Zwischen Glaube und Wissenschaft
Er ist Professor und Pfarrer. Wie beides zusammengeht, darüber spricht Prof. Andreas Wollbold vom Pfarrverband Massenhausen anlässlich seines Priesterjubiläums.
Massenhausen - Pfarrer Professor Dr. Andreas Wollbold ist seit 40 Jahren Priester. Wer ihm begegnen möchte, hat ein ganzes Bündel an Möglichkeiten: Ob in TV-Beiträgen, etwa in der BR-Abendschau, im Pfarrarchiv Fürholzen oder bei k-TV. Wollbold hat Bücher geschrieben, wissenschaftliche Analysen zu bedeutenden theologischen Werken verfasst. Die Liste seines Schaffens etwa auf Wikipedia ist lange und umfassend.
Im Pfarrverband Massenhausen ist er bereits seit 20 Jahren als Priester in Fürholzen, Hetzenhausen und Günzenhausen tätig. Lange schon heißt es in diesen Gemeinden: „Unser Pfarrer ist der Professor.“ Offiziell wird seine Tätigkeit als Kleriker mit überpfarrlichem Auftrag beschrieben. Mit scheinbar nicht enden wollender Energie ist der beliebte Geistliche im Einsatz – wie zuletzt bei Einweihungsfeierlichkeiten etwa in Günzenhausen beim neuen Feuerwehrhaus, den GOD-Sportanlagen einerseits und natürlich bei Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen andererseits.
Noch vor wenigen Tagen ist er von einem Treffen in Rom mit seinen damaligen Studienkollegen von vor 40 Jahren in das Pfarrhaus in Fürholzen zurückgekehrt. Über das Wochenende musste er den Semesterbeginn für seinen Lehrstuhl für Pastoraltheologie an der LMU vorbereiten, am Sonntagvormittag Gottesdienste halten. Dazwischen hat er sich Zeit für ein Gespräch mit dem FT genommen.
Herr Pfarrer, wie haben Sie Ihre Berufung gefunden?
Ich bin in einer kirchlich sehr engagierten Familie aufgewachsen, und unsere Pfarrei war sehr lebendig. Da lag für mich die Frage beinahe in der Luft, ob ich nicht Priester werden wollte. Je mehr ich darüber betete und mit guten Ratgebern sprach, umso klarer war mir die Priesterberufung. Später habe ich auch nie mehr an ihr gezweifelt.
Was erfüllt Sie denn in Ihrem „Job“?
Die Gewissheit, genau auf dem Platz zu stehen, den der Herrgott einem bestimmt hat, gibt mir sehr viel Zufriedenheit, ja inneren Frieden. Den behält man, auch wenn beispielsweise einmal die Erfolge ausbleiben oder wenn es Gegenwind gibt. Umso schöner sind dann natürlich doch die Momente, in denen ich Menschen wirklich etwas geben kann, etwa bei einer Hochzeit oder in einem Todesfall. Ein besonderes Geschenk sind Menschen, die echt gläubig sind und die unbeirrt ihren Weg gehen.
Hatten Sie mal eine Glaubenskrise?
Nein, und dafür bin ich auch dankbar. Gerade als Professor begegne ich natürlich tausend Argumenten gegen den Glauben. Aber kein einziges ist wirklich umwerfend. Den meisten dieser Argumente sieht man an, dass Leute einfach nicht glauben wollen und sich dafür die Gründe zurechtlegen. Umgekehrt muss man auch glauben wollen: Ich will es und ich will unbedingt daran festhalten.
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Die Kirche befindet sich definitiv in einer Krise, zumindest hierzulande. Wie muss sie sich weiterentwickeln, um dem Trend entgegenzuwirken?
In der Tat, Deutschland und Europa bilden da eher eine Ausnahme vom Trend. Weltweit wachsen vor allem das Christentum und der Islam, die Zahl der Nicht-Gläubigen geht dagegen am meisten zurück. Das heißt für uns: Die Kirche wird nur aus der Krise herauskommen, wenn in ihr der Glaube wieder kraftvoll und selbstbewusst wird.
Was können Gläubige zur Stärkung der katholischen Kirche tun?
Der Priestermangel ist vielleicht ein Wink Gottes mit dem Zaunpfahl: Kirche, das sind wir alle. Kirche, das sind nicht vor allem Institution, Bischöfe und Priester, Kirchensteuer und Skandale. Die Kirche ist so lebendig, wie ich persönlich gläubig bin und mich engagiere. Wenn wir das alle begreifen, wird die Kirche wieder aufblühen und eine prägende Kraft in der Gesellschaft darstellen.
Was schätzen Sie ganz besonders in Ihrem Wirkungskreis in der Pfarrei Fürholzen?
Ich sage meinen Studenten gerne: Finden Sie Pfarreien gegen den Trend! In der Pfarrei Fürholzen kennen wir natürlich auch all die Probleme der Säkularisierung. Aber es gibt eben doch viele echt gläubige Menschen, und es gibt einen hervorragenden Zusammenhalt. Das haben wir etwa in der Corona-Zeit gesehen, als wir über zwei Jahre jeden Sonntag bei Wind und Wetter den Gottesdienst im Freien gehalten haben. Das macht auf Dauer keiner mit, der nicht von seinem Glauben überzeugt ist.
Noch eine persönliche Frage: Sind Sie nach 21 Jahren zu 100 Prozent in Bayern angekommen, oder fühlen Sie sich noch als Zugereister?
Unbedingt als Bayer. Nur leider spreche ich noch nicht so gut Bairisch, wie ich es verstehe. Überhaupt tritt im Lauf der Jahre neben die Frage „Wo bin ich geboren?“ auch die Frage „Wo will ich einmal begraben sein?“. Meine Antwort darauf: Unter weiß-blauem Himmel.
Mit einem Festtag am Sonntag feiert Fürholzen das Priesterjubiläum von Andreas Wollbold. Beginn ist um 9.30 Uhr.