Namibia-Wasserstoff: Leser streiten über Projektende

Das Aus für das Wasserstoff-Projekt in Namibia sorgt für heftige Leser-Reaktionen. In den Kommentaren zum Artikel "In der Wüste von Namibia droht jetzt der deutsche Wasserstoff-Traum zu platzen" werfen viele Leser der Politik Inkompetenz und Ideologie vor. Andere verweisen auf technische Hürden und fehlende Wirtschaftlichkeit. Die Diskussion kreist um verpasste Chancen, falsche Prioritäten und den internationalen Wettbewerb.

Verteilung der Meinung zu "Leserdebatte um Wasserstoff-Aus: Ideologie, Wirtschaft und Technik im Kreuzfeuer"
Die Leserreaktionen zum Namibia-Projekt bündeln eine tiefe Skepsis gegenüber staatlich gelenkter Energiewende. FOCUS Online

Vorwurf grüner Fehlsteuerung

Mit 30 Prozent überwiegt die Meinung, dass ideologisch geprägte Energiepolitik der vergangenen Jahre – vor allem während der Ampel-Regierung – wirtschaftlich schädlich gewirkt habe. Viele Leser sehen im Ausstieg von RWE aus dem Namibia-Projekt einen Beleg dafür, dass frühere Entscheidungen 8auch politische) ohne ausreichende Wirtschaftlichkeitsprüfung getroffen wurden. 

Tatsächlich hat der Energiekonzern RWE Ende September bestätigt, seine Beteiligung am geplanten Wasserstoffprojekt "Hyphen Hydrogen Energy" in Namibia zu beenden. Grund sind hohe Kosten, unsichere Exportstrukturen und fehlende Wirtschaftlichkeit. Das Projekt war 2021 unter der damaligen Bundesregierung als Leuchtturm der deutschen Wasserstoffstrategie gestartet. Unter Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) wird derzeit geprüft, ob Kooperationen mit anderen Standorten – etwa Australien oder Saudi-Arabien – sinnvoller sind.

"Die Ampel und die Vorgängerregierung hat also eine wirtschaftliche Entscheidung zugunsten von Wasserstoff getroffen. Und wer hat dazu die Pläne erarbeitet? Dafür genügt ein Blick auf die Mitarbeiter im Ministerium. Es waren Beamte, welche außerhalb der Wirtschaft stehen, Informationen von Dritten, aus der Presse und den Parteiprogrammen sowie Koalitionsvereinbarungen beziehen. Nur eines fehlt. Der Plan der Industrie mit Zeitangaben, Kosten, Wirtschaftlichkeitsberechnungen usw. Wenn die Beamten darin Einblick hatten, dann immer nur in Teilen. Dieses ist das Dilemma in allen wirtschaftlichen Eingriffen der Regierung in einen funktionierenden Markt. Anders ausgedrückt, sie suchen den Sand aus, der das Getriebe schädigt."  Zum Originalkommentar

"Was für ein Wahnsinn und Größenwahn der letzten Regierung. Speziell Habeck und die Grünen. Wer sollte das denn alles bezahlen, fragt man sich? Das kommt davon, wenn man einen Märchenbuchschreiber als Wirtschaftsminister einsetzt. Mit Ideologie geht auch die beste Wirtschaft mal in die Knie ..."  Zum Originalkommentar

"Typisch Regierungen, die links abgebogen sind. Erst den zweiten Schritt vor dem ersten machen und sich dann wundern, dass nichts klappt. Und das machen die immer und immer wieder. Bildung?"  Zum Originalkommentar

"Wasserstoff - auch eine Herzensangelegenheit der Grünen, wie das E-Auto und die Atom-Aversion. Was deren Handschrift trägt, scheitert immer!"  Zum Originalkommentar
 

Zweifel an Wirtschaftlichkeit und Investitionen

Viele Leser stellen die Wirtschaftlichkeit des Namibia-Projekts grundsätzlich infrage. Kritisiert wird ein Mangel an marktwirtschaftlicher Vernunft. Dabei wird vermutet, Deutschland habe selbst massiv in das Vorhaben investiert. Das stimmt allerdings nicht: Deutschland hat nicht direkt in das Milliardenprojekt investiert, unterstützt aber umfassend institutionell, sozial und technologisch mit einigen Millionen Euro.

"Wie eine Konzernführung so viel Geld in ein Abenteuer stecken kann, bei dem die Profitabilität von Anfang an infrage stand, ist mir ein Rätsel. Sinnvoll vorgegangen optimiert man grünen Wasserstoff erst einmal so weit, dass er den konventionell hergestellten bzgl. Kosten und Preis schlägt und verdrängen kann. Dann erst machen weitere Skalierungen Sinn, um gegen Erdgas anzutreten. Ansonsten schaufelt man sich nur Milliardengräber."  Zum Originalkommentar

"Man fragt sich immer, ob die Rentabilität solcher Projekte vorher durchgerechnet worden ist. Dafür gibt es Techniker und Wissenschaftler, die das können und die natürlich auch einen gewissen Sicherheitspuffer einkalkulieren. Oder ist die Rentabilität nur gegeben, wenn der Staat dauerhaft subventioniert? Das scheint hier wieder mal der Fall zu sein. Die Erklärung "Henne-Ei-Problem" scheint mir nur ein Teil der Wahrheit zu sein."  Zum Originalkommentar

""Die derzeitige Kapazität laut Deutschem Institut für Wirtschaft (DIW): 0,12 Gigawatt – etwas mehr als ein Hundertstel." Das zeigt nur, wie viel Vertrauen die deutsche Industrie in die Wasserstoffpläne der Bundesregierung hat. Vermutlich wird das Vorhaben als wirtschaftlich nicht tragfähig eingestuft. Wenn eine Aussicht auf Profit in Sicht wäre, würden sich sicher auch Investoren finden. Es gilt das gleiche wie für Elektromobilität: Es lässt sich nicht herbeischreiben, wenn die, die investieren sollen, nicht davon überzeugt sind."  Zum Originalkommentar

Kritik an Verantwortung

Manche Kommentatoren werfen der Politik vor, zu großzügig mit Steuermitteln umzugehen. Diese Annahme ist übertrieben: Das Namibia-Projekt wurde überwiegend privat finanziert, staatliche Bürgschaften über Hermes-Deckungen blieben begrenzt. Trotzdem trug der Bund indirekt Risiken. 

"Der ganze Spaß ist wahrscheinlich aufgrund von Hermes-Bürgschaften voll steuerzahlerfinanziert. Bravo, Ampel!"  Zum Originalkommentar

"Grüne Ideen funktionieren nur, wenn man massenweise Steuergeld hineinpumpt. Steuergeld, welches man den arbeitenden, produktiven Menschen wegnimmt. Wobei Grüne die Vokabeln „arbeiten“ und „produktiv“ nicht verstehen werden. Dafür muss im Wörterbuch nachgeschlagen werden, um es anschließend aus dem Fenster zu schmeißen."  Zum Originalkommentar

"Schnell mal 10 Milliarden in den Sand gesetzt, ist das nachhaltig? Ist das Klima in Deutschland dadurch besser geworden? Hat Deutschland dadurch sein Ansehen im Ausland gesteigert oder sich blamiert? Es ist eine Tragödie, was man aus diesem Land gemacht hat."  Zum Originalkommentar

""Im vorigen Jahr hatte RWE noch zehn Milliarden US-Dollar in das Hyphen-Green-Ammoniak-Projekt in dem südwestafrikanischen Land investiert." Jetzt raten Sie mal, wo das Geld hergekommen ist, mal angenommen, es ist nicht im Garten gewachsen."  Zum Originalkommentar

Technische Hürden beim Wasserstoff

Einige Leser bezweifeln physikalische und logistische Aspekte des Wasserstoffimports – etwa die mit Elektrolyse, Umwandlung und Transport verbundenen Energieverluste. Tatsächlich gehen entlang der gesamten Lieferkette – von der Erzeugung über die Umwandlung zu transportfähigen Energieträgern bis zum Endverbrauch – teils mehr als zwei Drittel der eingesetzten Energie verloren. Diese Verluste machen grünen Wasserstoff derzeit teuer und vergleichsweise ineffizient. Neben dem direkten Transport von gasförmigem oder verflüssigtem Wasserstoff werden deshalb auch Energieträger wie Ammoniak oder andere Wasserstoffderivate erforscht, die eine höhere Energiedichte und bessere Lagerfähigkeit besitzen. Der Fokus auf grünen Wasserstoff als alleinige Lösung greift demnach zu kurz. Auch andere Wasserstoffarten spielen eine wachsende Rolle.

"Wasserstoff ist super flüchtig, und es gibt keinen dichten Transportbehälter, der längerfristig einlagern kann. Man kann mit viel Aufwand diesen Verlust zwar verlangsamen, aber ein Schiffstransport von Namibia nach Deutschland sind 2-3 Monate, und auf der Strecke würde 60-70% des erzeugten Wasserstoffs bei Beladung an die Atmosphäre entweichen, selbst in den besten Transportbehältern, die es auf dem Markt gibt."  Zum Originalkommentar

"Ich habe Fragen. Ammoniak als Basis für die Energie der Zukunft? Ehrlich? Ist doch wieder nicht eine Lösung, die uns alle zufriedenstellen wird. Zudem ist Ammoniak doch giftig und die Frage der Lagerung sollte auch geklärt sein…"  Zum Originalkommentar

"Es wäre interessant, den Wirkungsgrad und die Kosten der Wind- und Sonnenenergieerzeugung, der Meerwasseraufbereitung, den Stromeinsatz bei der Elektrolyse, die Umwandlung von H2 in Ammoniak, den Transport nach Deutschland und die Rückwandlung von Ammoniak in H2 festzustellen und zu wissen."  Zum Originalkommentar

"Wieviel Energie wird denn für diese ganzen Umwandlungen und den Transport benötigt? Wieviel bleibt denn netto übrig? Wenn ich den Artikel lese, kann es nicht viel sein - dementsprechend teuer wird das Endprodukt."  Zum Originalkommentar

"Wurden die Solarparks nicht von der KfW finanziert und von China gebaut? Ist nicht der Transport von Ammoniak mit Schwerölschiffen kontraproduktiv?"  Zum Originalkommentar

Skepsis gegenüber grünen Projekten

Rund 10 Prozent der Leser bewerten das Namibia-Wasserstoffprojekt als Beispiel für eine insgesamt gescheiterte Energiepolitik. Tatsächlich gerieten in den vergangenen Jahren mehrere Großprojekte – wie etwa Wasserstoffpipelines aus Nordafrika oder Offshore-Windpläne in der Nordsee – teilweise ins Stocken oder wurden verzögert. Als Reaktion darauf arbeitet das Bundeswirtschaftsministerium momentan an einer Überarbeitung der Nationalen Wasserstoffstrategie 2030. Der neue Fokus liegt stärker auf dezentraler Wasserstofferzeugung und auf der Förderung von Speichertechnologien innerhalb Deutschlands, um Versorgungssicherheit zu erhöhen und die Abhängigkeit von aufwendigen und riskanten Fernimporten zu reduzieren.

"Großträumereien werden auch in Zukunft scheitern. Die Energiewende ist ein Billionengrab und der Verbraucher darf es bezahlen."  Zum Originalkommentar

"Man braucht wohl niemandem mehr erklären, dass die Energiewende spätestens nach dem Abschalten der verbliebenen AKWs gescheitert ist. Mit Regenerativen + Gas wird man nie die benötigten Energiemengen, die für die vollständige Versorgung aller E-Fahrzeuge plus Wohnwärme plus Rechenzentren plus … liefern können. Deutschlands Industrie verliert den Treibstoff. Das war‘s."  Zum Originalkommentar

"Und wieder mal ein Projekt, das scheitert, obwohl viele wissenschaftlich orientierte Experten dies voraussagten. Aber politische Ideologen wussten es wieder besser, unterstützt von allen Medien"  Zum Originalkommentar

Globale Energiepolitik im Fokus

Acht Prozent der Kommentare thematisieren die globale Dimension. China, Saudi-Arabien und Australien investieren massiv in Wasserstoffproduktion – teilweise mit europäischen Partnern. Tatsächlich hat China 2025 die weltweit größte Elektrolyse-Kapazität aufgebaut und dominiert den Exportmarkt für Schlüsselkomponenten.

"Bin mal gespannt, ob wie bei anderen Branchen China mit seinem langen Atem das Geschäft übernimmt und neue Abhängigkeiten schafft."  Zum Originalkommentar

"Russland liefert dem Iran jetzt 4-6 AKW - und der Iran hat Öl und Sonne genug."  Zum Originalkommentar

"Ich wäre dabei, wenn Namibia nach Deutsch-Südwestafrika wäre. Es kann doch nicht unser Ernst sein, die Energieversorgung in die Hände eines Staates wie Namibia zu geben. Haben wir denn gar nichts aus der Abhängigkeit von russischem Öl gelernt? Wer garantiert uns, dass auch noch in 10 Jahren "lupenreine", uns wohlgesonnene Demokraten Namibia regieren? Wir brauchen Atomkraft, um eigenen Wasserstoff herzustellen, bis wir in der Lage sind, den Wasserstoff mit regenerativen Energien zu erzeugen."  Zum Originalkommentar

"Naja, so ist es mit den großen Energieprojekten in Afrika. Was hat man sich seinerzeit von Desertec versprochen? Ist auch sang- und klanglos begraben worden. Schlussendlich geht es immer um den Preis"  Zum Originalkommentar

Debatte um andere Energiequellen

Leser fordern, wieder über Kernkraft zu sprechen. Seit dem Regierungswechsel hat sich der politische Ton tatsächlich verändert: Die Union und FDP befürworten eine Neubewertung moderner Reaktortechnologien (Small Modular Reactors). Ministerin Reiche hat angekündigt, eine Machbarkeitsstudie zur Einbindung solcher Systeme in das künftige Energiemix vorzulegen.
Damit greift die Regierung genau jene Argumente auf, die viele Leser hier betonen – den Wunsch nach Technologieoffenheit und realistischen Lösungen jenseits ideologischer Linien.

"Will man CO2-arme, zuverlässige Stromerzeugung, führt kein Weg an Kernenergie vorbei. Frankreich hat es verstanden, viele andere auch. Siehe China."  Zum Originalkommentar

"Man will weiter auf Photovoltaik setzen, aber Geothermie, welche beständig Energie liefert, auch zu Nachtzeiten, bleibt weiterhin ungenutzt."  Zum Originalkommentar

"Es gibt andere Technologien, die man eher fördern sollte. Z.B. Windräder ohne Rotoren, die Vögel und Natur besser schützen. Energieerzeugung in der Nacht durch Temperaturtausch. Speichertechnologien in Deutschland."  Zum Originalkommentar

"Aus dem H2 kann man grünes Heizöl machen - da gäbe es schlagartig den riesigen Markt der deutschen Ölheizungen- bzw. aller Ölverbraucher. Wie es mit dem Preis aussieht???"  Zum Originalkommentar

"H2 ist der Energiespeicher der Gegenwart und der Zukunft. Damit lassen sich Schwankungen ausgleichen. Die Versorgungssicherheit wird zudem erhöht. In Namibia wird H2 teuer hergestellt, weil Meerwasser nicht geeignet ist für die Elektrolyse und daher teuer aufbereitet werden muss. Das verringert die Wettbewerbsfähigkeit."  Zum Originalkommentar

Ironische Kommentare 

Einige Leser kommentieren mit Spott über "grüne Träume" und "Planwirtschaft". Diese Ironie spiegelt anhaltendes Misstrauen gegenüber politischen Großversprechen.

"Das muss das Grüne Wirtschaftswunder sein oder ist das der Herbst der Reformen, ich bin irritiert."  Zum Originalkommentar

"Wer hätte das gedacht. Die Realität ist eben doch anders, als sich das unsere grünen Mystiker so wünschen ..."  Zum Originalkommentar

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