Karl Obermayr hat in Freising Platz genommen: Eine Enthüllungsgeschichte
„A Hund bist scho, Franze.“ Wer diesen Satz hört, hat sofort ein Gesicht vor Augen: Karl Obermayr. Das Denkmal für Freisings berühmten Sohn wurde enthüllt. Da sitzt er nun in Bronze gegossen, der Karl, an der geöffneten Moosach.
Freising – Von der ersten Idee, dem 1985 verstorbenen Volksschauspieler aus Freising ein Denkmal zu setzen, bis zur Enthüllung seiner Statue sind viele, viele Jahre ins Land gezogen. Doch erst die 2009 gestartete Innenstadtkonzeption mit dem Herzstück der geöffneten Moosach habe wohl den geeigneten Platz geschaffen, Karl Obermayr mit einer Bronzestatue den würdigen Platz zu bieten, sagte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher am Samstag bei der Enthüllung des Denkmals.
Als 2019 der Stadtrat den Projektbeschluss zur Moosachöffnung fasste und 2020 die Bauarbeiten in der Oberen Hauptstraße begannen, ergriff auch der Verein Stadtheimatpflege e.V. die Initiative, lobte einen Wettbewerb aus und ging auf Spendensuche. Rückschläge, aber auch sehr viel Zuspruch habe es daraufhin gegeben, bilanzierte der Vorsitzende des Stadtheimatpflegevereins, Bernhard Reiml, am Samstag – Zuspruch, der es dem Verein leicht gemacht habe, das Projekt durchzuziehen. Und: „Das Ergebnis kann sich sehen lassen.“
Das Ergebnis, jene Bronzestatue nur einen Steinwurf vom Elternhaus Obermayrs in der Kochbäckergasse entfernt, erhielt denn auch nach seiner Enthüllung durch Karl Obermayrs Enkelinnen Olivia und Carla viel Applaus von den Bürgern, von Kulturschaffenden, von Vertretern aus Politik und Kirche, die dem Festakt beiwohnten. Darauf hatte Ioana Luca, jene Künstlerin aus Düsseldorf, die den Wettbewerb gewonnen hatte und das Denkmal erschaffen hat, gehofft. Sich mal neben den Karl Obermayr auf die Stufen zu setzen, forderte sie die Freisinger auf. Die Menschen dazu anregen, sich Gedanken zu machen, dazu könne durchaus das Denkmal des leicht sinnierend dreinblickenden Karl Obermayr animieren, sagte Tobias Eschenbacher.

Und dann hatten Vertreter jener Zunft, in der Karl Obermayr nicht nur im Fernsehen, sondern vor allem auch auf den Theaterbühnen ein ganz besonders begnadeter Mime war, das Wort. Angela Flohr, die Vorsitzende der Laienbühne Freising, würdigte Obermayr als einen, „der seiner Leidenschaft gefolgt ist“ – auch schon, als er mit den Freisinger Laienspielern auf der Bühne des Asamtheaters stand. Und wenn einer wie Karl Obermayr, im Übrigen „ein Meister der Sprachen“, der vom reinsten Hochdeutsch bis zum Bairischen par excellence alles im Repertoire hatte, „es mit einem Satz wie ,A Hund bist scho, Franze‘ schafft, nach 40 Jahren sein ganz eigenes G’schau ins Gedächtnis der Menschen zu rufen, dann muss er ein Großer sein“.
Obermayr, so Flohr weiter, habe nicht immer als Hauptdarsteller agieren müssen, er habe auch im Hintergrund geglänzt, er habe gewusst, dass die Kunst im Detail liege - und das auf Bühnen zwischen München und Hamburg, bei Rollen zwischen Brecht, Schiller und Volkstheater. Kurz: „Karl Obermayr hat sich auch neben dem Scheinwerferlicht unvergesslich gemacht.“ Warten zeichne einen Schaupieler aus – warten auf die richtigen Rollen, warten auf Einsätze, auch warten, dass ein Theater wieder bespielbar sei, so Flohr. Und an Karl Obermayr gewandt: „Du hast bewiesen, dass du warten kannst, denn als Freisinger Original hast du dieses Denkmal längst verdient“. Ein Denkmal, das kein klassisches Helden-Standbild sei, sondern eines, das zum Schmunzeln anrege.

Überraschungsgast Michael Lerchenberg, der zu Beginn seiner Karriere noch mit Obermayr zusammen gearbeitet hat („Karl, lang ist‘s her“), erinnerte an die Beerdigung Karl Obermayrs auf dem Freisinger Waldfriedhof, zu der über 3000 Menschen gekommen waren, sprach von einem „Solitär unter den berühmten bayerischen Schauspielern“, von einem „Thoma-Schauspieler“, von einem, der Ehrlichkeit und Ernsthaftigkeit vereinte, einer, der konsequent, fast schon stur sein konnte, einer, der Leidenschaft und Leidensfähigkeit gleichermaßen besaß, einer, der deshalb sagte, dass man Schauspieler nicht werden will, sondern werden muss, einer, der „ein echter Tragöde“ war, „ein Großer, ein ganz Großer“. Und dann wandte sich Lerchenberg der Obermayr-Statue zu, blickte ihr in die Augen und legte ihr lächelnd die Hand auf den Kopf: „Schee schaut er aus.“