gerüchte zu Beschlüssen aus nicht öffentlichen Sitzungen angesprochen, erteilt Michael Bourjau, TBG-Geschäftsführer und Tegernsees Vize-Bürgermeister, Auskunft.
„Es ist richtig, dass ich beauftragt bin, eine strategische Lösung für die Zukunft der TBG zu finden“, erklärt er. Mit dem Beitritt zum MVV und der Unterschrift zur Elektrifizierung der Strecke hätten die Gesellschafter wichtige Ziele erreicht. Es sei aber keine kommunale Aufgabe, eine Eisenbahnstrecke auf Dauer zu betreiben.
Mit Herausforderungen der Zukunft überfordert
Naturgemäß fehlt den jetzigen Eigentümern auch die Expertise. „Die Gesellschafter sind mit den Herausforderungen der Zukunft überfordert“, machte Bourjau deutlich. Darum habe man ihn schon vor Längerem gebeten, Gespräche mit künftigen Partnern zu führen. Diese seien auch erfolgreich verlaufen, lässt er durchblicken. Zu weiteren Details äußert sich der Geschäftsführer zum jetzigen Zeitpunkt nicht.
Hohe Anforderungen an Interessenten
Wohl aber zu den Grundanforderungen an die Interessenten. Wer die Tegernsee Bahn übernehmen wolle, müsse bereit sein, die TBG als Gesellschaft zu erhalten und die zugehörigen Arbeitsplätze zu sichern, macht Bourjau deutlich. Zudem müsse er nachweislich über die nötige Kompetenz für den Betrieb einer Bahnstrecke verfügen. Nicht zuletzt ist eine ordentliche Finanzkraft Voraussetzung, wie der Geschäftsführer betont: „Es müssen die Investitionen insbesondere im Rahmen der Elektrifizierung zugesichert werden.“
Die Geschichte der Tegernsee Bahn reicht bis ins Jahr 1882 zurück. Damals erteilte der bayerische König Ludwig II der Eisenbahn-Actiengesellschaft Schaftlach-Gmund die Erlaubnis zum Bau und Betrieb einer Eisenbahnverbindung von Schaftlach nach Gmund.
Elektrifizierung muss finanziert werden
Im Oktober 2024 reiste Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter zur Unterzeichnung des Elektrifizierungsvertrags an den Tegernsee (wir berichteten). Dabei ging es zunächst nur um die Förderung der Planungsleistungen, die der Freistaat komplett übernimmt und wofür er 2,3 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Für den Bau selbst ist von 16 Millionen Euro die Rede. Mit dem Baubeginn, hieß es bei diesem Termin, sei frühestens im Jahr 2030 zu rechnen.